Die Sammlung lesen
Semiotik, Ikonografie, Ikonologie?! Um Bilder zu lesen, kennt die Kunstgeschichte viele Fachbegriffe. Mehrere theoretische Ansätze versuchen zu ergründen, wie, wann und unter welchen Voraussetzungen wir Bilder verstehen. Denn diese sind an den jeweiligen Kontext gebunden – sie werden nicht jederzeit und überall gleichermassen verstanden. Die Sammlungsausstellung vermittelt dieses Wissen auf besondere Art: Von A wie Archiv bis zu Z wie Zeichen zeigen wir Werke aus der Sammlung, die für Schlüsselbegriffe der Bildbetrachtung stehen. Themen sind Symbolismus und Zeichenlehre, Bildarchive und ihre Systematik, die Darstellung von Politik und Weltgeschehen, Kultbilder sowie die Repräsentation der Psyche. Unter A wie Archiv führt beispielsweise Taryn Simon vor, was es bedeutet, mit einer Flut von Bildern konfrontiert zu sein. Ihre Werkgruppe Picture Collection basiert auf dem umfangreichen Bildarchiv der New York Public Library. Anhand der Begriffssuche deckt sie auf, welchen Kategorien Bilder zugeordnet werden. Demgegenüber steht das Archiv von Allan Porter, Chefredaktor der Fotozeitschrift Camera: 1922–1981 in Luzern erschienen, steht sie für ein wichtiges Kapitel europäischer Fotogeschichte. Öffentliche wie private Archive folgen Sammlungskriterien und bestimmen so, was bleibt und was gesehen wird. Sehgewohnheiten zu hinterfragen und Machtstrukturen zu kritisieren sind Ansätze, die sich in Clemens von Wedemeyers Videoanimation 70.001 widerspiegeln. Er nutzt digitale Mittel, um die Manipulation von Bildern zu thematisieren. Auch die Dreifach-Diaprojektion Charon (MIT Project) von James Coleman befragt den Wahrheitsgehalt von Bildern und wie die Bilder unsere Wahrnehmung beeinflussen. Hannah Villiger wiederum verfolgt mit ihren Polaroidaufnahmen einen intuitiven Zugang zur Bildproduktion, der sich der rationalen Bildbetrachtung widersetzt. Im Spannungsfeld zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein spürt sie ihrem Innenleben nach, um wie auch Miriam Cahn Verborgenes an die Oberfläche zu bringen. Auch bei symbolischen Werken richtet sich der Blick weniger auf das Aussen, sondern auf eine traumartige Welt im Inneren. So stellen beispielsweise Irma Ineichens Landschaften nie bloss die Landschaft selbst dar, sondern stehen ebenso für Ängste, Freuden oder Begehren. In Ferdinand Hodlers symbolistischen Figurenbildern wie Der Tag stehen Frauen oder Männer für abstrakte Begriffe wie Kraft, Introspektion oder die Tageszeiten. Ein Highlight der Ausstellung ist das neu restaurierte Werk The Rigi, Lake Lucerne, Sunset von J.M.W. Turner, welches das Kunstmuseum Luzern dank grosszügiger Unterstützung 2019 ankaufen konnte. Das ABC der Bilder schliesst mit Z wie Zeichen das Alphabet der Bildanalyse. So zeigt Ben Vautier mit einem Augenzwinkern, dass Text und Abbild nicht identisch sind. Die Ausstellung vermittelt, dass Sehen als Fähigkeit, wichtige und unwichtige, tiefgründige und oberflächliche, manipulierte und irreführende Bilder zu unterscheiden – kurz Bildkompete...
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