Ein letztes Mal Public Viewing in Zug

Aus der Meistertraum! So litten die Zuger Fans mit

Not amused: So hätten sich diese EVZ-Fans den Abschluss der Saison nicht gewünscht.

(Bild: wia)

Es war kein schöner Abend für die Zuger. Auch wenn die Niedergeschlagenheit im Berner Stadion deutlich grösser gewesen sein dürfte, steckten die Zuger Fans das Aus des EVZ auch im Public Viewing nur schwer weg. Obwohl einige bereits einen Lichtblick für die kommende Saison nennen.

Samstagabend, Playoff-Finalspiel. Alle die, welche es nicht ins Stadion in die Hauptstadt geschafft haben, all jene, die nichts Besseres vorhaben und doch «irgendwie für die Zuger» sind, alle, die Lust auf emotionsgeladene 60 Minuten Sport haben, versammeln sich vor der Bossard Arena zur Liveübertragung. Das Game hat noch nicht begonnen, die Zuversicht ist noch da, dass Zug endlich, nach 21 Jahren, wieder den Meistertitel nach Hause bringt. Auch wenn an diesem Abend sichtbar ist, dass die Zuger Fans die Phase der Euphorie bereits vor ein paar Tagen hinter sich gelassen haben.

Ein präpubertärer Junge ganz in Blau sitzt mit Freunden und Eltern auf der langen Festbank und wartet auf den Anpfiff. Er scheint schon ziemlich abgeklärt unterwegs zu sein, findet, es sei nicht allzu schlimm, wenn Zug nun doch verlöre. «Weil, nächstes Jahr, da haben wir Genoni. Dann kommt es gut.» Auch wenn er nach kurzem Überlegen hinzufügt: «Es wär ja schon schön, wenn sie die Chance heute packen.»

Mienen verfinstern sich

Da wirken die fünf erwachsenen Herren, die auf einer anderen Festbank sitzen und vor denen sich bereits ein Dutzend leerer Feldschlösschen-Hülsen stapeln, deutlich angespannter. So angespannt, dass sie nicht den Nerv dazu haben, überhaupt eine Prognose zu wagen. «Komm beim nächsten Match wieder, nachdem wir heute gewonnen haben. Dann machen wir ein Selfie», sagt einer von ihnen mit abwesendem Blick. – Das wird nichts werden.

Und wenn Zug verliert? Dann bleibe Hoffnung auf die nächste Saison, finden diese Jungs. «Weil, nächstes Jahr, da haben wir Genoni.»

Und wenn Zug verliert? Dann bleibe Hoffnung auf die nächste Saison, finden diese Jungs. «Weil, nächstes Jahr, da haben wir Genoni.»

(Bild: wia)

Es geht los. Die Konzentration unter dem ausladenden Bossard-Dach steigt. Nach dem 0:1 der Berner verfinstern sich die Mienen. Viele von ihnen, weil sie Dominic Lammers Foul, welches zu einer Zwei-plus-Zwei-Minutenstrafe und zu ebendiesem Goal geführt haben, schlichtweg nicht verstehen können.

Die Aufholjagd der Zuger gelingt vorläufig. Das tut der Stimmung vor der Arena gut.

Eine ältere Dame folgt den Geschehnissen auf dem Bildschirm gespannt. Ein Fan der ersten Stunde? Weit gefehlt. «Ich komme erst seit einem Jahr an die EVZ-Matches», sagt die weisshaarige Frau, die sich ihr Trikot über die Schultern drapiert hat. «Nachdem mein Mann verstorben ist, haben meine Söhne angefangen, mich an die Spiele mitzunehmen.»

Nie zu alt, um noch Fan zu werden: Die ältere Dame schaut sich erst seit einem Jahr die Spiele des EVZ an.

Nie zu alt, um noch Fan zu werden: Die ältere Dame schaut sich erst seit einem Jahr die Spiele des EVZ an.

(Bild: wia)

Das «Ja» auf die Frage, ob sie noch Hoffnung für ihren Club habe, kommt nur zögerlich. Kein Wunder, denn Bern führt mittlerweile 1:2. Dabei wirds letztlich auch bleiben (zentralplus berichtete).

Auch wenn in den letzten Minuten noch einmal Leben aufkommt, das Publikum raunt, nach Atem schnappt, flucht. Mittendrin eine junge Frau, die sich kurz vor Ende kaum mehr halten kann vor Wut. Steht auf, wünscht den Bernern alles Wüste an den Hals, sitzt ab, klopft auf den Tisch, steht wieder auf.

Die Saison ist gelaufen

Es hilft alles nichts. Zug vermag dem Gegner nicht die Stirn zu bieten. 60 Minuten sind um. Die Saison ist gelaufen. Zu sagen bleibt wenig. Ein Mann, der über seinem Trikot eine bestickte Jeansweste trägt, blickt entsetzt auf den Bildschirm, auf dem der Zuger Captain Raphael Diaz eine Erklärung zu liefern versucht, für das, was da passiert ist. Zwei ältere Herren umarmen sich herzlich.

Viele Zuger machen ein richtiges Happening aus den Public Viewings. Hier etwa bot der EVZ Anlass zum Fondueplausch.

Viele Zuger machen ein richtiges Happening aus den Public Viewings. Hier etwa bot der EVZ Anlass zum Fondueplausch.

(Bild: wia)

Es ist nicht die Zeit für grosse Worte. Denn obwohl die meisten Kolinstädter nicht gänzlich überrascht gewesen sein dürften vom Aus ihres Teams, so setzt die Erkenntnis, dass nun alles vorbei sein soll, mit unerwarteter Wucht ein.

Und dann schütteln sie die erste Woge der Trauer ab, fassen sich wieder – Contenance! Einigen Fans gelingt es bereits wenige Minuten nach der Niederlage, Grösse zu zeigen. Sie murmeln Dinge wie: «Diese letzte Strafe von Alatalo, die war absolut unnötig. So ein Pflock.»

Immerhin Genoni

Nun, immerhin haben wir ja bald Genoni, wird nun nicht nur der eine oder andere präpupertäre Fan sagen. Ja, immerhin. Selbst wenn auch die Zwölfjährigen bereits ahnen dürften, dass Genoni den Zugern nicht im Alleingang zum Titel verhelfen wird.

Not amused: Dieser kleine EVZ-Fan folgt dem letzten Match der Saison gespannt.

Dieser kleine EVZ-Fan folgt dem letzten Match der Saison gespannt.

(Bild: wia)

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