Streit um Schweinegeruch in Meggen

Auktion von Hans-Erni-Bildern bringt Bauer Hofer über 20’000 Franken

Kaspar Hofer mit Kälbchen Palmina. (Bild: ida)

Die Welle der Solidarität dauert an: Weil Bauer Kaspar Hofer in Meggen Geld für den Neubau seiner Schweinescheune braucht, hat die Familie Erni Lithografien und ein Originalbild des verstorbenen Kunstmalers Hans Erni verkauft. Doch für den Bauern ist das nur ein Tropfen auf dem heissen Stein.

Besucht man den Hof Hochrüti in Meggen, muss man Bauer Kaspar Hofer erstmal suchen. Hofer ist weiter oben, bei den Guschtis. Dort striegelt er Kälbchen Palmina, welches rund viereinhalb Monate jung ist.

Weiter unten ist der Saustall – dort fing alles an. Anwohner beschwerten sich, dass es stinke. Dagegen hat jemand eine Klage wegen Geruchsemissionen eingereicht. Hofers Existenz auf dem Hof ist bedroht (zentralplus berichtete).

Um die Familie zu unterstützen, versteigerten Doris Erni, die verstorbene Witwe des Luzerner Kunstmalers Hans Erni und ihre Tochter Sibylle Erni ein Originalbild und 39 Lithografien. Der Erlös soll der Familie Hofer zukommen (zentralplus berichtete). Die Auktion lief diesen Montag ab. Rund 18'000 Franken sind zusammengekommen, wie Sibylle Erni gegenüber zentralplus sagt. Das Originalbild wurde von einer Frau aus Arth für etwas mehr als 11'000 Franken ersteigert. Von den 39 Lithos wurden 28 verkauft, vor allem von Menschen aus der nächsten Umgebung Hofers, so Erni. Den Anfangspreis der nicht verkauften Lithos würde Doris Erni begleichen. So würden rund 22'000 Franken insgesamt an die Hofers gehen.

Weshalb es dem Bauern ein wenig peinlich ist

«Die Solidarität ist rüdig gross», freut sich Kasper Hofer. «Es ist einfach überwältigend», sagt der Mann, während es ihm die Tränen in die Augen treibt. «Auf eine Art ist es mir fast schon peinlich, dass ich auf Spenden angewiesen bin.» Doch es ginge nicht anders. Die Gemeinde weigere sich, ihn zu unterstützen. Damit verbunden spricht Hofer auch die negativen Schlagzeilen an, die es gab.

Denn auch die Gemeinde Meggen schaltete sich ein. Diese betonte, dass die Bauernfamilie zwischen den Jahren 1957 bis 1966 knapp 7000 Quadratmeter Land ihrer Liegenschaft verkauft habe. Land unterhalb des Schweinestalls, wo heute mehrere Villen und Häuser stehen. Zudem habe die Umstellung von Mast- zu Zuchtschweinen des Bauers bauliche Veränderungen erfordert, welche ohne Bewilligung erstellt worden seien, so die Gemeinde. Bauer Hofer gab an, nicht zu wissen, dass er überhaupt eine Bewilligung benötigte (zentralplus berichtete).

1,8 Millionen Franken für den neuen Stall

Sibylle Erni sagt zur Begründung der Spendenaktion: «Nur motzen bringt nichts.» Mit dem Erlös der Lithografien und des Originalbilds von Hans Erni habe ihre Familie sowie die Käufer der Werke einen kleinen Beitrag leisten können. Denn die Hofers sind alte Freunde von ihnen. Dass so viel Geld gekommen ist, freut sie. Sie spricht von einem «beachtlichen Beitrag» – doch im Vergleich zu dem, was ein neuer Hof die Familie Hofer kosten wird, ist es nur ein Tropfen auf dem heissen Stein.

Bauer Hofer ist nicht alleine

Eine Klage wegen Geruchsemission gegen einen Saustallhalter ist kein Einzelfall. Wie die «Luzerner Zeitung» am Montag berichtete, muss eine Schweinescheune im Werthensteiner Ortsteil Schachen innert drei Monaten stillgelegt werden. Diesen Montag wurde der Entscheid des Bundesgerichts veröffentlicht. Zudem heisst es in einem separaten Urteil, dass auch kein Neubau einer Schweinescheune möglich sei. Dies aufgrund von Mindestabständen.

Denn Kasper Hofer schätzt, dass ein neuer Hof 1,8 Millionen Franken kosten wird. Kein «Luxus-Stall», werde das, sagt Hofer, sondern ein normaler Stall. «Ich bin froh um jeden Rappen», sagt Hofer. Denn das Geld, was er durch Spenden bekommt, muss er nicht als Darlehen von der Bank aufnehmen. «Ich habe nie erwartet oder gehofft, dass ich das ganze Geld für den neuen Stall durch Spenden zusammenbringe», sagt Kaspar Hofer. «Aber ich bin zuversichtlich, dass sich irgendwo eine neue Tür aufmacht für ein Darlehen.» Auch mit der Landwirtschaftlichen Kreditkasse sei er am Verhandeln.

Das Projekt Hofers ist da, die Baueingabe habe er nun eingeben können. Von Privatpersonen habe er die Zustimmung erhalten, dass sie ihn weiter finanziell unterstützen werden, sobald das Bauvorhaben bewilligt werde.

Böse Stimmen im Brief …

Wie Hofer sagt, sei er durchs Beet von verschiedensten Personen unterstützt worden. Doch es sei schon vermehrt die Arbeiterschicht, die ihn unterstütze. Doch auch die kritischen Stimmen blieben nicht aus. Wenn es laut Hofer auch nur wenige gewesen seien. Beispielsweise habe er einen Brief erhalten – anonym und unfrankiert. In dem sei gestanden, dass dort, wo seine Schüür stünde, längst ein Block stehen müsste. Und dass Hofers Häuser «unter dem Hund» seien. Doch der bescheidene Hofer sagt: «Ich kann darin leben – und für mich stimmt's.» Gemeinsam mit seiner Familie führt er den Hof in siebter Generation.

Verliert trotz harten Zeiten das Lächeln nicht: Kaspar Hofer mit Kälbchen Palmina. (Bild: ida) (Bild: ida)

Hofer will bauern

Doch für Hofers Säue ist es wahrscheinlich zu spät. Am 31. Mai des kommenden Jahres ist Stichtag. «Unmöglich, dass bis dann der neue Stall steht», sagt Hofer. Und wenn das nicht der Fall ist, muss er seine 20 Zuchtschweine und seine zwei Eber schlachten. Das tut dem Bauern weh.

«Es kann passieren, was will: Ich bleibe hier.»

Kaspar Hofer, Bauer

Dennoch ist Hofer optimistisch. Und er gibt sich nicht kampflos. «Ich möchte nur bauern. Nicht mehr und nicht weniger», so Kaspar Hofer. «Es kann passieren, was will: dass ich mit dem Geld eingeschränkt bin oder noch auswärts arbeiten muss. Aber ich bleibe hier.»

Der Hof von Familie Hofer. (Bild: ida) (Bild: ida)
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