Grünes Licht für Theater neben Jesuitenkirche

Aufruf für Einsprachen verpufft wirkungslos

Vorne das geplante Theatergebäude, hinten die Jesuitenkirche: Die Wände der «Box» können entfernt, verschoben oder auch durch Glas ersetzt werden. (Bild: zVg)

Luzerner lieben ihr Theater. Wohl auch deshalb gabs gegen das Baugesuch der neuartigen «Box» neben dem Stadttheater Null Einsprachen. Jetzt kann höchstens noch einer für Probleme sorgen: Petrus.

Als das Luzerner Theater im Dezember über den geplanten Bau «Die Box» informierte, fielen die Reaktionen in Luzern extrem unterschiedlich aus. Während sich die einen von einer Öffnung des Theaters angetan zeigten, wurden andere gar ausfällig. Alle Medien berichteten, doch der Fokus wurde unterschiedlich gelegt. «20Minuten» titelte beispielsweise: «Luzerner Theater plant Mini-Salle-Modulable», da der temporäre Bau ebenfalls als «modular» angekündigt wurde. Die Wutbürger wurden damit aufgeschreckt und riefen in der zugehörigen Kommentarspalte dazu auf, gegen den geplanten Bau Einsprachen einzulegen. Doch der Frust scheint bereits während des Schreibens verraucht zu sein. Denn die Frist ist seit Ende 2015 abgelaufen, Einsprachen gegen den temporären, modularen Bau sind keine eingegangen.

Peter Klemm, Technischer Direktor des Luzerner Theaters, freut sich: «Wir haben gehofft, dass es keine Einsprachen geben würde.» Doch wie die Öffentlichkeit auf ein Projekt an so dominantem Ort reagiere, sei natürlich schwer abzuschätzen.

Zum Bau selbst

Die Box wird 200 Quadratmeter gross sein, 200 Stehplätze oder 150 Sitzplätze bieten. Technisch wird sie minimalst ausgestattet. Der Innenraum der Box wird wandelbar – die Bühnensituationen wie auch die Zuschauertribüne. Auch zur Stadt und zum Markt hin wird man sie öffnen können: Durch bewegliche Wandelemente und Schienensysteme können die Wände verschoben, die Fronten geöffnet oder in den kälteren Monaten Glaselemente eingesetzt werden.

Noch etwas Geduld ist gefragt

Markus Schmid, Präsident des Quartierverein Hirschmatt-Neustadt, sieht keine Probleme bezüglich des neuen Veranstaltungsorts. «In unserem Quartier läuft sowieso sehr viel, daher ist das Einzige, was ich dabei wichtig finde, ein guter Mix des kulturellen Angebots.» Er stehe der Box positiv gegenüber: «Ich finde das Projekt sehr spannend und bin überzeugt, dass es die Kulturstadt Luzern weiter vorantreibt.»

Vorangetrieben werden muss nun auch die Planung, denn die Box soll bereits Anfang September diese Jahres eröffnet werden.

«Wir müssen noch etwas Geduld haben, weil die behördeninterne Vernehmlassung noch abzuwarten ist, bis wir die definitive Baubewilligung erwarten können. Wir werden aber die bereits laufende Planung weiter konkretisieren. Das ist auf der einen Seite die Detailplanung des Baus selbst, zusammen mit dem Architekturbüro TGS-Architekten, und andererseits betrifft es die Planung des Programms in Koordination mit dem Betrieb im Haupthaus», erklärt Klemm. Letzteres sei, auch weil die Box für das Luzerner Theater selbst neu ist, eine sehr komplizierte Planungsaufgabe.

Das Wetter könnte entscheidend sein

Der temporäre Bau kostet rund 800’000 Franken und wird von theaterzugewandten Gönnern privat finanziert. Er wird auf der Rasenfläche zwischen dem Luzerner Theater und der Jesuitenkirche zu stehen kommen. Die Nutzung ist jedoch auf voraussichtlich fünf Jahre befristet.

Ob es noch Knacknüsse bei der Planung gäbe, wollten wir von Peter Klemm wissen. «Die Öffnung des Luzerner Theaters durch die Box steht natürlich im Widerspruch zum Luzerner Wetter, das uns zwingen wird, die Box ab und zu geschlossen zu halten. Diesen Widerspruch attraktiv aufzulösen und zu handhaben, wird eine Knacknuss sein», sagt Klemm.

Grosse Chance für Austausch

Doch in der Box sieht der Technische Direktor vor allem eine Chance: «Wir können aus den gewohnten Mauern ausbrechen und das Angebot anders auffächern. Wir bekommen mit der Box eine spannende Plattform, um mit dem treuen Publikum und hoffentlich viel neuem Publikum über die Theaterarbeit in einen anderen Dialog zu kommen. Die Box ist dafür ein idealer Ort, so gesehen kann man die Box auch als ein Theaterlabor verstehen.»

Es geht dem Theater dabei um eine «radikale Öffnung». Nicht nur Veranstaltungsort, sondern auch ein Ort der Begegnung soll die Box werden. Und das Team des Theaters agiert als Gastgeber. «Wir werden auch in der Box arbeiten, man wird uns und den Darstellern bei der Arbeit zuschauen können. Und man kann uns auch besuchen – vielleicht auch mal nach Feierabend ein Bierchen trinken», sagte Benedikt von Peter an der Pressekonferenz im Dezember. Er und sein Team wollen in dem modularen Spielort nicht nur experimentelle Theaterformen, sondern auch Werke des klassischen Repertoires oder neue Formate zeigen.

Aber die Box soll das Theatergebäude auch entlasten. Sie soll eine Möglichkeit bieten, in dem extrem durchgetakteten Betrieb des Luzerner Theaters räumlich auch mal ausweichen zu können.

Welchen Eindruck haben Sie von der «Box»? Werden Sie jetzt Community-Mitglied und nutzen Sie die Kommentarfunktion.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon