Zu Besuch in Küssnacht, wo Zuger ihrer Lust frönen

Auf einen Drink ins Zeus

Der Badebereich im Zeus in der Rundumsicht. Das Wasser ist angenehme 35° warm.

(Bild: zvg Zeus)

Seit Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, zahlreiche Zuger würden für das Liebesspiel gegen Bezahlung eine Grenze überschreiten – und das Zeus in Küssnacht im Kanton Schwyz aufsuchen. zentralplus ist der Frage nachgegangen und hat sich im Saunaclub umgesehen.

Kalt und nass präsentiert sich der Abend. Als wäre das Industriegebiet Fänn in Küssnacht nicht sowieso schon ein Ort, den man nicht zwingend aufsuchen möchte, wenn es nicht sein muss. Auch das Gebäude eines ehemaligen Fitnesscenters wirkt von aussen nicht besonders einladend. Doch das mit dem Fitnesscenter ist lange her. Denn seit über 20 Jahren ist hier der Saunaclub «Zeus» beheimatet.

Der Belegung der Parkplätze nach zu urteilen, wird es drinnen wohl nicht gerade «full house» sein. Der Versuch, aufgrund der Autokennzeichen auf den Zuger Anteil im Zeus zu schliessen, wird so nicht einfacher. Doch dasjenige Auto, das prominent direkt vor dem Eingang geparkt ist, hat tatsächlich ein «ZG»-Nummernschild.

Antike Götter und Chlorgeruch

Wir entfliehen dem Regen und begeben uns ins Innere. Das Erste, was auffällt, ist der Chlorgeruch. Die Parallele zum Hallenbad kommt nicht von ungefähr, bietet das Zeus doch auch ein Schwimmbad inklusive Whirlpool. 

Schreitet man dann den Gang entlang und steigt die Treppe empor, fallen die Wandbilder mit Motiven aus dem alten Griechenland auf. Wir begegnen antiken Göttern und sogar einem künstlichen Brunnen. Aus den Boxen klingen «Nights in White Satin» und «Wish You Were Here». Die Gemächlichkeit der Musik und die Wärme lösen Trägheit aus. Langsam schlendern wir in Richtung Kasse im ersten Stock.

Ein künstlicher Brunnen im Eingangsbereich sorgt für Ambiente.

Ein künstlicher Brunnen im Eingangsbereich sorgt für Ambiente.

(Bild: sib)

Der Eintrittspreis ist seit jeher derselbe. Wer Zugang zur nach eigenen Angaben «Wellness-Oase der Sonderklasse auf 3’500 Quadratmetern» haben möchte, bezahlt 90 Franken. Für Paare ist es derselbe Betrag. Darin inbegriffen sind sämtliche Softdrinks, ein Willkommensgetränk, Essen im betriebseigenen Restaurant und die Benutzung der Infrastruktur inklusive Sauna.

Das grosse Warten

Bademantel, Handtücher und Badelatschen werden zum Gebrauch abgegeben. In einem Saunaclub ist normale Kleidung ein No-Go. Unter dem Bademantel bleibt nur das Adamskostüm übrig. Zumindest ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist dies zu Beginn schon.

Als wir die Venusbar betreten, wird unser Anfangsverdacht bestätigt: Viele Gäste scheinen an diesem Abend nicht den Weg in die Küssnachter Industrie gefunden zu haben. Aber von «toter Hose» zu sprechen, wäre wohl nicht ganz angebracht.

Der fehlenden Kundschaft geschuldet, sitzen die meisten der rund zehn anwesenden Damen eher gelangweilt da und warten auf die Herren der Schöpfung. Ein Blick zum Swimmingpool zeigt: Ein älterer Mann lässt es sich im rund 35 Grad warmen Wasser gut gehen.

Von Negligé bis nackt

Was bei den Damen auffällt, ist der unterschiedliche Grad der Bekleidung. Klar, viel an hat keine von ihnen. Aber während einige von ihnen im Negligé auf Kunden warten, sind andere abgesehen von den hochhackigen Schuhen komplett nackt. Gerne hätten wir Besitzer Olivier Morand gefragt, ob die Frauen selbst wählen können. Er war für eine Stellungnahme jedoch nicht erreichbar.

Wir beziehen den Willkommensdrink an der Bar und harren dem Schicksal, was wohl als Nächstes passiert. Wie viel Eigeninitiative wird wohl nötig sein? Die Antwort: gar keine.

Lieber Englisch als Deutsch

Denn schon kommt die erste Dame und stellt sich als Melanie* vor. Unter der Woche sei selten viel mehr los als heute Abend. Sie stamme ursprünglich aus Rumänien und sei 22 Jahre alt. Ihr Deutsch ist eher holprig und mit Mundart muss man es schon gar nicht versuchen wollen. Irgendwann fragt sie, ob wir vielleicht auf Englisch wechseln könnten.

Es folgen Fragen zu sexuellen Präferenzen und ob wir denn die Tarife kennen, falls wir uns «zurückziehen» möchten. «100 Franken für eine halbe Stunde und 200 für eine ganze», sagt sie. Ansonsten zeigt sie sich nicht besonders gesprächig. Auch wir tun uns etwas schwer: Worauf soll der Smalltalk basieren, ausser gerade «das ist aber ein schöner Name»? Spätestens als sie energisch beginnt, einem die Schultern zu massieren, macht sich leichtes Unbehagen bemerkbar.

Geschäft bleibt Geschäft

Als sie realisiert, dass das heute nichts wird mit dem «Zurückziehen» in eines der Zimmer oder Suiten, tritt sie sogleich wieder den Rückzug an. Geschäft bleibt Geschäft. Da spielt es auch keine Rolle, dass ansonsten kaum Gäste zugegen sind.

So sieht der Eingangsbereich des Saunaclubs aus.

So sieht der Eingangsbereich des Saunaclubs aus.

(Bild: sib)

Wir gesellen uns zu den gelangweilten Damen in den Sesseln. Sie suchten schon zuvor erwartungsvoll Blickkontakt. Eine Moldawierin namens Mara* beteuert, dass sie beim Sex auf alles stehe. Man wird den Verdacht nicht los, dass es sich hier um Geschäftstaktik handelt. Nachdem wir die Frauen vertrösten, erlischt das Interesse langsam.

Was ist nun mit den Zugern?

Der Abend ist bereits fortgeschritten, und der grosse Ansturm wird wohl auch nicht mehr stattfinden. Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Für die Bademäntel und Handtücher steht in der Garderobe eine Tonne bereit. Den Spindschlüssel abgegeben, geht es die Treppe hinunter, vorbei an den Göttern und Brunnen. Die Musik ist lauter geworden. Anstelle der Moody Blues haben nun elektronischere Klänge Einzug erhalten.

Ob die Zuger nun tatsächlich reihenweise ins Fänn pilgern, um Lust und Liebe zu frönen, liess sich also leider nicht endgültig klären. Dafür wären wir auch auf eine Auskunft von Olivier Morand angewiesen gewesen. Aber eine gänzliche Mär ist es kaum.

Irgendwie war es ja ein ganz netter Abend. Das Geschäftsmodell des Zeus ist darauf ausgelegt, sich nach kurzem Kennenlernen mit einer der Damen auf ein Zimmer oder eine Suite zu begeben. Ansonsten ist man in dem Saunaclub am falschen Ort. Es bleibt im Zeus, von Göttern umgeben, die Hoffnung auf die Götterdämmerung.  

*Namen geändert

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 18.03.2018, 19:23 Uhr

    Ein etwas naiver Bericht deucht mich. Im Zeus geht es um käufliche «Liebe» und diese will nicht beobachtet werden. Diesen Besuch hätte er sich sparen können oder er wäre als Kunde gegangen und könnte dann mitreden!

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