Sprechstunde zeigt, wo der Schuh drückt

Auf ein Wort beim Stadtpräsidenten: Angebot kommt in Zug gut an

Der Zuger Stadtpräsident Karl Kobelt lädt wöchentlich zum Gespräch. (Bild: zvg)

Dinge ansprechen statt die Faust im Sack machen: Wer in der Stadt Zug ein Anliegen hat, wird seit Anfang Jahr vom Stadtpräsidenten persönlich empfangen. Karl Kobelt sagt, was die Menschen in Zug bewegt und wieso dieses Angebot gerade in einer Krise wie der aktuellen wichtig ist.

«Die da oben» ist der Klassiker: Der typische Spottbezeichnung, wenn es um den Ärger über Politiker geht. Gerade in der aktuellen Krise steigt in gewissen Teilen der Bevölkerung der Unmut über die Behörden. Und der schlägt sich teilweise in aggressiver Form nieder. Davon zeugen Berichte über zunehmende Drohungen in der Pandemie gegenüber Bundes- und Regierungsräten. In Luzern zum Beispiel ist der Gesundheitsdirektor Guido Graf vermehrt Zielscheibe von persönlichen Anfeindungen geworden (zentralplus berichtete).

Nur Applaus und Zustimmung erlebt auch der Zuger Stadtpräsident Karl Kobelt nicht. Er hat Anfang Jahr eine sogenannte Sprechstunde ins Leben gerufen (zentralplus berichtete). Die Idee, die es auch in anderen Gemeinden gibt, ist simpel: Wer ein Anliegen hat, kann es direkt beim Stapi deponieren (siehe Box).

«Ärger wird hin und wieder zum Ausdruck gebracht», sagt Kobelt. «Doch Beschimpfungen oder gegen mich gerichtete Bedrohungen habe ich glücklicherweise bislang nicht erlebt.»

Jede Woche kommt jemand

Das neue Angebot soll ausdrücklich den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung stärken, in diesen Zeiten, wo vieles über Zoom-Meetings läuft und reihenweise Anlässe abgesagt werden. Das Bedürfnis scheint vorhanden zu sein. «Die erste Bilanz fällt äusserst positiv aus», sagt der Zuger Stadtpräsident nach rund drei Monaten. Das Angebot werde regelmässig genutzt.

Insgesamt sind laut Kobelt bislang 20 bis 25 Personen mit ihm zusammengesessen. Meistens kommen sie zu zweit, manchmal alleine. «Die fehlenden Veranstaltungen und die geringen Möglichkeiten, bei verschiedenen Gelegenheiten in persönlichen Kontakt mit dem Stadtrat zu kommen, spielen sicherlich mit», meint Kobelt.

Wo in Zug der Schuh drückt

Worüber die Leute mit dem FDP-Politiker reden wollen, entscheiden sie selber. Der Strauss ist laut Karl Kobelt bunt. Ob es um Kinderbetreuung geht oder um ein Bauprojekt, ob ein Anliegen aus dem Gewerbe oder betreffend Ruhe und Ordnung Fragen aufwirft oder auch einfach die Pflanzen in der Stadt zu reden geben: Es ist alles dabei.

So geht's

Wer ein Anliegen hat, kann jederzeit einen Termin bei der Stadtkanzlei vereinbaren (058 728 90 10 oder [email protected]). Karl Kobelts Türe im Stadthaus ist jeweils am Freitag von 11 bis 12 Uhr für alle Interessierten offen (es gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln).

Doch bewirken diese Gespräche auch Handfestes? «Ja, durchaus», sagt Kobelt und erwähnt ein Beispiel: In einem der Gespräche wurde ein Hinweis auf Littering und Lärm in der Altstadt deponiert. Dem sei die Stadt anschliessend nachgegangen.

Doch klar ist: Auch der Stadtpräsident kann nicht zaubern. «Eine Herausforderung ist und bleibt die Erwartung, dass alle Wünsche erfüllt werden können», sagt Kobelt. Obwohl das nicht möglich sei, bleibe das persönliche Gespräch immer wichtig, wie sich gerade in dieser Pandemie zeige. «Aus diesem Grund bin ich offen für alle Anliegen und Dialoge.» Das Angebot, so der Stadtpräsident abschliessend, soll auf alle Fälle weitergeführt werden.

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