Kriens wird um ein Weingebiet reicher

Auf dem Sonnenberg entsteht der Rebhang mit der schönsten Aussicht

Hier auf dem Sonnenberg entsteht ein Rebberg mit Aussicht aufs Horwer Seebecken.

(Bild: jwy)

Am Hang zum Sonnenberg werden bald Weinreben gepflanzt: Der Besitzer des Böschenhofs hat die geplante Anlage bereits ausgesteckt. Dass sich das Gebiet eignet, haben andere schon bewiesen. Allerdings gab es nur eine Bewilligung mit Auflage.

Wer vom Obergütsch oder von Gabeldingen her auf den Sonnenberg spaziert, entdeckt auf der Wiese direkt am Weg seit Neuestem hunderte ausgesteckter Metallstäbe. Prominent auf der Krete sind sie fein säuberlich in Reih und Glied angeordnet. Man braucht nicht viel Fantasie, um herauszufinden: Bald werden hier am Hang Richtung Süden und mit herrlichem Blick aufs Horwer Seebecken Weinreben gepflanzt.

Es ist momentan das Gesprächsthema bei Fussgängern, Anwohnerinnen und Sonnenberg-Interessierten – sie bleiben stehen und wollen wissen, was hier auf diesem exponierten und weitherum sichtbaren Gelände geplant ist.

Marke «Schönwein»

Die Wiese ist Teil eines 50’000-Quadratmeter-Grundstücks, das zum nahen Böschenhof gehört. Dort hat sich die 2018 gegründete Schönwein GmbH angesiedelt, die den «Anbau, Produktion, Verarbeitung und Verkauf von sowie Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, vornehmlich von Wein», bezweckt, steht im Handelsregister.

Die Inhaber wollen sich öffentlich noch nicht zum Projekt äussern – im Verlauf des Sommers werde man mehr darüber erfahren, heisst es auf Anfrage.

Schönwein wurde unter anderem von Beat Eberli gegründet, dem in der Stadt auch ein Conceptstore für Kosmetik und Accessoires gehört.

Hier auf dem Sonnenberg entsteht ein Rebberg mit Aussicht aufs Horwer Seebecken.

Auf einer grossen Fläche wurde das geplante Anbaugebiet bereits ausgesteckt.

(Bild: jwy)

Der Böschenhof gleich neben dem Restaurant Schwyzerhüsli hat eine turbulente Vergangenheit: Er war lange ein Reithof und Therapieort für körperlich und geistig behinderte Menschen (zentralplus berichtete). Dann gab es Probleme mit dem Kanton wegen unbewilligten Aussenbauten in der Landwirtschaftszone – ein nachträglich eingereichtes Baugesuch wurde abgelehnt.

Nun wird aus dem Hof also ein Weingut. Kürzlich wurde auf dem Gelände anstelle des alten Bauernhauses ein neues Wohnhaus gebaut. Auch diesem Bau ging ein langer Rechtsstreit bis vor die Gerichte voraus, weil sich unter anderem die Interessengemeinschaft Pro Sonnenberg gewehrt hatte. Erst nach 10 Jahren erhielt Eberli 2014 schliesslich die Baubewilligung – 2018 wurde gebaut.

Das Interesse ist riesig

Seit nun die Reben auf der Kuppe ausgesteckt sind, ist das Interesse riesig – auch beim Verein Pro Sonnenberg, der die Zusammenarbeit mit den Behörden und Grundeigentümern bezweckt und sich für die Pflege und den Erhalt des Naherholungsgebiets einsetzt. Bei der Generalversammlung am nächsten Mittwoch steht der geplante Weinbau auch auf der Traktandenliste. Eine Meinung zu den geplanten Reben habe man sich im Vorstand aber noch nicht gebildet.

Der Verein hat bereits 2007 einmal erfolgreich Beschwerde gegen ein Bauprojekt in der Landwirtschaftszone auf der Kuppe eingereicht.

Landwirtschaftszone mit Einschränkung

Das Anbaugebiet liegt laut Krienser Bau- und Zonenreglement in der Landwirtschaftszone und zugleich in einer Schutzzone Geomorphologie. Diese tangiert allerdings die landwirtschaftliche Nutzung nicht, solange keine «landschaftsprägenden Geländeveränderungen» anfallen.

Der Krienser Bauvorsteher Matthias Senn hat Kenntnis von den Rebbergen, ein Baugesuch sei dafür nicht nötig gewesen, solange keine Terrainveränderungen anfallen – Terrassierung etwa wäre also nicht zulässig. Oder auch Anlagen wie Hagelschutznetze oder dergleichen müssten speziell bewilligt werden.

In der Höhe an der Grenze

Trotzdem war der Rebbau gemäss Weinverordnung des Bundes bewilligungspflichtig, zuständig ist die kantonale Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) – sie hat der Schönwein GmbH eine Bewilligung mit Auflagen erteilt.

Die Neuanpflanzungen für die Weinerzeugung würden nur an Standorten bewilligt, deren Eignung für den Rebbau nachgewiesen sei, teilt Beat Felder vom Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung mit, der die Bewilligung für den Sonnenberg erteilt hat.

Hier auf dem Sonnenberg entsteht ein Rebberg mit Aussicht aufs Horwer Seebecken.

Die Reben sind gleich neben dem Spazierweg geplant – das Interesse von Spaziergängern ist gross.

(Bild: jwy)

Zu berücksichtigen seien Höhenlage, Neigung, Hangrichtung, das Lokalklima, die Bodenbeschaffenheit, Wasserverhältnisse und die naturschützerische Bedeutung der Fläche. Betreffend Höhe über Meer handle es sich auf dem Sonnenberg allerdings um eine Grenzlage, so Felder. Das ausgesteckte Gebiet liegt rund 640 Meter über Meer. «Die Bewilligung wurde daher mit Auflagen erteilt, welche den Nachteil der Höhe kompensieren werden.» Es stelle sich auch die Frage, ob sich der lokale Weinbau weiterentwickeln soll.

Ökologische Aufwertung

Ansonsten fokussiere die Bewilligung auf rein agronomische Kriterien. «Auflagen anderer Art, wenn nicht terrassiert werden muss, sind uns keine bekannt», so Felder. Die Pflanzung von Reben könne eine Landschaft bildlich und ökologisch aufwerten. «Etliche historische Bauten oder prägende Landschaften werden mit Reben aufgewertet.»

Der Sonnenberg ist ein Weinbaugebiet mit Potenzial, Felder schätzt die Ausgangslage als gut ein: «Die Rebbaugenossenschaft Sonnenberg in Kriens hat bewiesen, dass man am Sonnenberg sehr gute Weine produzieren kann.»

Tatsächlich gibt es am Sonnenberg bereits seit 2012 Weinreben (zentralplus berichtete). Das Weingut Sonnenberg liegt allerdings viel weiter unten in der Liegenschaft Unterhus mitten in einem Wohngebiet. 2015 gab’s dafür den Umweltpreis der Gemeinde Kriens. Der rote Cabernet Jura und der weisse Johanniter sind im Verkauf.

Der geplante Rebhang und der Böschenhof.

Der geplante Rebhang und der Böschenhof.

(Bild: Google Maps)

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