Die Zuger «Brocki»-Models

Auch diese günstigen Kleider machen Leute

Ineke und Rolf, zwei Models vom «Brocki»: Sie tragen günstige Kleidung, zum Teil Markenware, zwischen 90 und 130 Franken. All inclusive.

(Bild: woz)

Wer sich chic einkleiden möchte, braucht nicht ins Modehaus zu gehen. Im Brockehuus Zug findet man nicht nur Kleider in sehr gutem Zustand, sondern auch nigelnagelneue Markenartikel. Und das zu irre günstigen Preisen. Diese «Billigmode» der speziellen Art präsentierten Models vom «Brocki» und von der Frauenzentrale.

 

 

«Gabriella trägt ein Kleid und eine Lederjacke von Hugo Boss sowie eine Handtasche von Michael Kors. Ist sie nicht eine gut aussehende Frau?!», kommentiert Rita Arzethauser-Schmid lustig den Auftritt der Brocki-Mitarbeiterin bei der Modeschau. Diese fand neulich statt während der Generalversammlung der Frauenzentrale Zug, deren grösster Geldgeber ja das Zuger «Brocki» ist – neben den öffentlichen Geldgebern, die für soziale Dienste der Frauenzentrale zahlen. «Und diese tolle Mode gibt es so günstig natürlich nur im Brocki», fügt Arzethauser hinzu. Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.

Auch andere Kolleginnen und Kollegen von Gabriella zeigten Modisches und Exklusives zu günstigen Preisen. Eine Handtasche von Lacoste etwa. Ballerinas von Hilfiger. Eine Hose von H&M. Wer auf Modemarken steht, muss nicht in die teure Boutique. Man kann einfach ins Brockehus Zug gehen und sich umschauen.

Was zunächst einmal schräg und unwirklich klingt, ist tatsächlich wahr. Denn aufgrund des gesellschaftlichen Wohlstands in Zug können die «Brockis» in der Stadt Zug in der Ägeristrasse und beim Ökihof mit einem erlesenen Angebot aufwarten.

Elegant zum Schnäppchenpreis: Edith trägt eine Handtasche von Hugo Boss. Der Designer-Lederjupe kostete vor 15 Jahren fünf Franken und sitzt noch immer top.

Elegant zum Schnäppchenpreis: Edith trägt eine Handtasche von Hugo Boss. Der Designer-Lederjupe kostete vor 15 Jahren fünf Franken und sitzt noch immer top.

(Bild: woz)

900 bis 1’200 Kunden pro Woche

Das kann Hans Küttel, seit 2010 Leiter des Brockehus Zug, nur bestätigen. «Die Qualität der Kleider, die bei uns abgegeben wird, ist überdurchschnittlich. Markenartikel, die teilweise nur zwei-, dreimal getragen wurden, landen bei uns.» Generell trudeln pro Tag etwa 50 bis 60 verwertbare Kleidungsstücke im «Brocki» ein: Blusen, Hosen, Jacken.

Unter den grosszügigen Spendern der Kleider sind sämtliche Schichten der Gesellschaft vertreten. «Angefangen vom Banker über englischsprachige Expats, die aus ihrer Heimat ähnliche Institutionen kennen, bis zu ganz normalen Zugern», beschreibt Küttel seine Beschaffungsklientel.

Junge Familien stark vertreten

Auch die Abnehmerseite sei querbeet durch die gesamte Bevölkerung vertreten. «Ein Drittel unserer Kunden sind Leute, die günstige Kleider wirklich brauchen, etwa Sozialhilfebezüger», sagt der Zuger «Brocki»-Chef. Junge Familien seien ebenfalls eine starke Kundschaft – diese sei aber mehr an preisgünstigen Möbeln als an Kinderkleidern interessiert. «Bei billigen Kinderkleidern sind wir auch nicht so gut sortiert, weil man diese in speziellen Geschäften bekommen kann.»

«Schnäppchenjäger spähen wie kleine Habichte nach presigünstigen Leckerbissen.»

Hans Küttel, Leiter des Brockehus Zug

Ausserdem haben Händler und Schnäppchenjäger das Zuger «Brocki»-Angebot genau im Visier. «Händler, weil diese wissen, dass wir täglich neue Ware reinbekommen», erklärt Küttel. Und Schnäppchenjäger scheuen selbst stundenlange Anfahrten aus Süddeutschland nicht, um sich das ultragünstige Angebot an Markenartikeln im «Brocki» nicht entgehen zu lassen. «Es fahren auch regelmässig Cars aus dem Thurgau zu uns», weiss Küttel. Die Schnäppchenjäger spähten «wie kleine Habichte» nach preisgünstigen Leckerbissen.

Beim jährlichen Gewinn der Zuger «Brocki» in Höhe von rund einer halben Million Franken macht der Verkauf von Kleidern und Möbeln einen Anteil von rund 50 Prozent aus. Insgesamt besuchen 900 bis 1’200 Kunden pro Woche die Zuger «Brockis», die ja nur an zwei halben Tagen geöffnet sind. Der grösste Teil dieses Erlöses geht, wie gesagt, an die Frauenzentrale Zug. Das Zuger «Brocki» hat übrigens 150 Mitarbeiter, die meisten von ihnen arbeiten ehrenamtlich.

80 Prozent sind Stammkunden

«Die Preise werden von uns fix festgelegt», sagt Küttel. Es besuchen aber immer wieder auch Kunden aus Kulturkreisen das «Brocki», die um die schon niedrigen Preise feilschen wollten. Da machen die «Brocki»-Mitarbeiter aber im Normalfall nicht mit. «Lediglich, wenn jemand viel einkauft, gewähren wir Rabatte.» Das scheint sich rumgesprochen zu haben. Denn 80 Prozent der Brockehus-Besucher sind Stammkunden.

Gabriella trägt ein Kleid und eine Lederjacke von Hugo Boss und eine Handtasche von Michael Kors.

Gabriella trägt ein Kleid und eine Lederjacke von Hugo Boss und eine Handtasche von Michael Kors.

(Bild: woz)

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