Begegnungszone und neuer Park

Die Lindenstrasse in Luzern soll aufgewertet werden – ohne den Charme zu verlieren

Stellte das Projekt am Freitag vor: Stadträtin Manuel Jost. (Bild: bic)

An der Lindenstrasse in Reussbühl scheint nicht alles so klar geregelt, wie im Rest der Stadt Luzern. Das macht sie einzigartig. Nun soll die Strasse aber aufgewertet werden. Den Charme der Strasse möchte die Stadt hingegen erhalten – ob das gelingt, liegt aber an den Hausbesitzern.

Die Lindenstrasse in Reussbühl ist in ihrer Art einzigartig. Wer sich hie und da mal in eine der Beizen oder Bars verirrt, spürt, dass hier irgendwie einiges anders ist als im Rest der Stadt. Die Strasse versprüht den Charme eines Ortes, wo nicht alles so pedantisch geregelt ist, wie das in unserem Land sonst fast überall der Fall ist.

Doch nun wagt sich die Stadt Luzern auch hier an eine Aufwertung. Allerdings soll bewusst vieles so bleiben, wie es ist. Denn der Einzigartigkeit des Gebietes scheint man sich auch im Stadthaus bewusst zu sein. Am Freitag lud Baudirektorin Manuela Jost (GLP) zusammen mit vier Mitarbeitenden der Stadt zu einer Besichtigung.

Bislang sind keine Bauvorhaben bekannt

Wie Jost ausführte, geht es dem Stadtrat im Kern darum, mit einer Änderung des Zonen- und Bebauungsplans rechtliche Rahmenbedingungen zu setzen, falls die Grundeigentümerinnen in absehbarer Zukunft ihre Liegenschaften sanieren oder Neubauten erstellen wollen. Es geht also um die Planungssicherheit. Die Liegenschaftsbesitzer wurden in den Prozess miteinbezogen. Konkret soll im Erdgeschoss für neue Häuser künftig eine Mindestraumhöhe von vier Metern gelten, damit verschiedene publikumsorientierte Nutzungen möglich werden.

«Bis jetzt ist uns allerdings kein Eigentümer bekannt, der ein entsprechendes Projekt plant», hielt Jost fest. Zudem gebe es eine Bestandesgarantie, was bedeutet, dass die jetzigen Häuser so stehen bleiben dürfen. Ob sich das architektonische Erscheinungsbild der Lindenstrasse mittelfristig verändert, wird sich also erst noch zeigen.

Freuen darf sich aber auch die Besitzerin des Wohnhochhauses. Dieses dürfte mit den neuen Bestimmungen abgerissen und wieder hochgezogen werden. Vor Kurzem gab es einen Eigentümerwechsel. «Soviel wir im Moment wissen, hat der neue Besitzer auch tatsächlich vor, einen Neubau zu realisieren», sagten die Verantwortlichen der Stadt vor Ort.

Viele Häuser sind heute eigentlich «illegal»

Stadträtin Jost führte weiter aus, dass einige Liegenschaften der Lindenstrasse den heutigen Regeln eigentlich nicht mehr entsprechen. Sie stehen entweder zu nahe am Wald oder weisen eine zu intensive und zu dichte Nutzung auf. Das heisst, sie haben zum Beispiel zu viele Wohnungen oder Gewerbeflächen. Hier gibt es nämlich Vorgaben, die besagen, dass Wohnungen – auch aus sozialen Überlegungen – einen festgeschriebenen Mindeststandard aufweisen müssen. Zum Beispiel bei der Grösse oder der Raumhöhe.

«Derzeit werden in den Gebäuden viele Einzelzimmer vermietet. Wir sind deshalb im Gespräch mit den Eigentümern, um zu erreichen, dass es bei den Wohnungen dereinst allenfalls eine etwas bessere Durchmischung und ein etwas breiteres Angebot gibt», sagte Gaby Wey, Projektleiterin Stadtplanung. Es gehe aber darum, dass bei den baulichen Veränderungen die Bedürfnisse der multikulturellen Bevölkerung, des lokalen Kleingewerbes und des Kreativmilieus einfliessen.

Hier will die Stadt einen Park realisieren. Die Autos müssten dafür in eine noch zu bauende Tiefgarage. (Bild: bic)

Strasse wird zur Begegnungszone

Etwas umfassendere Änderungen sind hingegen auf der Strasse selbst vorgesehen. Geplant ist unter anderem ein neuer Platz neben dem Restaurant Schlüssel. Die Stadt würde dort gerne eine neue Linde pflanzen. Damit der Lindenplatz realisiert werden kann, müssen aber zuerst Lösungen für die dort parkierten Autos gefunden werden. Eine Möglichkeit wäre eine Tiefgarage unter dem Platz, die mit dem Bebauungsplan ermöglicht wird. Dafür müssen aber die Grundeigentümer im Boot sitzen.

Geplant ist auch, den Spielplatz an der Lindenstrasse aufzuwerten. Die Lindenstrasse selber soll zu einer Begegnungszone umgestaltet werden. «Baubeginn ist allerdings frühestens 2023, wenn die Bauarbeiten an der Kantonsstrasse zum grössten Teil abgeschlossen sind. Denn aus verkehrlichen Gründen können die beiden Baustellen nicht gleichzeitig geführt werden», sagte Baudirektorin Jost dazu.

Zur Erinnerung: Die Hauptstrasse zwischen Reussbühl und Kreuzstutz wird zurzeit saniert und verbreitert, damit Radwege und in Richtung Emmenbrücke eine Busspur realisiert werden können. Dazu wurde unter anderem die Reussthalmauer durch eine 22 Meter hohe Stützmauer ersetzt.

So stellt sich die Stadt die Begegnungszone vor. Links der Spielplatz, der erneuert werden soll.

Fluhmühlepark als Sorgenkind

Die Bauarbeiten an der Kantonsstrasse haben auch Auswirkungen auf den Fluhmühlepark. Denn das Grundstück, auf dem sich der Park befindet, wird seit Januar 2021 als Baustelleninstallationsplatz benötigt. Die Stadt hat sich deshalb für einen Ersatz eingesetzt.

Da der ursprünglich geplante grosszügige Park in der Fluhmühle aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsvorstellungen der Grundeigentümerinnen vorläufig nicht realisiert werden kann, wolle man im Bereich der Bahnunterführung von der Fluhmühle zur Lindenstrasse folglich zuerst einmal einen Park in reduzierter Form realisieren, so die Baudirektorin.

So könnte der neue Park im Bereich oberhalb der Gleise aussehen. (Visualisierung: Ulrike Pürschel Dipl. Ing. in Landschaftsarchitektur)

Um den Park zu realisieren, wird die Stadt das Grundstück kaufen. Details dazu wollte Jost indes noch nicht verraten. Der Grosse Stadtrat wird voraussichtlich Ende 2021 über den Baukredit und die neuen architektonischen Bestimmungen an der Lindenstrasse entscheiden. Läuft alles nach Plan, könnte der Park im Herbst 2022 realisiert werden.

Ursprünglich war vorgesehen, auch die Fluhmühle in den Bebauungsplan zu integrieren. Da der Zeitpunkt für bauliche Festlegungen für einige Grundeigentümer zu früh war, hat der Stadtrat entschieden, den Bebauungsplan auf die Lindenstrasse zu begrenzen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 30.04.2021, 11:56 Uhr

    Der Schwachsinn hält Einzug mit Pauken und Trompeten. „Die Bedürfnisse der multikulturellen Bevölkerung, des lokalen Kleingewerbes und des Kreativmilieus“ sollen jetzt genau dort „einfliessen“, und zwar top-down, wo seit Jahrzehnten genau diese Segmente ihre Bedürfnisse ausleben. Eine „Begegnungszone“ soll entstehen, wo Begegnung seit jeher der Teig dieses kleinen Quartiers ist. Nichts zeigt so überdeutlich gleichzeitig die Weltfremdheit und Bürogummigkeit der städtischen Planer, die ideologische Verblendung der Diversity-Propagandisten und die Arroganz des Stadtrates. Geplant ist – sagen wir es doch offen – eine Gentrifizierung à la Teiggi oder Himmelrich als Klientelpolitik und gleichzeitig zur Generierung und Perennierung des eigenen Elektorates.

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    • Profilfoto von Ben
      Ben, 06.01.2022, 11:30 Uhr

      Woher kommt Ihre Bitterkeit?

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