Im nächsten Sommer verlässt er den Klub

Asumah Abubakar, der Krienser Torjäger vom Dienst

Er ist der Dreh- und Angelpunkt der Krienser Offensive: Asumah Abubakar, der vom Thuner Gregory Karlen verfolgt wird. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Neun Skorerpunkte in sechs Spielen hat Asumah Abubakar bisher in der Challenge League erzielt und ist Dreh- und Angelpunkt einer torgefährlichen Krienser Offensive. Es lief aber nicht immer so rund für den schnellen Angreifer, obwohl er schon mit den Besten der Welt kickte.

«Nobody Knows» steht prominent auf Asumah Abubakars Instagram-Profil. «Niemand kann sehen, was in einem Menschen vorgeht», erklärt uns der Stürmer seinen Leitspruch. Für zentralplus ist der 23-Jährige am Interviewtermin erstmal nicht zu erreichen.

«Nobody knows», wo er steckt. Nach mehreren vergeblichen Anrufen bekommen wir aber eine Nachricht: Der SCK-Stürmer befindet sich in der ghanaischen Botschaft, sein Termin wurde vor Ort kurzfristig verschoben. 

Die Angestellten des Passbüros interessiert es offenbar wenig, dass in ihrem Wartezimmer der aktuelle Shootingstar der Challenge League sitzt. Abubakar entschuldigt sich für die Verspätung und spricht noch während der Heimreise mit zentralplus über seine bisherige Karriere, die Zeit in Kriens und seine Pläne für die Zukunft. 

Tilburg sticht Benfica aus

Das Fussball-ABC lernte er als eines von sechs Geschwistern auf den Strassen von Kumasi, der grössten Stadt Ghanas, wie uns der sympathische Torjäger erzählt. Mit gerade einmal 16 Jahren folgte er seinem Vater nach Portugal, eine Fussballkarriere war sein grosser Traum. 

Und das Talent des jungen Afrikaners blieb nicht lange verborgen. In den Nachwuchsmannschaften von Braga und Guimarães verfeinerte Abubakar sein Spiel, auch das grosse Benfica Lissabon wurde auf ihn aufmerksam.

«Sie haben ihr eigenes Leben und ich will mich auch nicht aufdrängen.»

SCK-Mittelstürmer Asumah Abubakar

Der 16-Jährige absolvierte aber zur Zeit des Benfica-Interesses ein Probetraining in Holland bei Willem II Tilburg. Die Verantwortlichen waren von Abubakar begeistert, bereits nach der ersten Einheit wurde ihm ein Vertrag mit Perspektive auf Erstliga-Fussball angeboten. Der dribbelstarke Jungspund unterschrieb daraufhin seinen ersten Profivertrag und wechselte in die Nachwuchsabteilung der Holländer.

Der Sprung in die erste Mannschaft

Nicht einmal zwei Jahre brauchte der mittlerweile 18-jährige Abubakar für den Sprung in die erste Mannschaft von Willem II. Zu der Zeit war übrigens auch ein gewisser Frenkie de Jong (heute FC Barcelona) leihweise von Ajax im Kader der Tilburger, konnte sich aber im Gegensatz zu seinem Kumpel Asumah nie wirklich durchsetzen. 

Für den gläubigen Muslim folgten daraufhin Spiele gegen Teams wie Ajax, PSV und Feyenoord, gleichzeitig stritten sich die europäischen Klubs auf dem Transfermarkt um das Toptalent. Rapid Wien und die Hearts aus Edinburgh versuchten vergeblich, Abubakar von Willem II loszueisen. 

Abubakar verrät zentralplus, dass die beste Offerte aus der englischen Premier League kam: West Bromwich Albion offerierte eine beträchtliche Summe für den 1,83 grossen Angreifer. Willem II blockte aber alle Transfer-Avancen ab. Der Sportdirektor und ehemalige HSV-Verteidiger Joris Mathijsen wollte mit diesem Talent die ganz grosse Ablösesumme einstreichen. 

Ein kurzes Gastspiel für Portugal

Tatsächlich steigerte Abubakar seinen Marktwert 2016 noch weiter: Er absolvierte zwei Europameisterschaftsspiele für die U19 von Portugal und erzielte dabei sogar ein Tor gegen Deutschland. 

Kurz vor dem darauffolgenden Spiel gegen Italien dann aber die Überraschung:  Aus dem Nichts tauchte ein Problem mit seinem portugiesischen Pass auf. Der trickreiche Jungprofi wurde für das weitere Turnier gesperrt, seine damaligen Mitspieler Diogo Dalot (heute AC Mailand) und Ruben Dias (heute Manchester City) scheiterten ohne Abubakar im Halbfinale an Frankreich. 

Mit seinen ehemaligen Mitspielern hat der zurückhaltende und freundliche Ghanaer nur noch selten Kontakt: «Sie haben ihr eigenes Leben und ich will mich auch nicht aufdrängen. Wir tauschen uns nur gelegentlich aus oder gratulieren uns, falls jemandem etwas Gutes gelingt.»

Die folgenschwere Verletzung

Enttäuscht reiste Abubakar zurück nach Tilburg, wo aber der nächste Rückschlag auf ihn wartete. Nach einem Ligaspiel gegen Ajax Amsterdam, damals noch mit Verteidiger Matthijs de Ligt und Tilburg-Kumpel Frenkie de Jong, brach sich Abubakar im Training das Wadenbein. Ganze sieben Monate war der Angreifer daraufhin ausser Gefecht gesetzt, seine Ärzte befürchteten sogar sein Karriereende.

«In Kriens kann ich mich gut für höhere Aufgaben präsentieren.»

Trotzdem kämpfte sich Abubakar mühsam zurück, sein auslaufender Vertrag wurde aber von Willem II nicht mehr verlängert. Die vielen interessierten Grossvereine waren zu der Zeit schon lange abgezogen, der junge Ghanaer wechselte notgedrungen ins fussballerisch beschauliche Maastricht.

Eine wenig erfolgreiche Saison folgte, Abubakar fühlte sich in dieser schwierigen Zeit vom Trainer und Sportchef im Stich gelassen. Frustriert löste der ambitionierte Stürmer im Sommer 2019 seinen Vertrag auf. Ein neuer Klub, der zu seinen sportlich hohen Zielen passte, war aber nicht in Sicht. 

Widerwillig nach Kriens

Es war ein Schock für das einstige Toptalent, als nur ein kleiner Verein aus der zweiten Schweizer Liga an ihm Interesse zeigte: Der SC Kriens, der zurzeit mit neun Punkten aus sechs Spielen auf Rang 5 rangiert und am Samstag bei Schaffhausen gastiert.

Widerwillig wechselte Abubakar damals in die Innerschweiz, heute ist er aber sehr froh über diese Entscheidung. In Kriens könne er sich gut für höhere Aufgaben präsentieren und ausserdem gefalle es ihm sehr im Klub, erzählt Abubakar. 

Die Challenge League will er trotzdem spätestens im nächsten Sommer zum Vertragsende verlassen. Abubakar bestätigt das Interesse des FC Zürich und Amiens im vergangenen Sommer, es kam aber trotz seiner Ausbeute von 15 Toren und 6 Assists in 36 Meisterschaftsspielen zu keiner Einigung der Klubs. 

Nach unserem Kenntnisstand hätte ihn der SC Kriens ziehen lassen. Warum es letztlich nicht geklappt hat, war nicht in Erfahrung zu bringen. Der FC Luzern hat übrigens noch nicht angeklopft, sagt der 23-Jährige, der in der Challenge League mit fünf Toren aktuell die Nummer zwei der Torjäger-Liste ist.

Es bleibt also unklar, wo der Torjäger seine Karriere im nächsten Sommer fortsetzen wird. «Alles ist möglich», meint er lachend. Oder wie er auf Instagram treffend formuliert: «Nobody Knows».

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Mathias Wyss
    Mathias Wyss, 01.11.2020, 00:16 Uhr

    «Der gläubige Muslim» – wird auch bei nichtmuslimischen Sportlern erwähnt, ob sie gläubig sind und welcher Religion sie angehören? Ist doch reine Privatsache und für den Fussball völlig irrelevant.

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    • Profilfoto von Claudio Sidler
      Claudio Sidler, 01.11.2020, 12:15 Uhr

      Da haben Sie Recht. Es ist aber ein wichtiger und grosser Teil seines Lebens und darum eine Erwähnung wert 😉

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    • Profilfoto von Mathias Wyss
      Mathias Wyss, 01.11.2020, 19:16 Uhr

      Danke, Herr Sidler. Das kann man so sehen, wenn die Grenze sehr weit gezogen wird. Der Transfer im Sommer dürfte an den finanziellen Forderungen des SCK gescheitert sein. Im Nachhinein könnte sich der Verbleib in Kriens als verlorenes Jahr für den Spieler herausstellen. Es macht einen Unterschied aus, ob wie in einem echten Proficlub zweimal am Tag trainiert oder nur einmal wie in Kriens. Nun geht er halt gratis im nächsten Jahr oder schon im Winter – falls es dann immer noch Interessenten gibt. Der Profifussball steht vor einer höchst unsicheren Zukunft.

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