Homeoffice-Ausbau? So sieht es in Zug und Luzern aus
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Der Bund will Homeoffice ausbauen. Während der Trend in der Privatwirtschaft in die entgegengesetzte Richtung geht, haben flexiblere Arbeitszeiten auch bei den Kantonen Luzern und Zug hohes Gewicht. Allerdings wollen sie nicht mit dem Bund mitziehen.
Es lohnt sich, beim Bund zu arbeiten. Wie diverse Medien am Montag berichteten, wolle dieser flexible Arbeitsmodelle ausbauen. Heisst: Es solle mehr Homeoffice-Möglichkeiten geben. Das schreibt der Bundesrat in einem Bericht nach mehreren Vorstössen.
Die Vorteile: Der Bund könne Arbeitskräfte binden, weil die flexiblen Modelle «unterschiedlichen Lebensentwürfen und sich verändernden Lebenssituationen Rechnung tragen». Und man könne Bürokosten sparen.
Der Trend begann während der Pandemie, als das Arbeiten in den eigenen vier Wänden, wo immer es ging, vorübergehend zur Pflicht wurde. Danach blieb die Praxis vielerorts bestehen. Auch der Kanton Luzern schrieb damals in der Antwort auf einen Vorstoss: «Die positive Dynamik und die wertvollen Erfahrungen der letzten Wochen bestärken uns, zukünftig Homeoffice noch vermehrt zu fördern» (zentralplus berichtete).
Zwei Arbeitsplätze für drei Angestellte
Das war Mitte 2020. Gut vier Jahre sind seither vergangen. Die Pandemie ist längst passé. Bleibt der Kanton bei der gleichen Meinung und zieht mit dem Bund mit?
Auf Anfrage beim Luzerner Finanzdepartement heisst es: «Wir ermöglichen den Mitarbeitenden ein orts- und zeitunabhängiges Arbeiten. Jede und jeder kann dort arbeiten, wo es die Arbeit erfordert. Sei das zu Hause, im Büro, in Sitzungszimmern oder wo auch immer.» Jede Dienststelle regle dabei die Arbeitsmodelle, inklusive Homeoffice, selbst.
Der Kanton Luzern scheint langfristig mit flexiblen Modellen für seine Angestellten zu planen. Das zeigt sich etwa beim Neubau des Verwaltungsgebäudes am Seetalplatz in Emmenbrücke. Für die 1450 Mitarbeiter sind insgesamt «nur» rund 950 Arbeitsplätze vorgesehen. «Wir rechnen mit 1,4 Mitarbeitenden pro Arbeitsplatz», hiess es 2021 bei der Präsentation des Meganeubaus. Oder in anderen Worten: «Grob gesagt werden dort für drei Mitarbeitende noch zwei Büroarbeitsplätze zur Verfügung stehen.» So schreibt es der Kanton nun auf Anfrage. Heisst, an der Homeoffice-Strategie hat sich nichts geändert. Demgegenüber scheint aber auch kein weiterer Ausbau geplant zu sein.
Zuger Verwaltung hat 50 Prozent Homeoffice
Gleiches heisst es beim Kanton Zug. Vor der Pandemie arbeiteten nur wenige Angestellte der Zuger Verwaltung im Homeoffice. Nun seien es «viele». So schreibt es der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) auf Anfrage. Konkreter wird er nicht. Auch Zug legte 2022 eine Corona-induzierte Überarbeitung der Richtlinien für Kantonsangestellte vor.
50 Prozent der Arbeitszeit müssen sie im Büro sein, der Rest ist frei wählbar. Die Aufteilung der Wochentage ist dabei flexibel. «Die Erfahrungen sind positiv, die Mitarbeitenden schätzen die Möglichkeit der mobil-flexiblen Arbeit sehr», schreibt Tännler. Eine Änderung daran sei derweil nicht vorgesehen.
Während die Angestellten der öffentlichen Hand also zwar keinen weiteren Ausbau von Arbeit in den eigenen vier Wänden erwarten können, verfügen sie bereits über relativ viele Freiheiten.
Privatwirtschaft holt Mitarbeiter zurück
Der Trend in der Privatwirtschaft geht derweil eher in die entgegengesetzte Richtung. So verschärfte der Ebikoner Liftbauer Schindler kürzlich die Regeln. Nur noch einen Tag Homeoffice pro Woche erlaubt die Firma – und nur für ein Fünftel der Teammitglieder und auf speziellen Antrag. Das gilt seit vergangenen Mai.
Zuvor legte bereits der Pharmariese Novartis fest: Die Angestellten müssen 60 Prozent der Arbeitszeit im Büro verbringen. Und auch die Swisscom holte nach der Pandemie die Angestellten vermehrt zurück ins Büro.
Das entspricht einem weltweiten Trend. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens JLL erwarten 87 Prozent der befragten Firmen weltweit zumindest teilweise die Präsenz der Beschäftigten, 33 Prozent haben gar eine Anwesenheitspflicht eingeführt.
Jüngste Zahlen des Luzerner Statistikbüros Lustat zeigen jedoch, Homeoffice ist in Luzern nach wie vor beliebt und verbreitet. So gab 2023 gut die Hälfte aller befragten Männer und Frauen im Kanton an, regelmässig von zu Hause aus zu arbeiten. Vor der Pandemie waren es gut zwölf Prozent weniger.