Geschlossenes Brocki

Die Caritas hat Personalmangel – ein Grund zur Freude

Der Caritas-Standort an der Bleicherstrasse in Luzern. Beim Brocki standen Einkaufswillige samstags vor verschlossenen Türen. (Bild: Archivbild: ida)

Weil Personal fehlte, konnte das Brocki der Caritas in Luzern, «Caritas Wohnen», seine Öffnungszeiten nicht einhalten. Für die Hilfsorganisation zwar eine Herausforderung – aber auch ein Grund zur Freude.

Wer vergangenes Wochenende seine Küche mit neuem altem Geschirr ausstatten wollte oder einen Stuhl suchte, der auch etwas Gebrauchsspuren haben darf, stand bei «Caritas Wohnen» in Luzern vor verschlossenen Türen. Wie einem Aushang im Fenster stattdessen zu entnehmen war, sei es der Hilfsorganisation schlicht «nicht möglich» gewesen, die Öffnungszeiten einzuhalten.

Der Grund? Das Personal fehlt. Im Falle der Caritas ist das auch eine gute Nachricht. Das Luzerner Hilfswerk führt seine Betriebe mit Festangestellten, Lehrlingen, Zivildienstlern und Arbeitslosen. Und letztere finden immer öfter eine Stelle, teilt die Organisation im Aushang mit. «Dies ist sehr erfreulich, führt aber gleichzeitig zu weniger Personal in unseren Betrieben.» Die Caritas bittet deshalb um Verständnis, wenn sie nicht alle ihre Läden immer offen halten könne.

Zahl der Angestellten schwankt stark

Eigentlich ein erfreuliches Problem. Vor einer ähnlichen Herausforderung stand vergangenes Jahr das RAV: Weil Anfang 2024 vergleichsweise wenig Personen arbeitslos waren, musste die Arbeitsvermittlung Mitarbeiterinnen entlassen (zentralplus berichtete).

Gemäss Caritas-Mediensprecher Reto Stalder war der vergangene Samstag aber eine «aussergewöhnliche Situation und eine absolute Ausnahme». Durchschnittlich arbeiteten etwa 20 stellenlose Personen für die Caritas. Diese Zahl könne aber stark schwanken. «Unser Ziel ist es, erwerbslosen Menschen das Rüstzeug zu geben, dass sie eine Stelle finden. Teilweise sind Menschen nur sehr kurz bei uns, weil sie rasch eine Stelle gefunden haben.» Bei manchen dauere es etwas länger, beispielsweise brauchen sie noch eine praktische Ausbildung, ein Bewerbungscoaching oder einen Sprachkurs.

Normalerweise sei die Caritas es aber gewohnt, mit diesen Schwankungen umzugehen. Doch am vergangenen Samstag seien zudem noch viele ihrer festangestellten Mitarbeiter krank gewesen.

Nach Corona-Anstieg hat Arbeitslosigkeit wieder abgenommen

Die Caritas geht davon aus, dass sie künftig weniger Personen in ihrem Arbeitsintegrationsprogramm haben wird. Aktuell seien die Arbeitslosenzahlen tief, Personen fänden schneller eine Anstellung, so Stalder.

Und tatsächlich: Nachdem die Arbeitslosigkeit in Luzern zu Anfang der Corona-Pandemie zugenommen hat, hat sie in den vergangenen Jahren wieder etwas abgenommen. Allerdings ist sie 2024 wieder leicht gestiegen (zentralplus berichtete). Die Arbeitslosenquote im Kanton Luzern betrug gemäss dem Luzerner Statistikbüro Lustat im Jahr 2024 1,6. Sprich: Etwas mehr als eine von hundert Personen, die eigentlich arbeitsfähig wären, haben derzeit keine Stelle und sind als arbeitslos registriert.

Da bald geburtenstarke Jahrgänge pensioniert werden, pendelten sich die Arbeitslosenzahlen wohl auf tiefem Niveau ein, vermutet Stalder. Die Caritas komme deshalb nicht drumherum, ihre Angebote zu fokussieren. Etwa auf das Veloverleihsystem Nextbike, die Gastronomie und ihre Brockis. Dadurch rechne das Hilfswerk damit, auch künftig genügend Angestellte zu haben.

Doch auch wenn die Caritas in den nächsten Wochen wieder ausreichend Personal hat, stehen die Kunden an der Bleicherstrasse bald vor verschlossenen Türen. Das Brockenhaus zügelt wie bereits der Caritas-Markt an die Gerliswilstrasse 42 in Emmenbrücke. Im Februar soll «Caritas Wohnen» unter dem Namen «Second Chance» am neuen Standort eröffnen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Aushang an «Caritas Wohnen» in Luzern
  • Zahlen zur Arbeitslosigkeit im Kanton Luzern von Lustat Statistik Luzern
  • Zahlen zur Arbeitslosigkeit in der Stadt Luzern von Lustat Statistik Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Reto Stalder, Mediensprecher Caritas Zentralschweiz
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