Das digitale Stadthaus rückt näher

App statt Schalter: Zug zeigt sich von seiner smarten Seite

Den Gang zum Stadthaus kann man sich in Zug bald öfters sparen. (Bild: jal)

Bald lanciert die Stadt Zug eine neue App, die den Gang auf viele Ämter überflüssig macht. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur «Smart City». Was das überhaupt bedeutet, soll eine Sonderschau an der nächsten Ausgabe der Zuger Messe zeigen.

Die diesjährige Zuger Messe fällt der Corona-Pandemie zum Opfer (zentralplus berichtete). Die Herbstausstellung findet erst wieder im Oktober 2021 statt. Dann will sich auch die Stadt Zug von ihrer besten – oder vielmehr ihrer smarten – Seite zeigen.

Der Stadtrat möchte nämlich eine Sonderschau auf die Beine stellen. Kostenpunkt: knapp 300'000 Franken. Thema: «Smart City Zug». Der Begriff umreisst die Vorstellung, dass Städte dank digitaler Technologien bürgerfreundlicher, effizienter und fortschrittlicher werden. Im Verkehr kann das etwa heissen, dass eine App dem Autofahrer anzeigt, wo es freie Parkplätze gibt und welcher Weg am schnellsten dahin führt. Die Stadt Zug hat eben erst eine entsprechende Strategie verabschiedet (zentralplus berichtete).

Wenn digital auf analog trifft

Die Stadt Zug gilt als eine der Vorreiterinnen im Bereich digitaler Dienstleistungen. Sie hat schon früh mit Krypto-Technologien experimentiert und bietet seit mehreren Jahren eine digitale Identitätskarte an. Mit der Sonderschau will die Stadt ein abstraktes Thema greifbar machen und Vorbehalte abbauen.

«Wir können so ein komplett anderes Publikum ansprechen, als wir es über die digitalen Kanäle erreichen.»

Regula Kaiser, Stadtentwicklung

«Uns geht es auch um die Botschaft: Wir sehen in der Digitalisierung eine Chance für den Wirtschaftsstandort und für die Gesellschaft», sagt Regula Kaiser, Beauftragte für Stadtentwicklung und Stadtmarketing. Gerade die Coronakrise habe gezeigt, welche Vorteile die Digitalisierung biete – etwa beim Homeoffice. Mit der Sonderschau an der Zuger Messe will die Stadt grundsätzliche Diskussionen anstossen. Denn für Kaiser ist klar: «Ob Umstrukturierung der Arbeitsplätze, soziale Inklusion oder Datenschutz: Wir müssen über die Digitalisierung diskutieren.»

Dass mit der Zuger Messe ein durch und durch analoger Ort dazu auserwählt wurde, ist für Kaiser kein Widerspruch. Im Gegenteil: «Wir können so ein komplett anderes Publikum ansprechen, als wir es über die digitalen Kanäle erreichen.» Raus aus der Verwaltung, raus auf die Strasse, so das Credo.

Auch der Stadtrat bezeichnet die Zuger Messe im Herbst 2021 als «einmalige Gelegenheit». Mit jährlich über 80'000 Besuchern sei es «eine ideale Plattform, um Zug als innovative, zukunftsorientierte Stadt zu präsentieren», schreibt er im Bericht ans Parlament.

Digitaler Namenswettbewerb für den Park Tower

Geplant ist eine interaktive Ausstellung mit fünf bis sieben Stationen auf rund 200 Quadratmetern. Die Besucher sollen selber ausprobieren, was der digitale Wandel für die Stadtverwaltung und für sie als Zuger Bürger bedeutet. Im Zentrum der Sonderschau steht «eZug»: Die App – verwaltungsintern auch «digitaler Stadtladen» genannt – soll ab diesem September verschiedene Dienstleistungen der Stadt digital ermöglichen. So kann man etwa eine Wohnsitzbestätigung oder einen Betreibungsauszug digital und verschlüsselt bestellen und via App laden. Ein weiteres Beispiel ist die Kommunikation zwischen Schulen und Eltern (zentralplus berichtete).

«Digital First»: Regula Kaiser, Stadtzuger Beauftragte für Stadtentwicklung und Stadtmarketing. (Bild: zvg)

Auch das 3D-Stadtmodell oder ein Roboter werden an der Zuger Sonderschau im Herbst 2021 zu erleben sein. Ebenso die im Februar lancierte Mitwirkungs-Plattform: Auf dieser Webseite sucht Zug trotz des zunehmend anonymen und individuellen Lebensstils in den Städten den Dialog mit den Einwohnern. Aktuell zum Beispiel kann man mit abstimmen, wie der öffentliche Raum im Park Tower heissen soll. Ebenso läuft eine Umfrage zum Thema Einkaufen in der Stadt Zug.

«Meine Mutter geht an den Schalter, wenn sie etwas vom Amt braucht. Ich würde das nie tun, sondern rufe an. Und meine Kinder würden nie anrufen, sondern erledigen alles online.»

Das erste Zwischenfazit nach rund fünf Monaten fällt positiv aus. «Die Plattform ist erstaunlicherweise schnell gut genutzt worden», so Regula Kaiser. Online würden wohl auch schüchterne Bürger ihre Meinung kundtun, die an einem Workshop oder einer Veranstaltung nicht den Mut hätten zu reden. Kaiser hält aber fest, dass die Online-Plattform als Ergänzung zu analogen Mitwirkungen vorgesehen sei, die nach der Coronazeit im Herbst wieder nach und nach aufgenommen werden.

Ohnehin verspricht sie, dass der Schalter nicht gänzlich verschwinden wird. «Unser Ziel lautet: digital first. Aber solange das Bedürfnis nach analogen Kontakten nachgewiesen ist, werden wir unsere Dienstleistungen auch am Schalter anbieten.» Um das zu illustrieren, macht Regula Kaiser ein Beispiel: «Meine Mutter geht an den Schalter, wenn sie etwas vom Amt braucht. Ich würde das nie tun, sondern rufe an. Und meine Kinder würden nie anrufen, sondern erledigen alles online. Diesen Generationenwechsel müssen wir berücksichtigen.» 

Stadtparlament entscheidet über Kredit

Wie das im Detail aussieht und in welch digitale Gefilde die Stadt Zug steuert, davon sollen sich die Besucher im Oktober 2021 selber ein Bild machen.

Die Sonderschau an der neuntägigen Zuger Messe kostet die Stadt insgesamt 294'000 Franken. Der grösste Teil entfällt auf das Konzept, die Projekte und den Bau, 24'000 Franken beträgt die Standmiete.

Der Stadtrat rechtfertigt die Summe vor allem mit den technischen und gestalterischen Anforderungen für eine attraktive Ausstellung. Zudem sei es wichtig, alle Departemente zu integrieren. Er betont aber, dass die Kosten im Vergleich zu anderen Sonderschauen – etwa des EVZ, der Zeba oder des WWZ – im unteren Mittelfeld liegen. Das Stadtparlament wird Ende September über den Kredit entscheiden.

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