Glyphosat auch in Baarer Bier gefunden

Anstossen mit üblem Beigeschmack

Zuprosten mit Unkrautvernichter: Das Erdmandli-Amber-Bier aus Baar und das Einsiedler Lager sind ebenfalls unter den positiv getesteten Bieren. (Bild: Montage zentralplus)

Nicht nur in Deutschland sind Biere mit dem Unkrautvernichter Glyphosat belastet. Der «Gesundheitstipp» hat 30 Schweizer Gerstensäfte auf das Gift untersuchen lassen. Das Resultat ist in zwölf Fällen positiv – und ziemlich unappetitlich. Auch zwei beliebte Innerschweizer Biere sind betroffen – darunter eines aus dem Kanton Zug.

Das Konsumentenmagazin «Gesundheitstipp» wollte es genau wissen und führte eine Stichprobe mit 30 Bieren aus der Schweiz durch. Das Ergebnis ist besorgniserregend: In zwölf Proben wurden Rückstände des Pestizids Glyphosat gefunden, schreibt das Magazin. Untersucht wurden Biersorten von grossen und kleineren Brauereien sowie die Eigenmarken der Grossverteiler.

Laut Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation ist Glyphosat wahrscheinlich krebs­erregend. Bauern versprühen den Unkrautvertilger in grossen Mengen auf den Äckern. Von dort findet er den Weg in die mensch­liche Nahrung.

Zwei beliebte Zentralschweizer Biere

Unter den getesteten Bieren sind auch zwei verbreitete Regionalmarken. Das Erdmandli-Amber-Bier der Brauerei Baar AG enthält laut der Probe 11 Mikrogramm Glyphosat pro Liter. Geschäftsleiter Martin Uster war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (Am Abend nahm Uster doch noch Stellung, siehe Kästchen).

«Diese Menge ist unbedenklich»

Martin Uster, Geschäftsleiter der Brauerei Baar AG, war bis anhin nicht bekannt, dass das Erdmandli-Amber Bier Glyphosatspuren enthält. «Natürlich müssen die Konsumenten nicht verzichten. Diese Menge ist unbedenklich», schreibt Uster zentralplus. Um daran zu sterben, müsste man 25,6 Millionen Liter Bier innert 24 Stunden konsumieren – «also eher unwahrscheinlich».

Das Pestizid sei in vielen Getreideprodukten wie Mehl, Linsen, Haferflocken und Brot nachweisbar. «Glyphosat ist seit Jahrzehnten als Wirkstoff in weltweit zugelassenenen Pflanzenschutzmitteln enthalten, woraus sich Rückstände in Ernteprodukten ergeben könnten.» Unzählige Studien hätten diese Spuren für gesundheitlich unbedenklich erklärt, aber gemäss WHO als wahrscheinlich krebserregend. «Man sieht hier, dass sich Experten nicht einig sind», schreibt Uster. Dennoch wollen sich die Baarer Brauer nächste Woche mit ihrem deutschen Malzlieferanten zusammen setzen und auf neue Erkenntnisse reagieren. «Leider sind wir bei der Malzbeschaffung aufs Ausland angewiesen», erklärt Uster. Wenn Deutschland den Stoff verbiete, werde das Baarer Bier kein Glyphosat mehr aufweisen.

Die Werbung für die Bier-Spezialität Erdmandli-Amber auf der Webseite ist äusserst blumig: «Der Duft des Bieres erinnert an Wacholder», heisst es da etwa. «Im Mund startet es mit einem spritzig-süssen Eindruck, der dann aber Noten von Malz und Karamell weichen muss. Der Abgang ist relativ kurz.» – Nach diesem Testresultat ist der Abgang auch ein wenig bitter geworden.

Das zweite Bier, bei dem der Konsument noch eine Prise Unkrautvernichter mittrinkt, ist das Einsiedler Lager der Brauerei Rosengarten. Beim Einsiedler Lager sind es laut «Gesundheitstipp» 3,8 Mikrogramm pro Liter. Braumeister Alois Gmür bestätigt das Resultat auf Anfrage. «Wir haben das bisher nicht gewusst», fügt er hinzu. «Pestizide gehören ganz klar nicht in Lebensmittel und nicht ins Bier.» Alarmierend sei der Wert zwar nicht, sagt Gmür. «Man müsste 1000 Liter am Tag trinken, bis es gesundheitlich problematisch würde.»

Politischer Vorstoss in Bern geplant

Der Einsiedler Bierbrauer will die Sache trotzdem nicht auf sich beruhen lassen. «Man muss das ernst nehmen», sagt er. Das Glyphosat sei wahrscheinlich im Gerstenmalz enthalten, das die Brauer aus Deutschland beziehen würden.

Alois Gmür will politisch aktiv werden, sagt er gegenüber zentralplus, der Einsiedler sitzt für die CVP im Nationalrat. «Während der Sondersession in zwei Wochen plane ich einen Vorstoss, wahrscheinlich eine Motion, zum Thema Glyphosat in Lebensmitteln.» Er werde noch Mitunterzeichner suchen. Zudem will der Bierbrauer alle seine Lieferanten darüber informieren, dass die Brauerei Rosengarten keine solchen Rückstände mehr im Getreide wünscht.

Prix Garantie: billig und ziemlich giftig

Die übrigen Resultate des Tests der Zeitschrift «Gesundheitstipp» auf Glyphosat vermögen ebenfalls nicht zu beruhigen. Spitzenreiter war das Prix-Garantie-Lager-Bier von Coop mit 21 Mikrogramm Glyphosat pro Liter. Auf dem zweiten Platz ist das Guinness Draught. Das dunkle Bier enthielt im Labortest 13 Mikrogramm pro Liter des Unkrautvernichters.

«Pestizide gehören ganz klar nicht in Lebensmittel und nicht ins Bier.»
Alois Gmür junior, Braumeister Brauerei Rosengarten, Einsiedeln

Sogar in einem Bier mit Bio-Knospe tauchte das Pflanzengift auf. Im «Biera Engiadinaisa cler» aus dem Engadin wurden 6,7 Mikrogramm Glyphosat festgestellt. Bio Suisse will nun abklären, wie das Pestizid in ein Bier mit Bio-Knospe gelangen konnte, erklärte ein Vertreter dem «Blick».

In Deutschland machte der Test des Umweltinstituts München kürzlich Furore: Die 14 beliebtesten Biere der Deutschen waren alle mit dem Unkrautgift belastet. Darunter auch in der Schweiz bekannte Marken wie Beck’s, Oettinger oder Erdinger Weissbier.

Jeder zweite hat Glyphosat im Urin

Die Zeitschrift «Gesundheitstipp» hat mit einem weiteren unappetitlichen Test auf das Thema aufmerksam gemacht. Bei einer Stichprobe der Zeitschrift unter Konsumenten hatte jeder zweite Glyphosat im Urin.

Obwohl der Stoff gemäss WHO-Experten wahrscheinlich krebserregend ist, läuft jedoch ein Ringen um die weitere Zulassung des Unkrautvertilgungsmittels. Die Zulassung läuft dieses Jahr aus. Der US-Konzern Monsanto sei der führende Hersteller und Vertreiber des Pflanzengifts. Unter der Führung von Monsanto Europe wollten Agrochemieunternehmen die Zulassung um weitere 15 Jahre verlängern.

Was meinen Sie zum Thema? Trinken Sie Ihr Lieblingsbier trotzdem weiter oder wechseln Sie allenfalls auf eine sicherere Marke?

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Simon Meyer
    Simon Meyer, 13.04.2016, 19:34 Uhr

    Biertrinker aller Länder vereinigt euch!
    Würde jeder und jede Biertrinkerin eine E-mail an das Bundesamt für Landwirtschaft ([email protected]) schicken und sich über die noch immer geltende Unterstützung für dieses Umweltgift beschweren würde sich die Situation wohl bald ändern.
    Natürlich gehört da auch ein Beschwerdenail an den Bierbrauer Ihrer Wahl dazu.
    Prost!

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