Nach Flop in Lausanne

Angst vor leeren Rängen am Impf-Konzert in Luzern

Ob beim Impf-Konzert des Luzerner Musikers Kunz am Samstag in Luzern gleich viele Zuschauer kommen wie hier im Schweizerhof ist fraglich. (Bild: Dominik Kiser @FotogrAff)

Anstatt der erwarteten 500 Zuschauer kamen zum Impf-Konzert in Lausanne lediglich 100 Personen. Impf-Gegnerinnen haben den Ticketkauf sabotiert. Die Organisatoren sind besorgt, dass sich die Geschehnisse in Luzern wiederholen könnten.

Der Schweizer Musiker Stress gehört zu den erfolgreichsten Rappern in der Schweiz. Konzerthallen füllt er problemlos, an den grossen Schweizer Festivals ist er ein Dauerbrenner. Auch dort sind ihm tausende Zuschauerinnen gewiss. Der Anblick, der sich Stress an seinem «Back on Tour»-Konzert im Rahmen der nationalen Impfwoche bot, muss deshalb traurig gewesen sein: Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Lausanne erschienen lediglich 100 Zuschauer.

Die tiefe Zuschauerzahl irritiert, denn eigentlich waren die 500 verfügbaren Tickets für das Konzert restlos ausverkauft. Wo waren also die restlichen 400 Personen?

Die blieben dem Konzert bewusst fern, wie es am Mittwoch im «Blick» und weiteren Zeitungen heisst. Demnach haben Impf-Gegnerinnen Tickets gekauft, ohne die Absicht zu haben, ans Konzert zu gehen. Damit wollen sie die Konzerte, die im Rahmen der nationalen Impfwoche des Bundes stattfinden, gezielt sabotieren (zentralplus berichtete).

«Das ist für alle Beteiligten und auch für diejenigen, die kein Ticket erhalten haben, frustrierend.»

Oliver Rosa, Sprecher «Back on Tour»

In bei «Nau» veröffentlichten Telegramm-Screenshots schreibt ein Impf-Gegner beispielsweise: «Habe mir gerade gratis zwei Tickets geholt. Zwei Menschen vor Impf-Geschwurbel gerettet. Macht mit. Zwei Tickets für lau und hingehen müsst ihr auch nicht.»

Frustrierende Kulisse

Für die Organisatoren wie auch für die Musiker war das spärlich erschienene Publikum ein Dämpfer. So gibt Oliver Rosa, Managing Partner bei Gadget abc, welche für die Organisation der Konzertreihe verantwortlich ist, unumwunden zu: «Das ist für alle Beteiligten und auch für diejenigen, die kein Ticket erhalten haben, frustrierend.»

Ausverkauft ist die Konzertreihe im Rahmen der Impfwoche zwar. Doch wie viele Ticket-Besitzer wollen wirklich an die Konzerte? (Bild: BAG)

Dass sich die Geschehnisse im Hinblick auf die noch kommenden Konzerte in Sion, St. Gallen und in Luzern wiederholen könnten, ist nicht ausgeschlossen. Schliesslich sind auch für diese Konzerte bereits sämtliche Tickets ausverkauft. Es ist nicht abschätzbar, wie viele von den 500 Personen mit einem Ticket tatsächlich an die Konzerte kommen werden. Unter dem oben erwähnten «Nau»-Artikel hat ein Leser beispielsweise kommentiert: «Ich hab ein Ticket für Luzern. Aber nicht für 100 Kröten gehe ich dort hin!! haha.»

Spielen Stress, Kunz und Co. also auch in Luzern fast ohne Publikum? Oliver Rosa beschwichtigt: «Wir prüfen mögliche Massnahmen, um für künftige Konzerte eine Kulisse zu ermöglichen, die dem starken Line-up der ‹Back On Tour› gerecht wird.»

«Natürlich ist es auch für die Musiker eine Enttäuschung, wenn die ohnehin schon limitierte Kapazität mit destruktiver Motivation weiter beschränkt wird.»

Oliver Rosa

Welche Massnahmen das sein werden, will der Tour-Verantwortliche nicht verraten. Nur so viel: «Neben den einzuhaltenden Schutzmassnahmen gilt es auch die behördlichen Massnahmen in den jeweiligen Städten zu respektieren.» Dies schränke den Handlungsspielraum zwar ein, doch: «Wir arbeiten zusammen mit unseren Partnern intensiv an Lösungen.»

Gratis-Tickets waren richtige Entscheidung

Fraglich ist, ob es rückblickend die falsche Entscheidung war, sämtliche Konzerttickets gratis zu verteilen. Schliesslich ist so die Hemmschwelle für Impf-Gegnerinnen, die Konzerte bewusst zu sabotieren, deutlich tiefer. Doch Oliver Rosa verteidigt die Strategie mit den Gratis-Tickets. Die Konzertreihe sei ein inklusives und niederschwelliges Angebot, darum sei es richtig, dass die Tickets kostenlos waren. Um den Zugang zu den Konzerten möglichst niederschwellig zu halten, gilt für die Anlässe auch keine Zertifikatspflicht.

Und wie reagieren die Musikerinnen der Tournee auf die magere Kulisse in Lausanne? Oliver Rosa bestätigt: «Natürlich ist es auch für sie eine Enttäuschung, wenn die ohnehin schon limitierte Kapazität mit destruktiver Motivation weiter beschränkt wird.» Die Beteiligten bleiben jedoch positiv. Oliver Rosa hält fest: «Die Musiker wissen selbst am besten um die verbindende Kraft der Musik und freuen sich auf die weiteren Konzerte.»

Das Impf-Konzert in Luzern findet am Samstag, 13. November, um 17 Uhr im Inseli statt. Nebst Stress werden die Schweizer Musiker Dabu, Danitsa, Anna Rossinelli und Kunz auftreten.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Ruf Werner
    Ruf Werner, 11.11.2021, 15:17 Uhr

    Sehr geehrte Damen oder Herren
    Ich würde diese Tickets zu einem Preis von Fr. 100.00 abgeben, und nach Mitte dem Besuch des Konzert einen Waren-Gutschein vom Migros, Coop, Spar oder Denner im gleichen Wert anbieten.
    Da ja nur 500 Personen am Konzert sind, können diese Konzert Besucher in der Pause vom Konzert an fangen diesen Gutschein abzuholen.
    So können diese anders Denkend gehindert werden, den Leuten die diese Konzerte Besuchen wollen den Platz wegnehmen.
    Mit freundlichen Grüssen

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  • Profilfoto von Dolfino
    Dolfino, 11.11.2021, 10:39 Uhr

    Nachdem 2 Konzerte derart sabotiert wurden sollten die Veranstalter den Spiess umdrehen und ab sofort Eintrittskarten für Plätze die nicht 30 min. vorher anwesend sind sofort freigeben und an Besucher verteilen die auf gut Glück angereist sind.
    Traurig das Verhalten dieser Schwurbler, aber halt aus dem Hintergrund von der SVP ferngesteuert.

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