Kündigungen im Neubad

«An den Stundenlöhnern zeigt sich das Dilemma der Kultur- und Gastrobranche»

Wie alle Kulturbetriebe kämpft auch das Neubad mit grosser Planungsunsicherheit. (Bild: bic)

Der Kampf der Kulturbetriebe wird härter, je länger die Krise dauert. Nun musste auch das Neubad seinen Springern den blauen Brief zustellen. Obwohl Kurzarbeit möglich wäre, macht es laut dem Geschäftsführer keinen Sinn, die Angestellten hinzuhalten.

Kulturbetriebe und Teile der Gastronomie gehören zu den grossen Verlierern der Corona-Krise. Die Konsequenzen von ausfallenden Konzerten, abgesagten Veranstaltungen und der Stillstand bei der Auftrags-Gastronomie bedeuten nebst finanziellem Ausfall immer mehr auch personelle Konsequenzen.

Nun hat es offensichtlich auch das Luzerner Neubad getroffen: Geschäftsführer Dominic Chenaux bestätigt, dass jüngst dem Catering-Team gekündigt werden musste. Es sind 14 Mitarbeiter betroffen, die auf Abruf jeweils für einige Stunden im Monat die Essenslieferungen unterstützten. Die Mitarbeiter seien in kleinen Pensen tätig gewesen, betont Chenaux.

Den Neubad-Geschäftsführer macht es offensichtlich betroffen, dass es nun zu Entlassungen kommen musste. Er fügt an: «Die meisten unserer Mitarbeiter haben einen Arbeitsvertrag mit fixem Pensum. Im Vergleich zu vielen anderen Kulturbetrieben machen bei uns die Springer nur den kleinsten Teil aus.»

Kurzarbeit bringt nichts ohne Veranstaltungen

Bis vor Kurzem war es für Teilzeitangestellte ohne fixes Pensum praktisch unmöglich, Kurzarbeit anzumelden. Dass sie die ersten Verlierer sind, zeigte sich schon im September bei Tavolago: Der grosse Gastronomiebetrieb der Schifffahrtsgesellschaft verzichtete aber darauf, den Mitarbeitern zu kündigen.

Das führte zu grosser Unsicherheit: etwa darüber, ab wann im ungekündigten oder selbst gekündigten Arbeitsverhältnis ein Recht auf Arbeitslosenentschädigungen besteht (zentralplus berichtete).

Ganze Belegschaften auf Abruf

Inzwischen wäre es mit neuen Regelungen möglich, Kurzarbeit anzumelden. Die Unsicherheit ist aber nicht kleiner geworden, denn es macht für Chenaux im Neubad keinen Sinn, die Verträge aufrechtzuerhalten: «Wir wollten klare Verhältnisse schaffen, denn es zeichnet sich ab, dass wir auch 2021 kaum Aufträge haben werden.» Auch wenn die Aussichten gerade nicht rosig sind, verspricht er: «Sobald wir wieder Arbeit haben, werden wir wieder Leute anstellen». Doch Planung sei aktuell praktisch unmöglich – auch im Hinblick darauf, dass die Vorbereitung für Grossanlässe mehrere Monate in Anspruch nehmen kann.

Chenaux ist es ein Anliegen, auf die Situation in der ganzen Kultur- und Gastrobranche aufmerksam zu machen: So ist es zwar üblich und in vielen Fällen auch dienlich, Stundenlöhner für gewisse Einsätze oder Spitzenzeiten anzustellen.

Bei einigen Betrieben sei sogar die Mehrheit des Personals auf diese Weise angestellt. Das führe dazu, dass andernorts ganze Teams von Barbetreibern, Kassenpersonal oder Stundenlöhnern, die für die Garderoben zuständig waren, aufgelöst werden mussten. «An den Stundenlöhnern zeigt sich das Dilemma der Kultur- und Gastrobranche», resümiert Chenaux.

Oder anders ausgedrückt: Die gelegentlichen Meldungen von Entlassungen, die an die Öffentlichkeit gelangen, sind nur die Spitze des Eisbergs. Den Neubad-Betreibern und vielen anderen Kultur- und Gastrobetrieben bleibt keine andere Wahl.

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