Valentinstag

Warum Luzerner ihr Liebesglück per Zeitungsinserat suchen

An diesem Dienstag ist wieder Valentinstag.

Es ist wieder Valentinstag: Wer sich am «Tag der Liebe» nach Zweisamkeit sehnt, kann auch auf Annoncen, beispielsweise in Zeitungen, zurückgreifen. Wer sind die analogen Nomaden, die im digitalen Zeitalter auf Papier setzen? Wir haben bei Inserenten nachgefragt.

Spätestens dann, wenn die VBL-Busse wieder mit Blumenbouquet an der Front durch Luzern brettern, wird allen klar: Es ist wieder Valentinstag. Für manche Singles jedoch kein leichtes Unterfangen, an jeder Ecke auf den «Tag der Liebe» aufmerksam gemacht zu werden. 

Onlinedating schafft da Abhilfe. Doch das emotionslose Swipen auf dem Smartphone gegen den tristen Singlealltag ist nichts für Mario – der eigentlich anders heisst – und seit vier Monaten Single ist. «Mein Handy ist doch kein Streichelzoo», sagt er. «Ich streichle nicht mein Handy, sondern eine Frau.» Und weil viele Datingplattformen kosten, entschied er sich – ganz pragmatisch – für das Schalten einer günstigen Annonce in der «Barni-Post».

«Ich gebe doch dafür nicht einen Haufen Geld aus», sagt der Mann, der sich einen anderen Telefonanruf als einen solchen von zentralplus erhoffte. «Nachher sitze ich verzweifelt alleine zu Hause – und wenn ich Pech habe, habe ich für die Abogebühr auch noch Geld aus dem Fenster geschmissen.»

Lieber persönlich als übers Internet

«Ich, 35/185, sportlich, suche: Frau ab 20, die etwas unternehmen möchte. Z. B. Ausgang oder auch mal gemütlich essen gehen», steht nun schwarz auf weiss. Für Mario ist das Internet eine Welt der Intrigen und der gefälschten Profile. Beim Schreiben würden zudem viele Missverständnisse entstehen. «Besser mal anrufen», lautet die Devise Marios.

«Mann, 74/180, sucht eine treue, liebe Partnerin, für die nächsten 100 Jahre.»

Eine Zeitungsannonce

Die alte Beziehung ging in die Brüche, zu oft habe er sich mit seiner Ex-Freundin verkracht. Jetzt sehnt er sich wieder nach Zärtlichkeit und romantischen Stunden zu zweit. Bis anhin habe er erst einige Nachrichten auf das Inserat erhalten, aber es sei ja auch noch ganz frisch. Ob er auf ein schönes Date hofft? «Na ja, hoffen schon, aber erwarten tue ich nichts. Sich mit jemandem zu treffen, ist ja immer so eine Sache, bis alles so richtig passt.» Aber auf den einen oder anderen schönen Telefonanruf hofft er. Schliesslich dürfe auch mal die Frau den ersten Schritt machen.

Nur Singles, bitte keine Abenteurer

Ganz so zuversichtlich wie Mario ist Martina, die ebenfalls anders heisst, nicht. «In der Regel melden sich meistens diejenigen auf die Inserate, die man nicht will.» Auch sie hat ein Inserat in der «Barni-Post» geschaltet – jedoch nicht für sich selbst. Denn Martina ist Partnervermittlerin beim Luzerner Singletreff. Sie trifft Singles persönlich auf einen Kaffee und filtert dabei heraus, wie der Mensch tickt und was er möchte. «Ich vermittle nur Personen, die single sind», stellt sie klar.

«Witwer sucht hübsche Frau, für alles, was zu zweit mehr Spass macht.»

Das unterscheide eine Partnervermittlerin von Datingplattformen. «Das Internet nimmt alles an», so Martina. «Lügen, Fake-Fotos – und Männer und Frauen, die eigentlich verheiratet und nur auf der Suche nach Abenteuer und Profit sind.»

Mehrere Anläufe notwendig

Lässt sich so wirklich die grosse Liebe finden? «Natürlich», so Martina. Früher oder später verliebe sich jeder Mensch, wenn auch nicht immer gleich schnell. «Das kommt natürlich sehr auf die Sympathie des Gegenübers an, was man nicht bestimmen kann.»

«Ich bin gross, schlank, romantisch, mit Niveau. Freue mich auf Anruf.»

Ob gerade der erste Vorschlag ein Treffer sei, kann sie nicht garantieren. Manchmal braucht es mehrere Anläufe. Doch die Partnervermittlerin ist überzeugt, dass man zum Ziel kommen wird – sonst würde sie die jeweilige Person nicht bei sich aufnehmen. Beim Luzerner Singletreff sind mittlerweile über 2'000 Mitglieder aufgeführt. 

Männer wollen eine selbständige Frau

Martina blickt in ihrer zehn Jahre langen Tätigkeit als Partnervermittlerin auf viele verkuppelte Paare zurück. Eine Erfolgsquote kann sie jedoch keine nennen. Sie sei bereits an Hochzeiten eingeladen worden, freue sich aber auch über Nachrichten von Verliebten, die ihr etwa sagen, dass sie keine neuen Partnervorschläge brauchen. Für sie sei es das Schönste, andere zu verkuppeln und glücklich zu machen.

«Uns gibt es nur zu zweit. Ich und mein Hund suchen auf diesem Weg einen lieben Partner, für den Rest des Lebens.»

Interessant: Die beiden Geschlechter gelangen nicht aus denselben Gründen zur Partnervermittlerin. «Männer kommen zu mir, weil sie eine Frau wollen, die mit beiden Beinen selbständig im Leben steht. Und nicht etwa eine, die bloss aus Sicherheitsgründen einen Mann sucht. Und Frauen kommen zu mir, weil sie zumeist schlecht abschätzen können, was Männer wirklich wollen: Sprich, ob er ihr Herz oder bloss ihren Körper möchte.»

*Hinweis: Der Artikel ist erstmals im Februar 2019 auf zentralplus erschienen. Aus gegebenem Anlass haben wir den Bericht nochmals aus unserem Archiv geholt.

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