Comeback in der Luzerner Schüür

Als wären 7 Dollar Taxi nie weggewesen

Heizten in der Schüür ein: 7 Dollar Taxi mit Sänger Tizian von Arx. (Bild: Nikola Gvozdic)

7 Dollar Taxi sind nach fünf Jahren Pause mit einem neuen Album zurück. Zur Plattentaufe in der Schüür brachten sie Energie, Freude, Schellenkränze und mehr von dem, was sie auszeichnet: Indierock, der gute Laune macht.

Es ist einer dieser Abende in der Schüür, der eigentlich eine Feier sein soll, aber dann mit einem Dämpfer beginnt. Eingeläutet wird von der Tin Shelter Crew, die, wie immer, ein packendes Konzert abliefert. Blues-Rock, der einen nicht loslässt.

Und gerade, als man sich dem Abend hingibt und für den Hauptact aufgewärmt fühlt, kommt die traurige Nachricht, dass es wohl das letzte Konzert der Tin Shelter Crew gewesen sei. Was für ein Schlag! Es wirkt, als ob an einer Gelübde-Erneuerung jemand von seiner bevorstehenden Scheidung spricht. Man kann nur hoffen, dass es bloss eine Trennung auf Zeit ist.

Veteranen der Szene

Schnell wird die Trauer abgeschüttelt, oder zumindest weit in den dunklen Hintergrund des Bewusstseins gedrängt. Denn es gibt etwas zu taufen: 7 Dollar Taxi sind zurück.

Tizian von Arx (voc, g), Christoph Zurflüh (g), César von Arx (b), Ralph Zöllig (keys) und Simon Wigger (d) übernehmen die Bühne. Sofort sieht man ihnen an, dass sie gesetzt sind. Veteranen der Szene schon fast.

Die Luzerner Indierocker blicken auf drei Alben und extensive Tourneen und Auftritte im In- und Ausland zurück. 2014 erschien ihr letztes Album «Anything Anything» und danach wurde es ruhiger um die Band. Und nun sind sie mit ihrem vierten Album «Bomb Shelter Romance» wieder zurück. Und das soll gebührend gefeiert werden.

Voller Energie: 7 Dollar Taxi in der Schüür. (Bild: Nikola Gvozdic)

Keine wilden Experimente

Mit «Bomb Shelter Romance» besinnt sich 7 Dollar Taxi auf das, was sie so verdammt gut können: Indie spielen. Keine wilden Experimente, keine wirren Eskapaden, keine Allüren, nur ehrliche Musik. Das mag auf den ersten Blick irritierend wirken, gibt es die Band bereits seit 2004, und ein neuer Ansatz hätte wohl niemanden überrascht.

Jeder Zweifel wird jedoch restlos vom Tisch gefegt. In der Schüür steht eine Band auf der Bühne, die weiss, was sie macht und was sie will. Mit ihren 15 Jahren Erfahrung sprühen 7 Dollar Taxi vor Souveränität.

Das neue Video von 7 Dollar Taxi:

Die Songs kommen wilder daher als auf der neuen Platte. Die Gitarren reissen, die Drums treiben an, der Bass schwingt mit. Nur die Keys gehen tendenziell in der Geräuschkulisse leider unter. Mit der zusätzlichen Stimmungsmache von Tizian und Christoph lässt es sich kaum stillstehen. Die Freude ist ansteckend.

Die alten Hits kommen nicht zu kurz

Natürlich ist die Setlist von 7 Dollar Taxi gespickt mit alten Songs, den Hits und Klassikern der Band. Im direkten Vergleich ist jedoch kaum zwischen Alt und Neu zu unterscheiden. Alle Lieder kommen vom selben Ort, der selben Zeit.

Man fühlt sich in die 00er-Jahre zurückversetzt, kann sich einer gewissen Nostalgie kaum erwehren. Das ist wohl ein Nebenprodukt dieser Art von Musik, die man so spezifisch einem Lebensabschnitt zuordnen kann, und überhaupt nicht von der Band forciert. Die macht einfach ihr Ding.

Einzig die Spielerei mit einer fiktiven Band-App, welche in monotoner Computerstimme zwei kurze Auftritte hat, kommt nicht richtig an. Der Gag wirkt fehl am Platz. Die Idee hätte Potential, wäre sie ein integraler Bestandteil des Auftritts. Aber so, nur am Rande, hat man den Eindruck, dass die Band selbst kein grosses Vertrauen darauf hatte.

Schellenkränze im Publikum

Zum Abschluss verteilt Zurflüh Schellenkränze und eine Vuvuzela ans Publikum. Zwar ist das alles mehr eine nette Geste, ohne echten musikalischen Mehrwert, da die Schellen gnadenlos übertönt werden. Aber es ist trotzdem schön, wie das Publikum in den letzten Songs der Band noch näher ist.

Am Ende nur zufriedene Gesichter in der Schüür. 7 Dollar Taxi sind wieder da, als wären sie nie weg gewesen. Zwar mit mehr von Altem in neuer Frische, aber wenn es so viel Spass macht, kann man sich nicht beschweren. Man tanzt.

7 Dollar Taxi lieferten ansteckende Spielfreude. (Bild: Nikola Gvozdic)
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