50 Fragen an … Ohne Rolf

Als Komiker-Duo unschlagbar, als Politiker zum Heulen

Jonas Anderhub (links) und Christof Wolfisberg bei der mittaglichen Stärkung. (Bild: jav)

Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg sind «Ohne Rolf». Und das schon seit 17 Jahren. Eine lange Beziehung, in welcher die beiden Kabarettisten sich wirklich kennengelernt haben. Ihre Macken und Qualitäten, ihre Vorlieben und ihr Erfolgsrezept verraten sie uns im 50-Fragen-Interview.

Wir treffen uns mit «Ohne Rolf» zum Zmittag im neuen Lokal «Hinicht» in der Luzerner Neustadt. Es gibt Burger und gefüllte Süsskartoffeln. Die beiden brauchen aber erst noch etwas Wärme. Draussen stellen sich Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg wie Eidechsen an ein sonniges Plätzchen. Den ganzen Morgen haben die beiden 40-Jährigen in der Garage unter ihrem Atelier in Luzern am neuen Programm gefeilt – am 2. November ist Premiere. Und in der Garage sei es eben kalt.

Magen und Wärmespeicher sind wieder aufgefüllt und die beiden bereit für unsere 50 Fragen:

zentralplus: 1. Warum braucht die Welt Komiker?

Jonas Anderhub: Sie hat sonst nicht viel zu lachen. Doch ob es sie wirklich braucht, ist wirklich die Frage. Es gibt so viele lustige Leute im Alltag.

2. Wie bringt man Leute zum Lachen?

Christof Wolfisberg: Durch Überraschung. Ein guter Witz funktioniert, wenn er eine unerwartete Wendung hat.
Anderhub: Und Timing.

3. Viele ehemalige Duos sind zerstritten, man nehme Marcocello oder Modern Talking. Haben Sie ein Rezept dafür, dass Ihnen das nicht passiert?

Wolfisberg: Wir streiten. Wir haben gelernt, dass es dazugehört, und wir haben gelernt, gemeinsam zu streiten. Wie in einer Beziehung.
Anderhub: Wir müssen extrem viele Entscheidungen bis ins kleinste Detail gemeinsam treffen – es geht um den letzten Punkt und das hinterletzte Komma. Da gibt es sehr viel zu diskutieren und zu streiten.

4. Aber Sie können doch nicht die ganze Zeit streiten?

Wolfisberg: (Sie lachen.) Wir grenzen uns auch ab, gehen auf Abstand, fahren zum Beispiel getrennt zu unseren Auftritten. Wir sitzen dann zwar im selben Zug, aber in einem anderen Waggon. Denn wir haben gemerkt, dass wir auch Ruhe voneinander brauchen.

5. Seit 17 Jahren stehen Sie gemeinsam auf der Bühne. Hätten Sie jemals damit gerechnet?

Anderhub: (Lacht.) Nein. Ein grosses Nein. Natürlich haben wir von einer Karriere auf der Bühne geträumt, aber wir hätten nie gedacht, dass wir heute noch gemeinsam hier stehen. Doch das Provisorium wurde zum Definitivum. Du denkst, du versuchst mal etwas aus, es macht Spass und plötzlich sind die Jahre vorbeigezogen und du realisierst: Das ist das Leben und damit finanziere ich meinen Lebensunterhalt.

6. Wie werden die künftigen Jahre vorbeiziehen?

Wolfisberg: Wir planen tatsächlich sehr weit voraus. Im Moment bis Herbst 2018.

7. Ist das kein komisches Gefühl, schon so weit in der Zukunft verplant zu sein?

Wolfisberg: Wir haben es am Anfang tatsächlich als Einschränkung gesehen, so weit im Voraus planen zu müssen. Wer will das schon? Aber weil wir immer auch ein halbes Jahr Pause einplanen, funktioniert es. Die längeren Auszeiten sind wohl der Grund dafür, dass wir weder ausbrennen noch dass wir uns zu sehr auf die Pelle rücken.

8. Bei solchen Auszeiten und im Atelier des Kantons Luzern waren Sie beide schon öfters in New York. Was ist das Beste an New York?

Anderhub: Die Vielfalt an Menschen und die Durchmischung.
Wolfisberg: Es ist eine Tatsache, dass es den Menschen dort egal ist, wie du rumläufst. Man kann sich jeden Tag neu erfinden und das merkt man den Leuten an.

«Wir haben beim Tanzen beide eine spastische Qualität.»
Christof Wolfisberg

9. Brauchen neue Ideen neue Orte?

Anderhub: Ich glaube, «brauchen» ist das falsche Wort. Aber es ist immer inspirierend, den Kopf zu lüften und Abstand zu gewinnen. Wahrscheinlich will man es mehr brauchen, als dass man es tatsächlich braucht. (Er lacht.)

10. Was braucht es denn? Was ist das Erfolgsrezept?

Anderhub: Dass jeder auch in seinem eigenen Gärtli arbeitet.

11. Möchten Sie nicht gerne mal auf der Bühne sprechen?

Anderhub: Bei «Ohne Rolf» hat sich das nie angeboten. Wir haben noch immer viele neue Ideen, die wir mit Plakaten umsetzen können und wollen.

12. Trotzdem. Wir wollen unseren Lesern mal zeigen, wie Ihre Stimmen klingen. Dazu müssen Sie uns gemeinsam etwas singen – Sie haben die Auswahl: «Det äne am Bärgli», die Nationalhymne oder ein Song von Aqua.

Die beiden besprechen sich einen Moment, entscheiden und schauen sich im Lokal um. Ob wir uns nicht auf die Toilette zurückziehen können, fragen sie – soundtechnisch. Wir sagen natürlich nicht Nein und verziehen uns mit «Ohne Rolf» aufs WC.

13. Sind Sie gute Tänzer?

Anderhub: Nun. Wir bewegen uns gerne.
Wolfisberg: Ich glaube, wir haben beide beim Tanzen eine spastische Qualität.

14. Kennen Sie Nervosität noch?

Anderhub: Ja. Immer.
Wolfisberg: Ist ja auch ein schönes Gefühl.

15. Und wann sind Sie besonders nervös?

Wolfisberg: Natürlich beim Start eines neuen Programms. Und nervöser ist man sowieso, wenn man Zuschauer gut kennt. Man spielt in dem Moment für diese Leute und will es für sie gut machen.

16. Ihr neustes Programm startet schon am 2. November im Kleintheater Luzern. Worauf können wir uns gefasst machen?

Anderhub: Das Programm heisst «Seitenwechsel» und ist auch wieder mit Plakaten. Das behalten wir bei.  Aber es ist eine ganz neue Story, mit Überraschungen.
Wolfisberg: Und mit massiv mehr Personen als nur uns beiden. Es birgt einige Risiken – apropos Nervosität.

Verlosung

Am 2. November starten «Ohne Rolf» in Luzern mit ihrem neuen Programm «Seitenwechsel». Die neun Vorstellungen im Kleintheater sind schon praktisch ausverkauft und eine Wiederaufnahme im Dezember 2017 ist bereits geplant.

zentralplus verlost 1 × 2 Tickets für Sonntag, 13. November 2016, um 18 Uhr im Kleintheater. Nehmen Sie hier an der Verlosung teil. Einsendeschluss ist am Donnerstag, 3. November, 14 Uhr. Die Gewinner werden ausgelost und per E-Mail informiert.

Teilnahmeberechtigt sind alle Community-Mitglieder von zentralplus. Mit einer Teilnahme erklären Sie sich mit unseren AGB einverstanden.

17. Wie beurteilen Sie die Luzerner Kulturszene?

Wolfisberg: Ich erlebe in Luzern – auch wenn ich wegen der Kinder gerade wenig im Theater bin – eine sehr lebendige Szene. Man kennt sich gut, arbeitet nicht gegeneinander, hat Interesse am Schaffen der anderen. Es ist ein gutes Pflaster mit viel Kleinkultur. Aber wir kochen vor allem in unserer eigenen Küche und sind auch viel unterwegs. Wir sind weniger Teil des Luzerner Kulturkuchens.

18. Wie sehr sind Sie Teil einer Schweizer Comedy-Szene?

Anderhub: Wir sind national sicher stärker vernetzt als in Luzern. Aber auch international – besonders in Deutschland und Österreich.

19. Das Beste an Luzern?

Wolfisberg: Die Grösse.
Anderhub: Die Schönheit – also die Landschaft.

20. Das Schlimmste?

Anderhub: Die Grösse.
Wolfisberg: Der Verkehr. Sowohl als Autofahrer wie auch als Velofahrer.

21. An der Fasnacht bin ich …

Anderhub: … meist so verkleidet, dass man mich nicht erkennt.
Wolfisberg: Etwas Grusiges.

22. Zeichnen Sie doch bitte für uns, was Sie als Kinder werden wollten.

Sofort klemmt sich Wolfisberg den Stift zwischen die Finger und fängt konzentriert zu zeichnen an. Er scheint genau zu wissen, was er tut, und er scheint es vor allem gerne zu tun. Anderhub schaut ihm eine Weile zu und beginnt dann zögerlich. Unter Anleitung von Wolfisberg, welcher gleichzeitig an seinem Werk weiterarbeitet, setzt er zögerlich seine Striche und lacht dabei über sich selbst.

23. Und was wäre heute der Plan B?

Wolfisberg: Wir sind beide immer wieder am Schreiben – ich werkle an einem Solostück.
Anderhub: Ich an einem Drehbuch.

24. Und neben der Bühne? Also Plan C?

Wolfisberg: Das ist eigentlich gerade kein Thema.

25. Ihr Lieblingskabarettist?

Anderhub: Josef Hader.
Wolfisberg: Thomas Kreimeyer.

26. Und in der Schweiz?

Anderhub: Manuel Stahlberger.

27. Wer von Ihnen beiden ist der Lustigere?

Anderhub: Christof.

28. Wie schlagfertig sind Sie im Alltag?

Anderhub: Schlagfertiger als auf der Bühne.

29. Ist das nicht extrem schwierig, auf der Bühne keinen Ton von sich zu geben?

Wolfisberg: Es ist reine Übungssache.

«Zu oft sehen wir nur Schwarz oder Weiss.»
Jonas Anderhub

30. Und wie lange muss geübt werden, damit mit jedem Plakat das Timing stimmt?

Anderhub: Wir arbeiten erstmal richtig lange an den Texten. Das ewig lange Basteln an den Worten nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass die Probezeit am Schluss immer viel zu kurz ausfällt. Wir lernen deshalb während der Vorstellungen immer nochmal dazu.

31. Und was lernt man da vor allem?

Wolfisberg: Da alles schriftlich ist, muss man erst die Erfahrung sammeln, wie lange die Zuschauer zum Lesen und Reagieren brauchen. Man darf dabei nicht zu lange warten und nicht zu schnell weiterblättern. Bei älteren Programmen läuft das mit der Zeit völlig natürlich – dann ist es wie gemeinsam Musik zu machen.

32. Wie lacht man selbst nicht auf der Bühne?

Anderhub: Das ist reine Konzentrationssache.

33. Aber ist es Ihnen auch schon passiert?

Wolfisberg: Ja, in Wiesbaden in einem grossen Festzelt. Wir gingen dort komplett unter. Und als sich ein Chor an die Bar stellte und zu singen anfing, konnten wir nicht mehr ernst bleiben. Wir waren völlig überflüssig – die Situation war wirklich zum Lachen.

34. Sie waren mit dem letzten Programm auch in China unterwegs. Wie war das?

Die Antwort in Mimik und Gestik. (Bild: jav)

Die Antwort in Mimik und Gestik. (Bild: jav)

35. Glauben Sie an Gott?

Nein. (Einigkeit.)

36. Was ist das grösste Talent des anderen?

Anderhub: Sein kreativer Kopf und das ständige Aushecken von Ideen.
Wolfisberg: Sein unaufhörlicher Wille, die Dinge von einer anderen Seite zu betrachten, die Welt immer neu entdecken zu wollen.

37. Hund oder Katze?

Anderhub: Zehn Katzen!
Wolfisberg: Elefant.
Anderhub: (Er zögert.) Kann ich die Zahl noch reduzieren? Zehn ist doch etwas viel.

38. Beatles oder Stones?

Beatles. (Sie sind sich einig.)

39. Was ist die schlimmste Macke des anderen?

Anderhub: Er ist launisch.
Wolfisberg: Sprunghaft.

40. Wo stehen Sie politisch?

Anderhub: Auf der Bühne rechts.
Wolfisberg: Das kommt aber doch ganz auf die Perspektive an.

41. Und hinter der Bühne?

Anderhub: Links.
Wolfisberg: Ich fühl mich auch zu links hingezogen, bin auch in einem linken Haushalt gross geworden. Ich versuche jedoch, die bequemen, altbekannten Antworten und Argumente immer wieder zu hinterfragen.

42. Wären Sie Politiker – was würde auf Ihrem Wahlplakat stehen?

Anderhub: Irgendwas mit Differenzieren. Zu oft sehen wir nur Schwarz oder Weiss.
Wolfisberg: Ich würde betonen, dass ich zu 50 Prozent falsch liegen werde. Die Gegenseite könnte ja auch recht haben. (Nun. Sie würden wohl beide keinen Wahlkampf gewinnen.)

43. Womit kann man Sie richtig ärgern?

Wolfisberg: Mit Respektlosigkeit.
Anderhub: Intoleranz.

44. Was steht auf Ihrem Nachttisch?

Anderhub: Ein Stapel Bücher, die nicht gelesen werden.
Wolfisberg: Ein Buch und Ohrenstöpsel.

45. Sind Sie eitel?

Anderhub: Ein Stück weit muss man das sein in dem Job. Ich versuche dem aber entgegenzuwirken.
Wolfisberg: (Er überlegt noch, nimmt seinen Hut vom Kopf, dreht ihn in Gedanken und setzt ihn wieder auf.) Irgendwann werde ich den Hut auch noch los.

46. Bier oder Wein?

Wein. (Sie sind sich wieder einig.)

47. Das Gefährlichste, das Sie je gemacht haben?

Anderhub: Eine Busfahrt in Nordindien. Es sei die gefährlichste überhaupt in Indien. Ich würde es nie mehr wieder tun.
Wolfisberg: In der Nacht einen Berg hinunterzuklettern. Reine Dummheit.

48. Ihre Teenagersünden?

Anderhub: Von der Achereggbrücke springen, meine Dogs und der Norwegerpulli.
Wolfisberg: In meinem Zimmer vor dem Spiegel zu «Rondò Veneziano» Zaubertricks üben.

49. Der FCL ist …

Anderhub: … ungefähr auf Platz 3?
Wolfisberg: Etwas für meinen Nachbarn.

50. Was ist Heimat?

Anderhub: Dort, wo deine Freunde sind.
Wolfisberg. Ein Gefühl der Sehnsucht.

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