Als die Uhr noch im Lippenstift integriert war
Seit knapp 130 Jahren produziert das Luzerner Traditionsunternehmen Carl F. Bucherer Uhren – nun ist die Marke mit einer eigenen Boutique am Grendel präsent. Ein Rückblick in Bildern.
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Seit Kurzem führt Carl F. Bucherer seine eigene Boutique am Grendel (zentralplus berichtete). Die Luzerner Uhrenmarke hat in den letzten knapp 130 Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht. Aber auch die Welt der Uhren hat sich um einige Umdrehungen gewandelt – wie die historischen Bilder von damals im Vergleich mit den heutigen zeigen.
1888 eröffnet Carl Friedrich Bucherer gemeinsam mit seiner Frau Luise am Falkenplatz in Luzern sein erstes Geschäft. Es ist die Zeit der Taschenuhren – für jeden Herrn, der etwas auf sich hielt, damals ein unverzichtbares Accessoire. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sie über die Krone aufgezogen werden – davor brauchte es einen speziellen Schlüssel.
Rasch merkt Carl F. Bucherer: Die Filiale am Falkenplatz ist zu klein. Der Luzerner bezieht Räume am Kapellplatz und in der Kapellgasse. Die beiden Söhne absolvieren derweil ihre Ausbildung zum Uhrmacher und Goldschmied. 1919 lancieren sie gemeinsam ihre erste Damenuhrkollektion – im Stil des früheren Art déco.
Um die Jahrhundertwende befreien sich die Uhren aus den Taschen – und verbreiten sich mehr und mehr an den Handgelenken. Anfänglich gelten sie noch als exotisch und laufen weniger genau als die klassischen Taschenuhren. Doch mit dem technischen Fortschritt werden sie immer beliebter, vor allem bei Reisenden und Touristen. Aus heutiger Sicht kurios: Damals war die 12 oft noch an der Stelle, wo heute üblicherweise die 9 steht – das Zifferblatt war also im Vergleich zu heute um 90 Grad versetzt.
Die beiden Brüder Bucherer reisen um die Welt – und kehren in den 20er-Jahren zurück nach Luzern, wo Carl F. Bucherer inzwischen Räume am Schwanenplatz nutzt. Das Familienunternehmen wächst mit Filialen in Interlaken und Lugano. Die Uhren werden derweil immer edler – beispielsweise mit Platin, Brillanten oder Diamanten versehen.
Die goldenen Zwanziger sind auch am Gold-Grendel goldene Zeiten. Armbanduhren werden enorm beliebt. 1920 exportiert die Schweiz 2,5 Millionen Stück – zehn Jahre später sind es bereits 6 Millionen. Und die Uhren werden immer ausgefeilter: Erstmals wird ein Modell entwickelt, das nicht mehr von Hand aufgezogen werden muss, sondern einen automatischen Aufzug enthält. 1926 kommt zudem die erste wasserdichte Uhr auf den Markt. Ein Jahr später durchquert eine englische Schwimmerin damit den Ärmelkanal – beide kommen wohlbehalten an. Mit den technischen Neuerungen verbreiten sich die praktischen runden Formen.
1930 exportiert die Schweiz erstmals mehr Armband- als Taschenuhren. Die 30er-Jahre sind für Carl F. Bucherer eine erfolgreiche Zeit, die jedoch vom Tod des Gründers überschattet wird. Nun nehmen die beiden Brüder das Unternehmen unter ihre Fittiche. In den 30er-Jahren werden zunehmend Materialien entwickelt, welche die Uhren stabiler und praktisch unabhängig von Temperatureinflüssen machen. Auf den Markt kommen immer mehr sportliche Uhren – geworben wird jetzt mit den Attributen wie «unzerbrechlich» und «wasserdicht».
In den 1950er-Jahren verstirbt Carl Eduard Bucherer – nun übernimmt Ernst Bucherer die gesamte Verantwortung. Der Sohn von Carl Eduard und spätere Geschäftsführer in dritter Generation, Jörg G. Bucherer, besucht mehrere Handelsschulen. Während bei den Männern automatische Aufzüge zur Norm werden, dauert es bei den Damenuhren etwas langsamer – denn die filigranen Schmuckstücke haben kaum Platz für grosse Automatik-Schwungmassen. Doch schon naht der nächste Schritt: elektronische Uhren mit Batterien.
Obwohl die mechanischen Uhren praktisch perfektioniert sind, können sie pro Tag einige Sekunden von der tatsächlichen Zeit abweichen. Ein Nachteil, den die aufkommenden elektronischen Uhren nicht haben. Ein einschneidender Umbruch bahnt sich an – die Uhrenkrise: Vor allem asiatische Hersteller von Quarzuhren überschwemmen den Markt – das Überangebot der deutlich billiger zu produzierenden Quarzuhren führt zu einem massiven Beben im Schweizer Uhrenmarkt, das nicht alle Firmen überleben.
1973 zieht Carl F. Bucherer in den Neubau der Firmenzentrale in Schönbühl. In den 70ern übergibt Ernst Bucherer das Geschäft seinem Sohn Erich und dem Neffen Jörg G. Bucherer. Mit der Archimedes-Kollektion – in Anlehnung an den griechischen Mathematiker und Physiker – bringt Carl F. Bucherer die erste Taucheruhr auf den Markt.
In den 80ern und vor allem den 90ern, nach der Quarz-Krise, setzen Schweizer Uhrmacher wieder vermehrt auf mechanische Uhren, versehen sie jedoch mit neuen Funktionen. Es ist eine Rückbesinnung auf die traditionellen Qualitäten – auch bei Carl F. Bucherer setzt die Renaissance ein.
Ende des Jahrtausends kommen dann erstmals Funkuhren auf – die mittels Signalen synchronisiert werden. Mit der Neuausrichtung 2001 rückt Carl F. Bucherer definitiv die gleichnamige Manufaktur und damit die mechanischen Uhren ins Zentrum. 2012 entfallen bereits drei Viertel des Umsatzes auf mechanische Zeitmesser.
Auch in der Gegenwart lässt Carl F. Bucherer die Zeit nicht stehen, sondern setzt weiterhin auf Innovationen. 2008 wird das neu entwickelte Uhrwerk A1000 auf den Markt gebracht – das mit dem peripheren Rotor den Blick aufs Uhrwerk frei lässt. Acht Jahre später, 2016, folgt mit der Eröffnung der neuen Manufaktur im bernischen Lengnau der nächste Meilenstein. Im selben Jahr präsentiert Carl F. Bucherer nach mehreren Jahren Entwicklung das neue Kaliber A2000.
Letzte Woche nun erfolgte die Eröffnung der eigenen Boutique am Grendel. Das Symbol dieses Höhepunktes: die Manero Peripheral Boutique Edition: eine – in Anlehnung an das Gründerjahr auf 188 Stück – limitierte Uhr zur Eröffnung der eigenen Boutique.
* Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Carl F. Bucherer
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