Angriffe auf FCL-Mehrheitsaktionär haben System

Alpstaeg ist Patron, Portemonnaie und Polteri

Der ehemalige FCL-Präsident Walter Stierli baute die Swissporarena, sein Kumpel Bernhard Alpstaeg (rechts) überbrückte dabei als Hausbank die finanziellen Engpässe. (Bild: Daniel Good/freshfocus)

Bernhard Alpstaeg (74) ist der Sonnenkönig im Hofstaat FCL. Aber seit einiger Zeit begehren die «Sieberianer» gegen die «Zeugen Alpstaegs» auf und wetzen ihre Messer. Sie machen Alpstaeg zum Feindbild und malen das Zerrbild eines unberechenbaren Hasardeurs. Doch wer ist das Mysterium Bernhard Alpstaeg wirklich?

Es begann 2008. Da erschien Bernhard Alpstaeg erstmals auf der in der Zentralschweiz prestigeträchtigen Bühne des FC Luzern. Der damalige FCL-Präsident Walter Stierli koordinierte zu jener Zeit den Bau der im Sommer 2011 fertiggestellten Swissporarena und konstruierte die neue und verhängnisvolle Führungsstruktur der künftigen Holding.

Alpstaeg, wohlbestallter Unternehmer und mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Georges Besitzer der Swisspor AG in Steinhausen, gab dabei den Namensgeber für das Stadion und die Hausbank. Die «Bilanz» schätzte 2019 das Vermögen der beiden auf zwischen 700 und 800 Millionen Franken.

Immer, wenn das Geld beim Stadionbau auszugehen drohte, war Alpstaeg helfend zur Stelle. Er erwies sich gleichsam als verlässlicher Partner für die Stadt Luzern und für Stierli. Das damals aufgebaute Vertrauen in den Swisspor-Patron mag mit ein Grund dafür sein, dass der Luzerner Stadtrat Alpstaegs Übernahme des Aktienpakets von 60 Prozent an der Stadion Luzern AG nun derart wohlwollend beurteilt (zentralplus berichtete).

Alpstaeg und seine Adlaten

Bernhard Alpstaeg pflegt geschickt ein Adlaten-System. Marionetten gleich lässt er diese Getreuen an seiner Stelle auf- und abtreten. Stierli machte sich durch die finanzielle Abhängigkeit von Alpstaeg quasi zu dessen ersten Adlaten in einem FCL-Hofstaat, den sich der spätere FCL-Mehrheitsaktionär sukzessive aufbaute.

Später waren es Philipp Studhalter, mittlerweile geschäftsführender Präsident, und Bernhard Heusler. Beide wollen sich in der Zwischenzeit aber von Alpstaeg emanzipiert haben und betonen, heutzutage vom FCL-Verwaltungsrat in corpore mandatiert zu sein und bezahlt zu werden.

Zuletzt beschaffte sich Bernhard Alpstaeg für sein System noch einen Mann mit den gleichen Initialen: Bruno Affentranger. Als Mediensprecher darf dieser nun beim Hahnenkampf im FCL-Aktionariat den in diesen turbulenten Tagen und Wochen eisern schweigenden Mehrheitsaktionär am runden Tisch vertreten. Ein Zudiener-System im Übrigen, dem auch Samih Sawiris als Gegenspieler huldigt: Auch er lässt sich in der Arena der Streithähne vertreten (zentralplus berichtete).

Als Alpstaeg noch polterte

Trotz des angeblichen Waffenstillstands hat der systematische Angriff der «Sieberianer», der Gruppe um die Aktionäre Marco Sieber, Hans Schmid und Samih Sawiris, auf ihren Gegenspieler Bernhard Alpstaeg nicht aufgehört. Sie wollen den Sonnenkönig, der sie bezüglich Finanzkraft und Ausstrahlung in den Schatten stellt, in der Öffentlichkeit diffamieren.

Die Vorlage dazu hat Bernhard Alpstaeg selber geliefert: Er hat sich in der Vergangenheit mit markanten Auftritten in der Öffentlichkeit ein Image zugelegt, das die «Sieberianer» nun für sich auszunutzen versuchen. Seine Aussagen über gewisse FCL-Kaderleute auf operativer Stufe erreichten fast schon Kultstatus. Über den im Februar 2013 entlassenen FCL-Sportchef Heinz Hermann sagte Alpstaeg: «Wir brauchen einen Sportchef, der mit der Geissel chlöpft, der Format hat. Einer mit einer anständigen Frisur.»

Den Haarschnitt machte er zwei Monate später auch beim früheren Aufstiegstrainer René van Eck zum Thema, der Nachfolger von Riszard Komornicki als FCL-Coach werden wollte. Er urteilte über ihn: «Ein Paradiesvogel und ein Robinson-Typ, das geht bei mir gar nicht.»

Später sagte Alpstaeg dem Zuschauerschwund den Kampf an und wollte unter dem Slogan «Der FCL ist sexy» leicht bekleidete Tänzerinnen bei jedem Heimspiel in der Swissporarena präsentieren. Doch die Liga pfiff ihn bei diesem Vorhaben zurück.

Den letzten markanten Spruch Alpstaegs musste im Januar 2018 der entlassene FCL-Cheftrainer Markus Babbel über sich ergehen lassen. Er sei ein «Birchermüesli-Trainer». Zumindest die sportliche Zukunft sollte dem FCL-Machthaber recht geben. Nachfolger Gerardo Seoane führte den FCL in einer fulminanten Rückrunde aus der Abstiegszone auf Rang 3.

Ein Patron im «Übergwändli»

Gerade in der angepassten Zentralschweiz haben eigenständige Persönlichkeiten, die es wagen, ihre Meinung direkt und unverblümt zu äussern, keinen leichten Stand. Sacha Wigdorovits, selbst ein Haudegen in der Schweizer Kommunikationsbranche und ein Berater Alpstaegs in unternehmerischen Belangen, sagt gegenüber zentralplus: «Bernhard Alpstaeg ist ein Patron alter Schule. Er taktiert nicht danach, wer ihm gerade gegenüber sitzt. Er bringt seine Meinung und Position zum Ausdruck. Bernhard Alpstaeg ist ein emotionaler Mensch und gleichzeitig eine treue Seele. Er hat das Herz am rechten Fleck.»

Zu einem ähnlichen Schluss kam die «Schweizer Illustrierte» im Jahr 2008 in einem Porträt über den FCL-Machthaber. Sie schrieb: «Er zieht sich ein ‹Übergwändli› an und mischt sich unter seine Arbeiter» und zitierte Alpstaeg mit den Worten: «Nur so spüre ich den Puls der Arbeiter».

Alpstaeg, der ein «chüschtiges Brot, ein Paar Wienerli oder einen Cervelat vom Denner» zu seiner Leibspeise erklärte, sagte damals auch: «Bei mir bekommt die Putzfrau den gleichen Bonus wie der Direktor.» Dazu muss man wissen: Zur Erholung vom Arbeitsstress liebt es Alpstaeg, mit dem Besen Ordnung zu machen. Nicht nur in seiner Firma, auch beim Umschwung seiner prächtigen Villa in Horw.

1971 hatte er mit seinem Bruder Georges die damalige Baukork mit 14 Angestellten übernommen. Heute sind es gut 2500 im In- und Ausland. Sie erwirtschaften einen Umsatz von mindestens 800 Millionen Franken.

Nur Alpstaeg ist grösser als der FCL

Am Hofstaat des FC Luzern überragt Bernhard Alpstaeg alle. Nicht zuletzt jene im Führungsgremium. Mit seinem unternehmerischen Erfolg, seinem Charisma, seinem finanziellen Potenzial und seiner existenziellen Bedeutung beim Bau der Swissporarena. Bei Gelegenheit hat er seine blassen Mitstreiter im Aktionariat spüren lassen, wie unbedeutend sie im Vergleich zu ihm sind. Und wie abhängig (zentralplus berichtete).

Marco Sieber, auch er ein Unternehmer mit beachtlichem Erfolg, definiert seine gesellschaftliche Bedeutung in der überschaubaren Welt der Zentralschweiz über den Verein. Der vermögende Ägypter Samih Sawiris hat bereits öffentlich deponiert, dass er die Zukunft der «Sieberianer» nicht mit der Übernahme der Aktienmehrheit von Alpstaeg alimentieren möchte. Die beiden grossen Luzerner Institutionen, das Lucerne Festival und der FC Luzern, haben ihm zur Etablierung in der Innerschweizer Gesellschaft verholfen. Er braucht kein weiteres persönliches Engagement beim FCL mehr.

Alpstaeg hingegen ist grösser als der FC Luzern. Er kann ohne ihn leben. Fussball hat ihn erst interessiert, seit seine vor gut zehn Jahren noch jugendliche Tochter Giulia ihr Herz an den Klub verlor.

Solange die «Sieberianer» quengeln und stänkern, steht die sportliche und wirtschaftliche Zukunft des FC Luzern auf dem Spiel. Die Uhr tickt unerbittlich. Denn bei allen inszenierten Nebenschauplätzen auf dieser Bühne der Eitelkeiten steht bloss eine Frage im Zentrum: Wie weiter mit der Institution FCL?

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Roger
    Roger, 10.02.2020, 16:59 Uhr

    Nun ja. Nicht ganz recht, resp. nicht wahr was der Herr Alpstaeg da verzapft..
    Als langjähriger ehem. Mitarbeiter einer seiner Firmen weiss ich ganz genau wie das läuft – und definitiv bekommt eine Putzfrau wenig bis keinen Bonus, im Gegensatz zu den Kaderleuten..!!
    Zur Info: Bei der Firma Eternit (Schweiz) AG; kein Bonus 2018/2019/2020 sowie auch keine Erfolgsbeteiligung für die gleichen Jahre..! Ob der Herr auch weniger aus dieser Firma gezogen hat ende Jahr, ist sehr fraglich!

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 13.12.2019, 09:25 Uhr

    Der Bericht entspricht nicht ganz den Tatsachen. Walter Stierli gehört jedoch nicht zu Alpstaeg’s Adlaten, denn schon lange vorher bestand zwischen diesen beiden Herren eine intensive Geschäftsbeziehung. Die swisspor-Gruppe ist Kunde beim Brokerunternehmen von Walter Stierli. Über diesen Kanal hat Walter Stierli viele potente Geldgeber für den FC Luzern begeistern können. Ihn als Adlaten zu bezeichnen wird der grossen Leistung für den FC Luzern von Walter Stierli nicht gerecht. Zudem verdankt Luzern das neue Stadion der Vorarbeit, dem Lobbying von Walter Stierli, zusammen mit einer gewissen Frau Bitterli.

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