Nach dem verheerenden Brand in Hünenberg

Alles Hab und Gut im Feuer verloren – Camper ist die letzte Zuflucht

Ludwig Vettiger am Morgen nach dem verheerenden Brand. Im Wohncamper haben er und seine vier Hunde nun vorübergehend ein Dach über dem Kopf.

(Bild: woz)

In Hünenberg See ist am Montagabend ein altes Mehrfamilienhaus in der Langrüti 38 abgebrannt. Die Bewohner der fünf Mietparteien konnten sich vor den Flammen retten, das Haus aber ist unbewohnbar. Der 72-jährige Ludwig Vettiger erzählt zentralplus, wie es ihm geht – nachdem er im Feuer alles verloren hat. Dank der Hilfe seiner Nachbarn hat er wenigstens eine provisorische Bleibe.

20 Jahre hat Ludwig Vettiger in dem Mehrfamilienhaus an der Luzernerstrasse gelebt. Nun steht er da – vor einem Wohncamper. Das ist bis auf Weiteres sein neues Zuhause. Mit einer dünnen Jacke, einem Puma-T-Shirt. In Jeans und Sneakers. «Das ist alles, was ich noch an Kleidern besitze», sagt der 72-Jährige. Wenige Stunden zuvor hat er alles in den Flammen in seiner Vier-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock des alten, knapp 100-jährigen Hauses verloren (zentralplus berichtete). Er wirkt trotzdem überraschend gefasst.

«Ich sass gestern Abend gegen 19 Uhr vor dem Fernseher, als meine Tochter, die bei mir lebt, zu mir sagte, es schmecke nach Rauch», berichtet der Rentner. Auch habe sie plötzlich Lärm im Haus gehört. Als die 33-Jährige dann die Tür zum Gang öffnete, qualmte es schon aus der Tür der gegenüberliegenden Wohnung heraus. «Ich habe daraufhin meine vier Hunde gepackt, und wir haben sofort unsere Wohnung verlassen.» Der Treppenaufgang sei da schon voller Rauch gewesen. Dass ihm, seiner Tochter und seinen vier grossen Hunden nichts passiert ist, sei das Wichtigste.

«Es wird für mich schwer werden, für mich und die vier grossen Hunde eine neue Bleibe zu finden.»

Ludwig Vettiger, Brandopfer

Trotzdem mag er nicht darüber «sinnieren», dass er jetzt sein ganzes Hab und Gut in den Flammen verloren hat. «Vor allem die vielen privaten Fotos und Bilder. Und natürlich die grosse Wohnung – es wird für mich schwer werden, für mich und die vier grossen Hunde eine neue Bleibe zu finden.»

 

Am Morgen nach dem Brand: Das Haus an der Luzernerstrasse in Hünenberg See ist nicht mehr bewohnbar.

Am Morgen nach dem Brand: Das Haus an der Luzernerstrasse in Hünenberg See ist nicht mehr bewohnbar.

(Bild: hch)

Gestört hat ihn, dass vor dem brennenden Haus 20 bis 30 Leute gestanden seien und dem Feuer nur zugeschaut haben. «Da ist niemand auf die Idee gekommen, zu klingeln, um uns zu warnen. Es hätte ja auch schlimmer ausgehen können.» Bei dem Brand gestern Abend ist glücklicherweise niemand verletzt worden.

«Ich muss mir jetzt erst mal neue Herztabletten besorgen.»

Ludwig Vettiger

Während die Bewohner der anderen drei Mietparteien – ein Bewohner weilt noch in den Ferien in der Karibik – bei Bekannten oder im Hotel Unterschlupf fanden, hat ein Nachbar, der mit ihm zusammen jahrelang in der gleichen Firma arbeitete, einen Wohncamper organisiert. In dem Camper haben er und seine vier Hunde nun kurzfristig ein Dach über dem Kopf. Die Nachbarin ist am Morgen nach dem Brand bereits zur Stelle und bietet dem Brandopfer einen Kaffee an. «Wenn du ein WC brauchst, kannst du auch einfach rüberkommen.» Die Tochter von Ludwig Vettiger hat kurzfristig bei einer Kollegin eine Bleibe gefunden und ist bereits wieder an der Arbeit.

«Ich muss mir jetzt erst mal neue Herztabletten besorgen, die sind im Feuer auch vernichtet worden», sagt der 72-Jährige. Er habe vor zwei Monaten einen Herzinfarkt erlitten. «Das war nicht so schlimm wie das Feuer jetzt.»

 

Ludwig Vettiger – seine Wohnung ist abgebrannt.

Ludwig Vettiger – seine Wohnung ist abgebrannt.

(Bild: woz)

Firma setzt sich für obdachlose Mieter ein

Derweil engagiert sich Richard Gander, Geschäftsführer der Käseexportfima Lustenberger und Dürst, für die obdachlos gewordenen Mieter der abgebrannten Wohnungen. «Ich bin natürlich auch schockiert gewesen», sagt Gander. Er ist froh, dass niemand beim Brand verletzt wurde. Das ehemalige Holzchalet anno 1923, das dem Tochterunternehmen Le Superbe Immobilen AG gehört, sei unter Ortsbildschutz gestanden.

«Wir sind auf gutem Weg, Ersatzwohnungen für die fünf Mieter aufzutreiben – denn die haben jetzt wirklich erstmal andere Sorgen», sagt Gander. An zwei Orten würden sich mithilfe des Sozialamts und einer anderen Immobilienfirma bereits Lösungen anbahnen. Das historische Gebäude sei ursprünglich zur Lagerung von Käse sowie als Wohnraum für die Käsesalzer der Hünenberger Firma gebaut worden. «Dass wir das nun zerstörte Gebäude abreissen, ist eine Option.»

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