Die Traumwohnung am Zuger Bahnhof

Alles Fake! Oder doch nicht?

Da ist gar nichts drin: Michel Kiwic und Severin Hofer haben zwar gebaut – aber nur in der Fantasie ihrer Facebookfreunde. (Bild: zvg)

Die Traumwohnung gibt’s zwar. Aber anders als gedacht. Zwei Künstler bauen in der Fantasie ihrer Facebook-Freunde. Und hoffen, die sind nicht beleidigt. Denn diese Kunstaktion basiert auf einer glorreichen Idee.

«Sollen wir’s wirklich auflösen?», fragt Michel Kiwic, und Severin Hofer findet, es ist zu früh, um die Illusion zu verraten, trotzdem tun sies. Die beiden Künstler sind auf Nadeln. Sitzen in «ihrer» Wohnung hinter dem Bahnhof in Zug. In dem kleinen Haus, das von den Blöcken ringsherum belagert wird. Und seit neuestem auch von Bauprofilen – die Tage des Hauses sind gezählt, und in der Zwischenzeit können Künstler eine Wohnung darin bespielen. (zentral+ berichtete)

Die Aktion des Künstlerduos Hoffnung+Kiwi läuft seit einer Woche, jeden Tag haben sie die Wünsche ihrer Facebook-Freunde erfüllt, haben Dinge in die Wohnung gebaut, die sich andere erträumt haben. Haben die Wohnung aufgefüllt und abgelichtet. Und jetzt steht das ganze auf der Kippe, denn die Kunstaktion hat ihren kritischen Moment erreicht. Nur wie das loswerden. Denn: Sie haben uns verschaukelt.

Glorreiche Idee: Gar nichts tun!

Kiwic sitzt auf der Fensterbank, die Füsse auf dem schönen Kastenparkett der Wohnung, Hofer sitzt auf einem ausrangierten Ikea-Regal. Und ansonsten ist die Wohnung leer. In der Ecke liegt noch etwas Styropor, von der Styropor-Pool-Aktion. Und Grasreste, vom Tag, als die Hühner da waren.  

«Entstanden ist die Idee so», sagt Kiwic: «Wir mussten ja am Montag Morgen mit einer Idee ankommen.» Die glorreiche Idee: Zeug reinschleppen, das gerade da ist, und eine Installation damit bauen.. Und sagt Severin: «Weißt du was noch cooler wäre? Wenn wir es gar nicht tun.»

Wers rausfand, war wie eingeschworen

Die Idee war geboren. Die «Wohnung» ist ein Fantasieprodukt: All die Dinge, die die beiden aufgrund von Wünschen aus der Facebookgruppe in der Wohnung eingebaut haben – vom Styropor-Badezimmer bis zu den Hühnern und der Bewohnerin Jasmin BungaBunga – das ist alles gar nicht da. Die Wohnung ist leer. Respektive: «Sie ist in den Köpfen all derer entstanden, die mitgemacht haben», sagt Kiwic.

Die Wohnung existiert nur auf den Fotos, die die beiden gemacht und ins Internet gestellt haben. «Es hat sich alles da aufgebaut, und ist gewachsen», sagt Hofer. Die Fotos sind echt – es gab den Styropor, aber halt nur einen kleinen Ecken voll. Der Rasen war auch kurz da – aber auch schnell wieder weg. Die Hühner sind zwar echt – aber schon lange wieder auf einer Weide.

«Das ganze ist ein Spiel» hat Severin Hofer noch am Donnerstag gesagt. Jetzt sagt er: «Es ist ein Game, bei dem alle mitfantasiert haben. Und alle, die es herausgefunden haben, waren wie Eingeschworene.»

«Ich erhoffe mir, dass die Leute jetzt erst recht mitträumen»

Michel Kiwic, der Kiwi bei Hoffnung+Kiwi

Die Leute etwa, die zum Filmabend in der «Wohnung» aufgekreuzt sind – und von der Leinwand fehlte jede Spur. Kiwic und Hofer haben versucht, auf alles irgendwie einzugehen, die Fiktion aufrecht zu erhalten. «Und nicht zu lügen dabei, wir wollten niemanden verarschen», sagt Kiwic.

Jetzt hoffen die beiden, dass die Aktion damit nicht beendet ist, im Gegenteil. «Ich glaube, es macht auch noch Spass, wenn alle wissen, was Sache ist. Ich erhoffe mir, dass die Leute jetzt erst recht mitträumen», sagt Kiwic.

Träume, Skepsis und dumme Ideen

Die Aktion ist ein lebendiges Ding, lebt vom Dialog mit der Facebook-Community. «Und wir müssen dafür sorgen, dass es lebendig bleibt», sagt Hofer, «dass die Leute weiterträumen.» Was ist Kunst an der ganzen Sache? Die Facebookseite, sagt Kiwic. Da entsteht diese Wohnung, in der Mischung aus Träumen, Begeisterung, Skepsis und dummen Ideen.

Die imaginäre Wohnung ist gewachsen in den letzten Tagen, hat viele Leute begeistert, von überallher wurden Ideen geliefert. «Und wenn dann alle an die Vernissage kommen, und wissen, sie haben hier zusammen einen Traum geträumt, und nicht nur eine Wohnung eingerichtet», sagt Kiwic, «dann wird die Party umso besser.»

Hier wurde zwar getaucht – aber nur einen halben Meter tief.

Hier wurde zwar getaucht – aber nur einen halben Meter tief.

(Bild: zvg)

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