Alois oder Josef: Bei welchem Amt der Name hilft

Alles eine Frage des Namens: So wird man im Kanton Zug gewählt

Sind aktuelle Iten-Vertreter in der Zuger Politik (von links): Beat Iten (Kantonsrat und Gemeinderat Unterägeri, SP), Christoph Iten (Zuger Gemeinderat, CVP) und Claudia Iten-Hess (Vertreterin Bürgerrat Unterägeri, CVP).

(Bild: Montage zentralplus)

Über 40 Prozent aller Gemeindepräsidenten einer Zuger Gemeinde tragen denselben Nachnamen, 257 Kantonsräte hiessen Josef. Und wer das Zuger Kantonsgericht leiten will, sollte auf Alois hören: Diese und weitere Fakten zu den Zuger Politikern erschliessen sich bei einer Auswertung des Zuger Personen- und Ämterverzeichnisses seit 1848.

Mehr Franz Meiers oder mehr Alois Itens? Kämpft man sich durch die 544 Seiten des aktuellen Zuger Personen- und Ämterverzeichnisses, stechen einem zahlreiche Namen gefühlte 50 Mal ins Auge. Aber auch solche, welche heutzutage nicht mehr allzu geläufig sind. Oder wann haben Sie das letzte Mal mit einem Placidus Schwermann (Kantonsrat 1907 bis 1909), Kajetan Utiger (Kantonsrat 1878 bis 1882) oder Josef Leonz Nepomuk Schmid (Ständerat 1853 bis 1856) gesprochen?
 
Im Verzeichnis, welches das Zuger Staatsarchiv per 1. Februar auf den neuesten Stand gebracht hat, sind sämtliche zugerischen Vertreter in den Bundesbehörden sowie die Mitglieder der Legislative, Exekutive und Judikative des Kantons Zug seit 1848 aufgeführt. Die gemeindlichen Behörden sind ab 1874 erfasst. Das Verzeichnis umfasst aktuell 3901 Personen in 164 Ämtern.

«Was meinen Sie, Herr Iten?»

Neben dem Entdecken von etwas aus der Mode gekommenen Namen lassen sich allerlei Fakten- und Zahlenspielereien anstellen. So hörten 1941 vier von sechs Unterägerer Gemeinderäten auf das Ur-Unterägerer Geschlecht Iten.

Total waren bislang 201 Itens und Ithens in der Zuger Politik aktiv – kantonaler Rekord. Davon hiessen 42 mit Vornamen Josef. Wollen Sie in die Zuger (oder noch besser in die Unterägerer Gemeindepolitik) einsteigen, sollten Sie also möglichst Josef Iten heissen. Einen Kontrast bilden die Gemeinderatswahlen 1880 in Oberägeri. Damals wurden nämlich gleich zwei Christian Nussbaumer in den Gemeinderat gewählt.

Bei den häufigsten Nachnamen folgen mit grossem Abstand Hürlimann (103), Müller (94), Meier (63) und Zürcher (61).

Der SP-Eindringling

Zurück zu den Itens: Über 40 Prozent aller Unterägerer Gemeindepräsidenten hiessen bislang Iten. Bis auf drei waren sämtliche Präsidenten aus der Berggemeinde FDP-Männer. Übrigens teilten sich Freisinnige und Konservative die Gemeinderatssitze in Unterägeri bis 1946 unter sich auf. Dann wurde der SP-Mann Albert Siegfried gewählt. Siegfried blieb bis 1978 der einzige «Eindringling» in die freisinnig-konservative Phalanx.

Zwei Vorreiter der Grünen in Zug: Josef Lang (links) und Hanspeter Uster.

Zwei Vorreiter der Grünen in Zug: Josef Lang (links) und Hanspeter Uster.

(Bild: woz)

Das parteipolitische Duopol hält sich auch hartnäckig, wenn es um die Präsidenten des Kantonsgerichts geht. Dort haben Sie übrigens statistisch die besten Wahlchancen, wenn Sie auf den Vornamen Alois hören, hiessen doch gleich drei Kantonsgerichtspräsidenten in Folge so.

Das Verwaltungsgericht ist CVP-Sache

Gänzlich einsilbig wird es, wenn es um das Amt des Verwaltungsgerichtspräsidenten geht. Seit dieses Gericht im Kanton Zug existiert (1976), stellt die CVP den Präsidenten. Seit 2016 hat dieses Amt Aldo Elsener inne.

Wenn wir auf die nationale Bühne wechseln, sieht es bezüglich der grossen Kammer etwas bunter aus. Zwar dominiert auch hier orange-blau. Doch immerhin konnten auch schon SP (3), SVP (2) und die Grüne Fraktion mit Josef Lang Nationalräte stellen. Bezüglich Ständerat hingegen hat der Kanton Zug bislang ausschliesslich CVP- und FDP-Herren nach Bundesbern entsandt.

31 Jahre lang Bundesrat

Bleiben wir gleich in Bern. Zug hat bislang bekanntlich zwei Bundesräte gestellt: Hans Hürlimann (CVP) von 1974 bis 1982 und davor Philipp Etter (Konservative) von 1934 bis 1959. Letzterer war ausserdem vier Mal Bundespräsident. Klingt wie seine 25 Jahre als Bundesrat rekordverdächtig.

Philipp Etter (1891–1977) wurde als erster Zuger in den Bundesrat gewählt.

Philipp Etter (1891–1977) wurde als erster Zuger in den Bundesrat gewählt.

(Bild: Staatsarchiv Kanton Bern/Carl Jost)

Doch weit gefehlt. Denn der Berner Karl Schenk (Freisinnige) amtete bis zu seinem Tod 1895 während 31 Jahren als Bundesrat und war wie Emil Welti (liberal-radikale Fraktion) sechs Mal Bundespräsident.

Kantonsrat Josef

Nach dem Ausflug in die Bundeshauptstadt geht es zurück nach Zug, genauer in den Kantonsrat. Unter den Kantonsräten seit 1848 hiessen 257 mit Vornamen Josef. Damit ist dieser Name mit Abstand am bislang häufigsten vertreten gewesen im Kantonsrat. Auf den Plätzen folgen Johann (109) und Karl (86). Bei den Nachnamen schwingt auch hier wenig überraschend Iten obenaus (69).

Geht es nach Wahlkreis, steht die Stadt Zug an der Spitze. Sie hat bislang 423 Kantonsräte gestellt. Auf Rang zwei folgt Baar mit 283. Danach kommen Cham (183), Unterägeri (137), Menzingen (108), Oberägeri (87), Risch (74), Steinhausen (55), Hünenberg (53), Walchwil (46) und Neuheim (35).

Bei den Parteien haben die Konservativen respektive die spätere CVP die Nase deutlich vorn. Sie haben insgesamt schon 633 Kantonsräte gestellt. Auf Platz 2 gesellt sich die FDP mit 498 Kantonsräten. Dann kommt lange nichts, bis die SP (143) folgt.

Heutige Schweizer Demokraten waren im Kantonsrat

Neben SVP (56) und ALG (davor Sozialistisch Grüne Alternative, 41) haben es auch immer wieder kleinere Parteien in den Kantonsrat geschafft. So zum Beispiel der Landesring der Unabhängigen (11), die GLP (8) oder die Nationale Aktion gegen Überfremdung von Volk und Heimat (4). Die rechtspopulistische Partei ist heute als Schweizer Demokraten bekannt.

Margrit Spillmann (FDP) wurde 1978 als erste Frau in den Zuger Stadtrat gewählt.

Margrit Spillmann (FDP) wurde 1978 als erste Frau in den Zuger Stadtrat gewählt.

(Bild: doku-zug.ch)

Im Regierungsrat mutet es schon fast revolutionär an, dass mit Josef Müller bereits 1898 ein Sozialdemokrat gewählt wurde. 1918 folgte mit Gottlieb Haller der nächste. 1990 schaffte es mit Hanspeter Uster erstmals ein Grüner in die Zuger Regierung. Erst acht Jahre später gelang dies ein erstes Mal einem SVP-Vertreter (Jean-Paul Flachsmann).

Gemeindepräsidentinnen sind rar gesät

Schaut man sich nach Gemeinderätinnen und Gemeindepräsidentinnen um, sieht es in den meisten Gemeinden eher düster aus. Mit Baar, Cham, Neuheim, Oberägeri, Unterägeri und Walchwil hatten sechs von elf Zuger Gemeinden noch nie eine Gemeindepräsidentin.

Die erste weibliche Gemeindepräsidentin im Kanton Zug war Monika Klara Gisler-Locher (FDP) als GGR-Präsidentin 1993 und 1994. Und auch was Gemeinderätinnen angeht, war der Grosse Gemeinderat der Vorreiter. 1974 wurden gleich fünf Frauen in den GGR gewählt.

Baar: Wie die alte Fasnacht

Eine Zuger Stadtpräsidentin gab es bislang noch nicht. Als erste Stadträtin in die kantonalen Geschichtsbücher ging Margrit Spillmann (FDP) 1978 ein. Das war immer noch Jahre vor allen anderen Zuger Gemeinden.

Als erste Gemeinden nachgezogen sind 1982 Steinhausen mit Klara Landolt-Tobler (SP) und Menzingen mit Anna Maria Straub (FDP). Als letzte Zuger Gemeinde gesellte sich Baar hinzu. Bis 1999 und der Wahl von Bettina Egler (SP) war der Rat der Räbengemeinde rein männlich.

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