Bauzeit in Rotkreuz durfte nur zwei Jahre betragen

Alles andere als eine Blockhütte: Holzhochhaus, damit es schneller geht

Holz-Beton-Verbund-Elemente im Innern.

(Bild: mam)

Es ist nachhaltig und exklusiv: Das erste Hochhaus der Schweiz, das auf dem Areal der Suurstoffi in Holzbauweise aufgeführt wird. Der Grund für die Wahl des Baustoffs ist aber ein ganz anderer.

Von aussen macht das erste Holz-Hochhaus der Schweiz einen ziemlich normalen Eindruck: Das Erdgeschoss aus Beton, das Innenleben hinter einem Baugerüst aus Stahl verborgen. Dass auf dem Suurstoffi-Areal dennoch etwas Bahnbrechendes hochgezogen worden ist, wollten die Holzbaufirma Erne, die Generalplaner und Architekten Burkard Meyer und die Bauherrin Zug Estates deutlich machen: Sie baten am Dienstag zur Besichtigung des Rohbaus.

Gartenhochhaus entsteht in der Nähe des Holz-Hochhauses

Also los zum Ort, wo derzeit die spannendsten Bauprojekte der Zentralschweiz realisiert werden. Wir kommen vorbei am neuen Informatik-Campus der Hochschule Luzern, dem neuen Sitz von Mobility Carsharing und am Bauplatz, wo das begrünte Gartenhochhaus Aglaya entsteht. In der Ostecke des Areals finden wir die Suurstoffi 22.

Surrstoffi 22 jetzt und in einem Jahr.

Surrstoffi 22 jetzt und in einem Jahr.

(Bild: mam)

Naive Zeitgenossen, die Holzbau mit Blockhütten, Riegelhäuschen oder mindestens dem holzverschalten sechsstöckigen Holz-Wohnblock in Steinhausen in Verbindung bringen, werden hier rau auf den Boden der industriellen Wirklichkeit zurückgeholt. Der zehnstöckige, 36 Meter hohe Klotz aus zwei verschränkten Baukörpern besteht nämlich im Kern aus Stahlbeton. Auch darumherum wird neben Holz auch Beton und Metall verwendet. Dennoch: die tragenden Balken der Böden sind aus Fichte und die tragenden Säulen aus Baubuche.

Neues Heim für Biotechfirma Amgen

«Was wir hier an Holz verbaut haben, würde im Schweizer Wald innerhalb von zweieinhalb Stunden nachwachsen», sagte ein Vertreter der Architekten Burkard Meyer. Aber der Nachhaltigkeitsgedanke hat beim Bau nicht Pate gestanden – sondern der Zeitdruck.

«Wir müssen das Gebäude innerhalb von nur zwei Jahren realisieren.»

Tobias Achermann, CEO Zug Estates Gruppe

«Wir hatten für die Suurstoffi 22 einen Ankermieter in Aussicht», sagt Tobias Achermann, der CEO der Zug Estates Gruppe, die Bauherrin fürs ganze neu entstandene Suurstoffi-Quartier ist. Der interessierte Hauptmieter war das amerikanische Biotech-Unternehmen Amgen, derzeit in der Zuger Grafenau ansässig. «Sie sagten uns: Wenn wir im Sommer 2018 einziehen können, dann kommen wir.» Also machte sich Zug Estates daran, in Windeseile – genauer: innerhalb von zwei Jahren – ein Hochhaus aus dem Nichts zu zaubern, das gut 50 Millionen Franken kostet.

Vorschriften änderten 2015

Der Holzbau ermöglicht eine leichte und vor allem auch eine industrielle Bauweise, bei der vorproduzierte, teils komplexe Deckenelemente aus Holz und Beton zum schnellen Zusammenbau auf den Bauplatz kamen. So wurde alle zwei Wochen eine Etage fertig.

Zug-Estates CEO Tobias Achermann.

Zug-Estates CEO Tobias Achermann.

(Bild: mam)

Möglich geworden ist der pionierhafte Bau aber ohnehin nur, weil 2015 die Brandschutzvorschriften änderten: Zuvor durften Holzbauten nicht höher als 25 Meter sein. Nun ist der Bann gebrochen.

Erhält auch Luzern am Pilatusplatz ein Holz-Hochhaus?

Das Magazin «Stadtsicht Luzern» schlägt in seiner neusten Ausgabe vor, eine der Baulücken am Luzerner Pilatusplatz mit einem Holz-Hochhaus zu schliessen. Und zwar jene, wo einst das Restaurant Schmiede stand, jetzt aber Birken in Plastikkörben wachsen. Die Autorin Silvia Wildanger weist darauf hin, dass Luzern eine 2000-Watt-Gesellschaft sei. Bauen mit Beton koste Energie und die Herstellung des Baustoffs sei für einen grossen Ausstoss an Kohlenstoffdioxid verantwortlich. Holz hingegen wachse nach, Bäume wandelten Kohlendioxid in Sauerstoff um.

Der Brandschutz bleibt aber ein wichtiges Thema. Die Etagen müssen weiter mit Betondecken voneinander getrennt werden – deshalb auch die Deckenelemente in Verbundbauweise. Es gibt eine Sprinkleranlage, einen eigenen Aufzugsschacht für die Feuerwehr und einen internen Hydranten. Und die Aussenverkleidung muss vollständig vom hölzernen Inneren abgetrennt sein – bei der Surstoffi 22 geschieht das mit Gipsplatten.

Holzhaus mit Aluhaut

Wer auf der Aussenseite des Holzhochhauses ein urchiges Täfer erwartet, ist auf dem Holzweg. Auch hier verlangen die Brandschutzvorschriften eine Verkleidung. Man will ausschliessen, dass ein Brand unlöschbar an der hölzernen Aussenmauer emporkriechen kann. Also kommt eine Verschalung aus Aluminium hin. Schockierendes Detail: Es wird das gleiche Produkt verwendet, das auch in den Londoner Grenfell Towers verbaut worden war. Die brannten im Juni ab, wobei 79 Menschen ums Leben kamen. 

Doch beim Generalunternehmer bleibt man cool. Die Verschalung gäbe es in drei Versionen: nicht feuerfest, feuerabweisend und feuerfest. «Wir verwenden die feuerfeste Form. Kein Grund zur Panik».

Bild aus der Bauphase: Ein Fassagenelement schwebt ein.

Bild aus der Bauphase: Ein Fassagenelement schwebt ein.

(Bild: Markus Bertschi)

Modell des Holz-Hochhauses.

Modell des Holz-Hochhauses.

(Bild: Markus Bertschi)

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