Stadt Luzern ist erfreut über Spange-Nord-Verzicht

Adrian Borgula: «Das ist ein beachtlicher Kurswechsel der Regierung»

Welche Haltung hat der Stadtrat zur Fluhmühlebrücke? Adrian Borgula lässt sich nicht in die Karten blicken. (Bild: bic)

Der Kanton Luzern will das Mega-Projekt Spange Nord doch nicht umsetzen. Der städtische Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula ist erleichtert. Ob sich der Stadtrat nun aber für die Fluhmühlebrücke erwärmen kann, ist noch offen.

Damit hätten die wenigsten gerechnet: Jahrelang hielt die Luzerner Regierung am Bau der Spange Nord fest, seit Mittwoch ist alles anders. Eine unabhängige Studie hat gezeigt, dass Luzern besser fährt, wenn die Spange nicht gebaut wird. Dafür soll für 40 Millionen Franken der Anschluss Luzern-Lochhof in Betrieb genommen und eine neue Brücke über die Reuss errichtet werden (zentralplus berichtete).

Der Luzerner Stadtrat hat sich in der Vergangenheit dezidiert gegen das Projekt Spange Nord geäussert (zentralplus berichtete). Dass die Vorbehalte der Stadt ernst genommen wurden, freut Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula (Grüne). «Wir begrüssen es, dass der Kanton das Projekt wirklich ergebnisoffen überprüft und alle möglichen Lösungen in Betracht gezogen hat», sagt er.

Massive negative Auswirkungen auf die Quartiere

Die Kantonsregierung habe die Grösse gezeigt, von einem Projekt Abstand zu nehmen, an dem sie jahrelang festgehalten habe. «Das ist ein beachtlicher Kurswechsel, über den wir sehr froh sind, zumal die Spange Nord massive negative Auswirkungen auf die Quartiere gehabt hätte.»

Der Vorschlag, der nun auf dem Tisch liegt, sieht bei der Fluhmühle den Bau einer neuen Brücke über die Reuss vor. Auch dies hatte der Stadtrat im Zusammenhang mit dem optimierten Projekt Spange Nord in einer Vernehmlassung bereits einmal klar abgelehnt.

«Der Bau der Brücke hätte starke negative Auswirkungen auf die Lebensqualität im Quartier Fluhmühle und Lindenstrasse – ein Gebiet, das bereits heute belastet ist.»

Adrian Borgula

Borgula will sich darauf aber nicht behaften lassen. «Wenn auf den Bau der Spange Nord verzichtet wird, ist das eine andere Ausgangslage», sagt er. Der Stadtrat werde die Vor- und Nachteile unter den neuen Voraussetzungen nun genau anschauen. Noch sei es zu früh für eine abschliessende Beurteilung.

Durchgehende Buslinie 1 ist nun vom Tisch

«Klar ist: Der Bau der Brücke hätte starke negative Auswirkungen auf die Lebensqualität im Quartier Fluhmühle und Lindenstrasse – ein Gebiet, das bereits heute belastet ist.» Zudem seien die Eingriffe ins Stadt- und Landschaftsbild massiv (zentralplus berichtete). «Andererseits gibt es positive Auswirkungen im Bereich Baselstrasse, weil der Verkehr dort abnehmen dürfte. Das könnte unsere Bemühungen unterstützen, diesen Strassenabschnitt aufzuwerten.»

Einen Wermutstropfen bringt der Verzicht auf die Spange Nord: Wenn sie nicht gebaut wird, verzichtet der Kanton auch auf die Schaffung einer durchgehenden Busspur vom Kupferhammer bis zum Luzernerhof. Die mit Abstand meist befahrene Buslinie 1 wird demnach nicht optimiert.

Der Stadtrat will das Problem aber nicht auf sich beruhen lassen. Der Handlungsbedarf sei klar. «Dass diese Verbindung verbessert werden muss, da sind sich alle einig», so der Mobilitätsdirektor. Die Stadt arbeite weiter daran – zusammen mit dem Kanton, dem Verkehrsverbund und  LuzernPlus. Dies im Zusammenhang mit der Umsetzung des Gesamtverkehrskonzepts für das Agglomerationszentrum. 

Maihofquartier: Was passiert mit den Eichen, den Häusern und dem Pausenplatz?

Widerstand gegen die Spange Nord kam auch aus dem Maihof-Quartier. Auf einen Autobahnanschluss im Bereich Rosenberg wird nun zwar verzichtet. Trotzdem besteht gemäss der am Mittwoch veröffentlichten Studie Handlungsbedarf.

45 Millionen Franken sollen investiert werden, um diesen Knotenpunkt zu optimieren. Zwei Varianten liegen auf dem Tisch. Beide sehen einen Eingriff in den Maihof- Pausenplatz vor dem unter Denkmalschutz stehenden Maihofschulhaus vor. Für die Umsetzung der in der Studie skizzierten «Variante Einbahnregime» müssten zwei Häuser abgerissen werden – allenfalls müssten zudem drei schützenswerte Eichen weichen.

Die zweite Variante «Kreisel» sieht vor, dass es künftig für Autofahrer von Ebikon her nicht mehr möglich sein wird, geradeaus in Richtung Seebrücke zu fahren. Sie würden über den Kreisel in Richtung Friedentalstrasse geführt.

Wie der Stadtrat zu diesen beiden Vorschlägen steht, kann Mobilitätsdirektor Adrian Borgula noch nicht sagen. «Wir müssen das erst im Detail anschauen, bevor wir uns dazu äussern können», sagt er. Borgula begrüsst, dass der Kanton nun eine ausgedehnte Vernehmlassung startet, damit eine «gute und breite fachliche und politische Diskussion» geführt werden kann. Diese beginnt im November und dauert bis Ende März. Spätestens dann muss der Stadtrat seine Haltung geklärt haben.

So wie auf dieser offiziellen Visualisierung könnte die neue Brücke zwischen Reussbühl und dem Autobahnanschluss Lochhof aussehen. (Bild: zvg/Visualisierung Swiss Interactive AG, Aarau)
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 24.10.2019, 08:27 Uhr

    Gegen die geplante Fluhmühlebrücke wird ab Tag 1 derselbe Widerstand aufgegleist wie gegen die Spange Nord! Der Kanton hat wohl das Gefühl, er könne die StadtluzernerInnen mit dieser euphemistischen Formulierung desselben Projektes hinters Licht führen?! Das ist wohl die erste richtige Amtshandlung unseres neuen RR F. Peter. Als FDP-Vertreter ist er natürlich vollkommen in der Pflicht, dass die Bauwirtschaft in der Stadt Luzern ein rentables Projekt umsetzen darf. Der verkehrstechnische Nutzen (so hat man in den 70er Jahren Strassenbauprojekte geplant und umgesetzt) ist ohnehin nicht auszumachen! Der Logik folgend kann es also primär um die Versorgung der Bauwirtschaft mit hübschen Aufträgen, finanziert aus knappem Steuergeld, gehen!

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