Luzerner Bibliothek braucht neuen Chef

Abgang wegen Spardruck? ZHB-Direktor dementiert

ZHB-Direktor Rudolf Mumenthaler (rechts) bei der Wiedereröffnung im Dezember 2019 mit Regierungsrat Reto Wyss, Architekt Remo Halter, Regierungsrat Marcel Schwerzmann (von links). (Bild: jwy)

Rudolf Mumenthaler verlässt nach nur drei Jahren die Zentral- und Hochschulbibliothek und wechselt nach Zürich. Dass dies mit dem Spardruck in Luzern zu tun hat, weist er zurück. Obwohl er gerne mehr Mittel hätte. Das gibt auch politisch zu reden.

Die letzten Dezember wiedereröffnete Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) muss einen neuen Direktor suchen. Rudolf Mumenthaler verlässt die Institution im Vögeligärtli per Ende Jahr, wie der Kanton Luzern am Dienstag mitteilte (zentralplus berichtete).

Er übernimmt in Zürich die Leitung der neuen Universitätsbibliothek Zürich, die alle bisherigen einzelnen Bibliotheken unter einem Dach vereint. Rudolf Mumenthaler kehrt damit an seine alte Wirkungsstätte zurück: Er hat nach seinem Studium der Geschichte, der Russistik und Politologie an der Uni Zürich als Assistent am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte gearbeitet. Danach wechselte er an die ETH-Bibliothek, unterrichtete später als Professor für Bibliothekswissenschaft in Graubünden, bevor er 2017 die Leitung der ZHB übernahm.

Dort erfolgt nach drei Jahren bereits der Abgang. Die Frage, ob er die ZHB verlassen habe, weil ihm die Luzerner Sparschraube zu eng geworden sei, dementiert Mumenthaler. «Ich habe mich an der ZHB Luzern sehr wohl gefühlt und hatte eigentlich keinen Grund, so früh bereits wieder zu gehen.»

«Man hat mit immer weniger Ressourcen tendenziell immer mehr gemacht, diese Entwicklung kann man nicht verleugnen.»

Rudolf Mumenthaler, ZHB-Direktor

Das Angebot aus Zürich sei aber sehr reizvoll gewesen. «Es ist eine einmalige Chance, als Gründungsdirektor der neuen Universitätsbibliothek etwas Neues aufzubauen. Zudem ist es für mich vermutlich auch die letzte Gelegenheit, eine solche Aufgabe anzupacken», so der 58-Jährige.

Spardruck lässt sich nicht von der Hand weisen

Die Sparmassnahmen in den letzten rund zehn Jahren seien aber eine Tatsache. Zuletzt wurde im Rahmen des Pakets OE17 auch bei der ZHB das Budget reduziert. «Man hat an der ZHB in den letzten zehn Jahren mit immer weniger Ressourcen tendenziell immer mehr gemacht, diese Entwicklung kann man nicht verleugnen», sagt Mumenthaler.

Der Entscheid sei ihm nicht leicht gefallen: Rudolf Mumenthaler wechselt zur neuen Universitätsbibliothek Zürich. (Bild: zvg)

«Es ist aber nicht so, dass ich deswegen frustriert den Bettel hinwerfe.» Die ZHB sei insgesamt gut aufgestellt. «Ich hinterlasse kein Chaos oder einen Scherbenhaufen. Zumindest das hat mir den Entscheid für den Wechsel erleichtert.»

Diskussion um Geld und Öffnungszeiten

Die Ressourcen bei der Zentral- und Hochschulbibliothek geben derweil auch politisch zu reden. SP-Kantonsrat Hasan Candan hat kürzlich eine Anfrage zum Thema eingereicht. Mit dem personellen Wechsel an der Spitze der ZHB habe sein Vorstoss nichts zu tun.

«Wenn der Kanton Luzern gute Leute hat und andere darauf aufmerksam werden, sind sie halt schnell weg.»

Hasan Candan, SP-Kantonsrat 

Für den Stadtluzerner ist aber unbestritten, dass die Sparmassnahmen der letzten Jahre einschneidend waren. «Sie hinterlassen Spuren – auch bei den Mitarbeitenden», sagt der 35-Jährige. «Wenn der Kanton Luzern gute Leute hat und andere darauf aufmerksam werden, sind sie halt schnell weg.» 

Auslöser seiner Anfrage war der Wandel der Branche aufgrund der Digitalisierung und das Bedürfnis von Besuchern und Studentinnen nach längeren Öffnungszeiten der ZHB – aktuell schliesst sie wochentags um 18 Uhr, am Sonntag ist sie ganz zu. Hasan Candan will von der Regierung wissen, wie stark die ZHB von den Sparmassnahmen der letzten Jahre betroffen war, wie der Wandel aufgrund der Digitalisierung gemeistert werden kann und ob eine Aufstockung der Mittel denkbar sei. Der Vorstoss ist noch hängig und wird im Kantonsrat diskutiert, wenn die Antworten des Regierungsrates vorliegen.

Rudolf Mumenthaler, der vor vier Jahren für die SP als Luzerner Grossstadtrat kandidierte, begrüsst eine vertiefte öffentliche Debatte. Angesichts der vergangenen Budgetkürzungen und im Hinblick auf die Pläne für die Zukunft wären mehr Ressourcen für die ZHB laut dem abtretenden Direktor wünschenswert. «Ich bin gespannt, wie die Politik das einschätzt.» 

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