Bahnhof Luzern

Abbau von Veloparkplätzen sorgt für Empörung

Der Zugang zur Touristeninformation soll attraktiver werden. (Bild: mbe.)

Die Ankündigung der Stadt Luzern, 60 Veloparkplätze an der Zentralstrasse ersatzlos aufzuheben, löst Emotionen aus. SP, Grüne und Grünliberale haben ein dringliches Postulat eingereicht und fordern den Stadtrat auf, auf die Aufhebung zu verzichten. Luzern Tourismus und die Stadt wollen mit der Umgestaltung den Zugang zur Touristeninformation verbessern. Tourismusdirektor Marcel Perren: «Viele Gäste finden uns nicht».

Am Montag müssen alle Velos auf den Abstellplätzen entlang der Zentralstrasse beim Bahnhof Luzern weg. Heute morgen teilte die Stadt mit, dass am 29. September die Bauarbeiten für die Umgestaltung des Zugangs zur Tourist Information beginnen (zentral+ berichtete).

Begründet wird die Neugestaltung mit den engen Platzverhältnissen auf dem Trottoir. Die Luzerner «Tourist Information» werde jährlich von 350’000 Gästen aufgesucht. An Spitzentagen in der Sommersaison seien mehrere tausend Besucher unterwegs. Der Hauptstrom erfolge vom Bahnhofplatz und der Pilatusstrasse entlang der Zentralstrasse. Doch auch Pendler, Studenten der Hochschule Luzern Wirtschaft, Berufstätige der umliegenden Firmen und Kunden des Migros-Express im Bahnhof sind zu Stosszeiten hier unterwegs.

Trottoir durch Velos versperrt

«Im Abschnitt Burger King bis zur ‹Tourist Information› entspricht die zur Verfügung stehende Trottoirfläche dem sehr hohen Fussgängeraufkommen nur ungenügend», schreibt die Stadt. Das Trottoir sei in diesem Bereich zwischen 1,8 und 2,4 Meter breit. «Zudem wird es beim Parkieren und Wegfahren mit den Velos meist gänzlich versperrt», heisst es in der Pressemitteilung.

Das sehen nicht alle so: Die Mitteilung ist Velobenützern und einigen städtischen Politikern heute morgen sauer aufgestossen. «Wir wussten nichts davon», sagt Nico van der Heiden, Fraktionschef SP/JUSO im Grossen Stadtrat. SP, Grüne und Grünliberale haben daraufhin gemeinsam ein dringliches Postulat verfasst und eingereicht.

Postulanten fordern Verzicht

Der geplante Abbau von Veloabstellplätzen sei aus verschiedensten Gründen abzulehnen. Beim Projekt Umgestaltung Neustadtquartier sei «intensiv, öffentlich und mit allen Interessenverbänden» um jeden Autoparkplatz gerungen worden. Der Abbau von Veloparkplätzen erfolge stillschweigend und mit einer Medienmitteilung unmittelbar vor Baubeginn. «Velopendlerinnen werden benachteiligt», sagt Nico van der Heiden. Die Veloabstellplätze seien unter der Woche stets überbelegt, Alternativen im näheren Umfeld gebe es keine.

Wunsch von Luzern Tourismus

Der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren sagt auf Anfrage, es gehe beim Projekt um eine Optimierung des Zugangs zum Touristeninformationsbüro. «Die Gäste sollen uns besser finden.» Angestrebt werde ausserdem ein schönerer Auftritt, der Eingang an der Pilatusstrasse sei nicht sehr repräsentativ. Neben der Neugestaltung des Trottoirbereichs werden gemäss Perren auch Tafeln und Signalisationen innerhalb und ausserhalb des Büros angebracht, damit Touristen den Weg besser finden.

Bezahlt wird die Neugestaltung von der Luzern Tourismus AG, ausgeführt von der Stadt. Eine Aktiengesellschaft zahlt also die Neugestaltung des öffentlichen Raums.

Die Kosten sollen laut Auskunft der Stadt rund 30’000 Franken betragen. Die Parteien kritisieren, dass Luzern Tourismus jährlich von der Stadt einen hohen Betrag erhalte. «Es ist äusserst fragwürdig, ob die Verwendung dieser Gelder zum Abbau von Veloparkplätzen dem vorgesehenen Verwendungszweck entspricht», schreiben sie im Postulat.

Ausweichen auf Velostation

Der Stadtrat ist sich bewusst, dass die Streichung der Veloparkplätze nicht nur eitel Freude auslösen wird. Die Aufhebung sei «nicht ideal», räumte er in der Pressemitteilung ein. In der Velostation bei der Universität Luzern seien indessen genügend freie Veloabstellplätze vorhanden. Die Velostation gilt als unterbenutzt. Rund um den Bahnhof gibt es gemäss Martin Urwyler, Ressortleiter Verkehrsplanung im städtischen Tiefbauamt, rund 3000 Veloparkplätze.

Die Velostation ist für die Postulanten jedoch keine prüfbare Möglichkeit. «Sie liegt auf der anderen Seite des Bahnhof und ist bis zur Erstellung des Velotunnels keine valable Alternative», sagt der SP/JUSO-Fraktionschef Nico van der Heiden.

Korintha Bärtsch, Fraktionschefin der Grünen im Stadtparlament, findet die Aufhebung der Veloparkplätze ebenfalls widersinnig, da diese sehr populär seien und viel benützt würden. Der Hinweis auf bestehende Parkierungsmöglichkeiten mache keinen Sinn, da dort ja nicht mehr Platz geschaffen werden. Der Luzerner Stadtrat habe in der Mobilitätsstrategie ausdrücklich die Veloförderung propagiert. «Veloparkplätze zu streichen, macht da gar keinen Sinn», sagt die grüne Politikerin.

Grüne: Neuer Standort für Tourismusbüro?

Zum Argument des schlechten Zugangs für Touristen findet Bärtsch, der Vorplatz vor der «Tourist Information» sei auch ohne Veloparkplätze relativ klein. Ihr Vorschlag: «Vielleicht müsste man einen prominenteren Ort für das Büro suchen, anstatt den Velobenützern die Schuld zu geben.»

Tourismusdirektor Marcel Perren sagt dazu, LT sei mit seinem Standort zufrieden. «Der Platz kann so schlecht nicht sein, wenn ihn jährlich 350’000 Touristen besuchen», fügt er hinzu. Eine Verlegung sei kein Thema.

Bis zum 3. Oktober wird alles anders

Die Umgestaltung startet am 29. September und dauert bis am 3. Oktober. Gemäss Projektleiter Martin Urwyler vom Tiefbauamt werden die heutigen Zementplatten entfernt und das Trottoir asphaltiert. Zudem wird die Stadt einige Bänke vor der Touristeninformation platziert. Die Idee ist nicht neu, früher standen schon einmal Bänkchen dort.

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