Luzern und Zug

Ab ins Ausland

Das Atelier in New York ist bei den Kunstschaffenden beliebt. (Bild: ©iStockphoto.com/messenjah)

Ob Schauspieler, Maler oder Fotografen. Es gibt Künstler, die brauchen einen Ortswechsel, um in ihrem Schaffen weiterzukommen. Die Kantone Luzern und Zug bieten dafür Stipendien für einen Atelieraufenthalt im Ausland. Es locken Metropolen wie New York, Berlin oder Genua. Die Nachfrage ist gross. 

In Museen hat man Platz. Sonst hat man ja kaum noch Platz. Nicht im Bus, nicht im Restaurant, nicht in der blauen Zone. In der Gegenwart von Kunst aber durchschreitet man Hallen mit weissen Wänden, zwischen denen das Flüstern zum Echo wird. Kunst braucht Raum. Weitläufigkeit zur Wirkung.

Mit den Machern von Kunst verhält es sich ähnlich wie mit den Objekten im Museum. Eingeengt kommt nichts zur Geltung. Weder Erschaffungen noch Erschaffer. Und wenn die Arbeitsstätte nur noch Langeweile versprüht, die Szene sich im Kreis dreht und Einfallsquellen versiegen, muss neuer Raum her. Menschen und Orte, die der ermatteten Künstlerbrust wieder Leben einhauchen.

«Orte sind wichtig. Wo wir herkommen, wo wir hingehen, wo wir leben und arbeiten ist auch in einer globalisierten Welt nie nebensächlich», sagt uns das Kunstmuseum Luzern auf seiner Webseite. Und dieses Museum muss es wissen, schliesslich gehört es zu den wichtigsten Repräsentanten lokaler Kunst und Künstler.

In ein neues Arbeitsumfeld eintauchen

Eine Möglichkeit, sich als Zentralschweizer Künstler in der Fremde weiterzuentwickeln, bieten Atelierstipendien unter anderem der Kulturbehörden. Sie erlauben Kunstschaffenden in ein neues Arbeitsumfeld einzutauchen, während mehreren Monaten an unbekannten Orten zu leben und zu arbeiten. In den jährlichen Ausschreibungen finden sich, je nach Kanton, Metropolen wie Berlin und New York. Aber auch Chicago oder Genua stehen im Angebot.

Seit 13 Jahren betreibt der Kanton Zug gemeinsam mit den Kantonen Schwyz, Uri, Nidwalden und Obwalden ein Appartement in der Upper-West-Side in New York. Jährlich bewohnt von drei professionellen Kulturschaffenden. Unabhängig ihrer künstlerischen Ausrichtung. Sparten spielen keine Rolle. Im Jahr 2014 werden ein Fotograf, ein Gamedesigner und ein Schauspieler temporär nach New York übersiedeln.

Prisca Passigatti, Leiterin des Amtes für Kultur in Zug und Verantwortliche für das New Yorker Atelier, begründet den Reiz der Fremde so. «Ein Künstler kann während eines gewissen Zeitraums aus dem gewohnten Umfeld heraustreten und ohne berufliche oder anderweitige terminliche Verpflichtungen oder Erwerbsdruck arbeiten.» Auf konkrete Projektvorgaben wird bei der Stipendienvergabe verzichtet. Geistige Bewegungsfreiheit ist das höchste Gut eines Künstlers auf Inspirationssuche. Die eigene Schaffenskraft steht vier Monate lang im Fokus. Das kreative Unbekannte sorgt für Einflüsse, ohne störende Alltagsmuster der Heimat aufkommen zu lassen. Beziehungen bilden sich, das persönliche Netzwerk in der globalisierten Welt wächst. Der Raum dehnt sich aus.

Reges Interesse

Von New York nach Berlin. Dort unterhält sowohl der Kanton Zug als auch der Kanton Luzern, letzterer zusammen mit Nidwalden und Obwalden, eine Wohnung für Kunstschaffende. Knapp 30 Bewerbungsdossiers lagen dafür jüngst auf dem Tisch von Franziska Gabriel, Fachverantwortliche Kulturförderung beim Kanton Luzern. Ein sehr reges Interesse im Verhältnis zu den vorhandenen Ateliersplätzen. Lediglich eine Person aus dem Kanton Luzern und zwei weitere Kunstschaffende aus Ob- und Nidwalden dürfen nun zwischen November 2013 und Oktober 2014 je vier Monate in die deutsche Hauptstadt.

Das fachliche Niveau der Bewerbungen ist hoch und die Jurierung durch die Kulturbehörden anspruchsvoll. In Frage kommen bloss Kunstschaffende mit lokaler Verankerung. «Wir beurteilen natürlich die Professionalität des Schaffens, den Leistungsausweis und das künstlerische Potenzial. Wir achten aber auch darauf, dass eine Person zur Grossstadt passt. Und vom Leben dort für seine Arbeit profitieren kann.» Dem kreativen Einsiedler bringen städtische Menschenmassen wenig.

Es melden sich vor allem Kontaktfreudige

Interessanterweise, sagt Franziska Gabriel, weisen Bewerber für Ateliersstipendien nicht selten verwandte Charaktereigenschaften auf. Sie sind offen, kommunikations- und kontaktfreudig. Dem urbanen Gusto entsprechend. Dazu gehört auch der persönliche Arbeitswille. Atelieraufenthalte sind mit Anstrengungen verbunden, mit der Weiterführung von Projektideen und der Konzeption von Neuem. Ob Bildhauer, Filmemacher, Maler oder Schriftsteller, der fremde Ort soll die Schaffenskraft fördern. Um sich und längerfristig die Kunstwelt in der Heimat damit zu bereichern. «Die Notwendigkeit für einen Aufenthalt zugunsten der künstlerischen Arbeit muss für uns klar ersichtlich sein», sagt auch Prisca Passigatti.

Entgegen dem grossstädtischen Lebensgefühl fallen die persönlichen Kosten für die ausgewählten Kunstschaffenden bescheiden aus. Die Wohnung ist kostenfrei. 30’000 Franken budgetiert der Kanton Zug pro Jahr für sein Atelier in New York. Dieser Betrag beinhaltet einen Reisekosten- sowie einen Lebenskostenzuschuss. Beim Luzerner Atelierstipendium sind das 1’500 Franken im Monat. Aufkommen müssen die Kunstschaffenden für persönliche Ausgaben sowie Versicherungen. Ein kleines materielles Opfer im Vergleich zum erhaltenen Raumgewinn. In vielfacher Hinsicht. 

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