Pflegebedürftige in der Coronakrise

Bei der Spitex Luzern sind mehr psychiatrische Dienste gefragt

Im Kanton Luzern benötigten in Coronazeiten mehr Personen Betreuung der Spitex oder privaten Pflegefachpersonen. (Bild: Unsplash/Georg Arthur Pflüger)

Die Coronakrise bringt das Pflegepersonal an seine Grenzen. Auch bei der Spitex Stadt Luzern. Deren Mitarbeiter kämpfen nämlich gleich mit einer doppelten Belastung. Und obwohl sie Kontakt mit Risikopatientinnen haben, wurden sie im Impfplan des Kantons zunächst nicht priorisiert.

Die Coronakrise war und ist für die Alters- und Pflegeheime eine grosse Herausforderung. Nicht nur in organisatorischer Hinsicht mit den Impfungen und den einzuhaltenden Massnahmen, sondern auch im Hinblick auf die psychische Verfassung der Heimbewohner. Viele haben ihre Angehörigen seit Monaten nicht mehr gesehen, geschweige denn in die Arme schliessen können.

Darum entschieden in den vergangenen Monaten immer mehr ältere Leute im Kanton Luzern, mit dem Gang in ein Alters- oder Pflegeheim zu warten und stattdessen in den eigenen vier Wänden zu bleiben (zentralplus berichtete). Das wiederum bedeutet mehr Arbeit für Pflegedienste wie die Spitex.

Mehr psychiatrische Dienste gefragt

Das bestätigt auch Tamara Renner, Geschäftsleiterin der Spitex Stadt Luzern: «Gegen Ende Jahr, mitten in der zweiten Coronawelle, gab es einen starken Zuwachs von Anfragen», sagt sie gegenüber zentralplus. Ein Zuwachs, der bis heute anhält. Grundsätzlich seien alle Angebote gefragt, von Pflege- bis zu Hauswirtschaftsleistungen. «Auffällig sind vermehrte Anmeldungen im Bereich der Psychiatrie und der spezialisierten Palliativ-Pflege.»

Wie empfinden denn die zu betreuenden Personen die gegenwärtige Situation? «Unterschiedlich», sagt Renner. Es gebe solche, die gut damit umgehen können, «viele leiden jedoch an Einsamkeit und Corona-Müdigkeit». Eine Realität, die auch die Spitex-Mitarbeitenden tagtäglich fordert. «Sie sind teilweise die einzigen Personen, die die Menschen zu Hause besuchen.»

Mehr Personal und mehr Belastung

Trotz mehr Personal – Ende 2020 standen rund 351 Personen im Dienst der Spitex Stadt Luzern, neun mehr als noch im Vorjahr – ist die Situation auch für die Spitex-Mitarbeiterinnen eine grössere Belastung als noch zu Zeiten vor Corona. Nebst den täglichen Herausforderungen fehle auch der direkte Austausch untereinander.

«Die Spitex-Mitarbeitenden wurden leider nicht als prioritäres Pflegepersonal eingestuft.»

Tamara Renner, Geschäftsleiterin Spitex Stadt Luzern

«Die Teams können sich nicht mehr austauschen wie früher, das fehlt sehr stark.» Die Sitzungen fänden nur noch digital über Zoom statt. Bis vor Kurzem – und das wurde auf den sozialen Medien von Spitex-Mitarbeiterinnen bemängelt – konnten sich Spitex-Mitarbeitende auch nicht impfen lassen – obwohl sie viel Zeit und Nähe mit Hochrisikopatientinnen teilen.

Klatschen reicht nicht

«Die Spitex-Mitarbeitenden wurden leider nicht als prioritäres Pflegepersonal eingestuft», erklärt Renner. Zwischenzeitlich hat sich das aber geändert. Eine Impfpflicht besteht für das Personal der Spitex nicht, die Impfung erfolgt auf freiwilliger Basis, hält Renner fest.

Für Geschäftsleiterin Tamara Renner ist klar: «Unsere Mitarbeitenden leisten einen Wahnsinns-Job. Und zwar nicht nur diejenigen in der Pflege, sondern auch alle drumherum. Klatschen reicht da effektiv nicht.»

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