Sängerin im ausverkauften Luzerner Südpol

600 Fans lagen Sophie Hunger zu Füssen

Sophie Hunger im Südpol. (Bild: Nikola Gvozdic)

Im ausverkauften Südpol zeigt Sophie Hunger erneut, warum sie eine der wichtigsten Schweizer Musikerinnen ist. Voller Energie, Gefühl und mit einer starken Band. Aber leider auch mit störenden Nebengeräuschen.

Wie eine Reuse füllt sich am Samstagabend die Grosse Halle des ausverkauften Südpols. Gespannt drängen sich Menschen vor die Bühne, neugierig auf die Künstlerin, die spielen wird, neugierig auf diesen Star der Schweizer Musikszene, neugierig auf Sophie Hunger, deren letztes Album doch so anders war.

Angst und Schrecken machte sich damals breit, als Hunger für ihr sechstes Studioalbum «Molecules» ihre jazzigen Folk-Wurzeln zurückliess und sich elektronischeren Klangwelten widmete. Diese Ängste sind jedoch völlig unbegründet, denn auf der Bühne steht immer noch und ohne jeden Zweifel Sophie Hunger – nicht alleine mit Synthesizer, sondern mit einer Band.

Souverän und fesselnd

Eigentlich sind es ja fast zwei Sophies, die man zu sehen bekommt. Eine etwas unbeholfene und unsichere, die mit dem Publikum spricht und dabei oftmals verlegen wirkt und nach den richtigen Worten zu suchen scheint.

Und dann die Musikerin, der man nichts mehr von der Unbeholfenheit, keinen Hauch von Unsicherheit anmerkt. Souverän und fesselnd stürzt sie sich in ihre Musik. Jede Zeile glaubt man ihr. Sie trägt so viel Gefühl in ihrer Stimme und drückt viel über ihre Mimik aus.

Man fühlt jeden Anflug von Spass, und noch intensiver jede tiefe Verzweiflung. Ihrer Präsenz, gekoppelt mit einer starken Band aus Gitarren, Keys, Bass, Synthies, Perkussion und Schlagzeug, kann man sich unmöglich entziehen.

Sophie Hunger, im Hintergrund am Bass Martina Berther. (Bild: Nikola Gvozdic)

Und plötzlich ist es totenstill

Dann singt Hunger plötzlich ein Lied alleine, unplugged. Und ungefähr 600 Menschen sind augenblicklich ganz still. Kein Ton entflieht dem Publikum, es ist ganz auf die Sängerin fokussiert. So einen Moment erlebt man nur sehr selten.

Wäre da nur nicht dieses Pfeifen, das während des ganzen Konzerts wie der lauteste Tinnitus schrill durch den Raum schneidet, und mindestens ebenso schwierig zu ignorieren ist. Südpol, bitte was ist das? Durchzug? Das Belüftungssystem? Ein Teekessel, der nicht vom Feuer genommen wurde? Das muss unbedingt behoben werden.

Keine gebrochenen Herzen in Luzern?

Immerhin geht das mühsame Geräusch unter, sobald die Band wieder aufdreht zu einem vollen und abgerundeten Klang, der mit viel Groove Hüften zum Schaukeln bringt. Die Energie ist ansteckend. Und das nicht immer nur als Endorphin-Ausschütter, denn Hunger versteht es meisterhaft, ihre Introspektion nach aussen zu projizieren und das Publikum an ihren schmerzhafteren Erfahrungen teilhaben zu lassen.

Man wird nachdenklich beim Zuhören. Sichtlich irritiert ist Hunger jedoch, als sie die Menge nach gebrochenen Herzen fragt. Statt einer Antwort kommt nur verlegenes Lachen zurück. Schulterzuckend wirft sie sich trotzdem in den nächsten Song.

Neue Lieder vom kommenden Album

Das Set an diesem Samstagabend ist eine Auswahl aus Neuem, Altem und noch Kommendem. Auf Deutsch, Schweizerdeutsch, Englisch und Französisch. Atemberaubend ist die Performance von «Tricks», einem Song des letzten Albums. Ein wilder, ekstatischer Höhepunkt.

Eine besondere Freude machte Hunger dem Publikum schliesslich mit einer guten Handvoll ganz neuer Lieder, vom kürzlich eingespielten Album, das irgendwann in unbestimmter Zukunft erscheinen soll. Ein vielversprechender Einblick, der schon sehr neugierig darauf macht, wo Sophie Hunger als Nächstes hinsteuert.

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