Luzerner Theater erhielt Geld aus dem Billettsteuer-Topf

50’000 Franken für ein Projekt, das es nicht gibt

2018 gab's eine grosse Kiste: Das Luzerner Theater inszenierte mit den Freilichtspielen «Jedermann» auf dem Jesuitenplatz. (Bild: Archivbild/Ingo Höhn)

Normalerweise werden die grossen Kulturbetriebe über den Zweckverband finanziert, kleinere über die Einnahmen aus der Billettsteuer. Eine einmalige Zahlung an das Luzerner Theater für ein Grossprojekt wirft allerdings ein paar Fragen auf.

Die Billettsteuer in Luzern ist ein heiss diskutiertes Thema und die 10-Prozent-Abgabe auf Veranstaltungstickets kommt immer wieder politisch unter Druck. Mit einem unnötigen Standortnachteil argumentieren Gegner und fordern wiederholt eine Abschaffung. Es sei eine sinnvolle Förderung von Kultur und Sport, halten die Befürworter entgegen. Jüngst hat FDP-Kantonsrat Damian Hunkeler die Steuer wieder ins Visier genommen (zentralplus berichtete).

Die Gelder – meist knapp 6 Millionen Franken im Jahr – fliessen zweckgebunden wieder zurück an Institutionen und Projekte in Sport und Kultur. Es profitieren die lokalen Veranstalter und Institutionen; die Kritik kommt vor allem von externen Veranstaltern.

Wofür der zusätzliche Batzen?

2018 wurden insgesamt 5,6 Millionen Franken über die Billettsteuer eingenommen. Davon flossen 30 Prozent in die jeweiligen Fonds zur Förderung von Kultur und Sport – und der Restbetrag von fast 4 Millionen Franken in allgemeine Zwecke für Kultur und Sport.

Wenn man die Beiträge vom letzten Jahr im Detail durchgeht, überrascht jedoch eine Zahl: Im Geschäftsbericht des Stadtrats ist unter den Profiteuren der Billettsteuer-Gelder auch das Luzerner Theater (LT) aufgeführt: 50'000 Franken flossen aus dem Topf ans Theater. In den Vorjahren gab es keine solche Zahlung und budgetiert war der Betrag ursprünglich auch nicht. Da fragt man sich, wofür dieser zusätzliche Batzen verwendet wurde.

Das LT wird wie die anderen grossen Kulturbetriebe in Luzern nicht aus dem ordentlichen Budget subventioniert, sondern über den Zweckverband – eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Luzern. Das LT erhält daraus rund 20,5 Millionen Franken jährlich, es ist der grösste Subventionsempfänger im Kanton.

Von der Billettsteuer hingegen profitieren normalerweise kleine bis mittlere Institutionen: die freie Szene, Kulturhäuser, Theatergruppen, Museen oder Musik-Festivals. Auch die IG Kultur (142'000 Franken), das Comic-Festival Fumetto (210'000 Franken), das Blue Balls (130'000 Franken) oder das Kleintheater (108'500 Franken) werden aus diesem Topf unterstützt.

Zu aufwendiges Freiluft-Open-Air

Beim LT heisst es auf Anfrage, dass es sich bei den 50'000 Franken um einen Beitrag an die Planungs- und Projektierungskosten eines von Lucerne Festival und dem LT gemeinsam initiierten Projekts handelte. Allerdings finde dieses – zumindest vorläufig – nicht statt.

«Es zeigte sich, dass eine kurzfristige Umsetzung aus Ressourcengründen nicht möglich war.»

Rosie Bitterli, Kulturchefin Stadt Luzern

Rosie Bitterli, Chefin der Dienstabteilung Kultur und Sport der Stadt Luzern, muss sich immer wieder mit Wünschen und Kritik über die Verteilung der Gelder auseinandersetzen. Sie bestätigt, dass es sich bei den 50'000 Franken um einen ausserordentlichen Beitrag für ein gemeinsames Projekt von Lucerne Festival und dem Luzerner Theater handelte.

Der Stadtrat habe den Betrag auf Gesuch hin für Abklärungen für ein gemeinsames Freiluft-Oper-Projekt gesprochen. «Dessen Machbarkeit wurde intensiv geprüft und studiert. Schliesslich zeigte sich, dass eine kurzfristige Umsetzung aus Ressourcengründen nicht möglich war», präzisiert sie. Mit anderen Worten: Die grosse Kiste wäre für Luzern zu teuer und aufwendig.

Dass neben dem Leistungsauftrag des Zweckverbands Beiträge für Sonderprojekte gesprochen würden, komme immer mal wieder vor – etwa für das Strassenfestival des Lucerne Festivals oder für das Jubiläum der Kunstgesellschaft mit der aktuell laufenden William-Turner-Ausstellung.

Was nicht ist …

50’000 Franken sind für kleine Institutionen nicht wenig Geld, das bestreitet auch Rosie Bitterli nicht: «Es handelt sich unbestrittenermassen um einen recht grossen Betrag. Wir prüfen ja nicht nach einem festen Schema, sondern wir prüfen den Einzelfall», erklärt sie. Man schaue, worum es gehe und prüfe Aufwand und Nutzen und ob etwas sinnvoll sei.

«Es entspricht jahrelanger Praxis, dass wir spezielle Projekte mit besonderer Ausstrahlung, die auch als Standort-Promotions-Beiträge angesehen werden können, mit Beiträgen aus der Billettsteuer fördern – so zum Beispiel Festivals, Events oder Freiluftaktivitäten», sagt Bitterli.

Weitere Details zu Inhalt und Ort des Opern-Projekts will die Kultur-Chefin nicht bekannt geben. Und auf die Frage, ob der Anlass dereinst doch noch durchgeführt werden könne, sagt Bitterli: «Was nicht ist, kann noch werden.»

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