Massnahmen für weniger Unfälle auf Autobahn A14

40 Prozent mehr Verkehr, doppelt so viele Unfälle

Crash, Boom, Bang: Auf dem Autobahnabschnitt A14 scheppert es besonders oft. (Bild: zVg)

Es kracht und tätscht und staut sich ins Unendliche: Auf der A14 zwischen Buchrain und Emmen sind oft gute Nerven gefragt. Am Unfallhotspot Nr. 1 im Kanton Luzern soll es künftig aber weniger gefährlich zu und her gehen – trotz der jährlich fünf Millionen Mall-of-Switzerland-Besucher ab 2017. Zumindest theoretisch.

Für die umliegenden Autowerkstätten ist es wie Ganzjahresweihnachten. Für die betroffenen Autofahrer jedoch stellen die vielen Unfälle auf der A14 zwischen Buchrain und Emmen ein Ärgernis gröberen Ausmasses dar. «Nirgends im Kanton Luzern passieren mehr Unfälle. Zudem entsteht an Werktagen fast täglich stockender Verkehr bis Stau», moniert CVP-Kantonsrätin Marlis Krummenacher-Feer namens ihrer Fraktion in einem Vorstoss, der Anfang Jahr überwiesen wurde. Die CVP will darin wissen, wie sich die Verkehrslage auf diesem chronisch überlasteten Autobahnabschnitt in letzter Zeit entwickelt hat, was gegen Unfälle und Staus unternommen wird und wie sich die bevorstehende Eröffnung des Megaeinkaufscenters «Mall of Switzerland» in Ebikon auf den Verkehr auswirken wird.

70 Unfälle pro Jahr

Die Antwort der Regierung liegt nun vor. Sie erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen (Astra), welches seit 2008 für die Autobahnen zuständig ist. Die darin aufgeführten Zahlen sind eindrücklich:

– Verkehr: Zwischen 2005 und 2015 hat der Verkehr auf dem besagten Autobahnabschnitt um satte 44 Prozent zugenommen. Täglich fahren auf diesem Abschnitt etwa 72’000 Fahrzeuge durch.

– Unfälle: Die Unfallzahlen lagen zwischen 2004 und 2011 konstant zwischen 30 und 45 pro Jahr. Das änderte sich schlagartig mit der Eröffnung des Autobahnanschlusses Buchrain im Sommer 2011. So musste das Astra im Jahr 2012 einen massiven Anstieg auf 60 Unfälle vermelden. Ein Jahr später waren es gar 70, letztes Jahr krachte es 69-mal.

– Unfallursache: Bei 75 Prozent aller Crashs handelt es sich um Auffahrunfälle, wobei die Zahl solcher Unfälle in Fahrtrichtung Luzern überwiegt.

Unfallstatistik des Bundes. Rot eingezeichnet ist das Verkehrswachstum, grün die Anzahl Unfälle.

Unfallstatistik des Bundes. Rot eingezeichnet ist das Verkehrswachstum, grün die Anzahl Unfälle.

(Bild: Kanton Luzern)

Wie sich die Unfallzahlen auf der A14 zwischen Buchrain und Emmen bislang in diesem Jahr entwickelt haben, kann die Luzerner Polizei noch nicht sagen (siehe Box). Dennoch steht für Esther Widmer vom Astra ausser Frage: «Dieser Autobahnabschnitt ist nicht nur kantonal, sondern auch schweizerisch ein Unfallschwerpunkt.» Die Ursache ist schlicht und einfach das hohe Verkehrsaufkommen. Während der Stosszeiten gelangt der Verkehr an seine Kapazitätsgrenzen. «Dies führt bei unaufmerksamer Fahrweise unweigerlich zu Auffahrunfällen.»

«Die Unfallzahlen müssten zurückgehen»

Dem Bundesamt für Strassen ist diese negative Entwicklung nicht entgangen. So hat das Astra Ende 2015 den Verkehrsfluss bei der Einfahrt Emmen Süd in der Verzweigung Rotsee optimiert. «Die Unfallzahlen in diesem Bereich müssten nun 2016 zurückgehen», sagt Widmer. Aktuelle Zahlen, die diesen erhofften Trend belegen könnten, gibt es jedoch noch nicht.

Auf dem Abschnitt der A14 zwischen Emmen und Buchrain ereignen sich kantonsweit die meisten Unfälle.

Auf dem Abschnitt der A14 zwischen Emmen und Buchrain ereignen sich kantonsweit die meisten Unfälle.

(Bild: google.maps)

Viel mehr könne das Astra aber nicht machen, sagt Widmer. Denn das Wichtigste wäre die Erhöhung der Kapazität. Doch das könnte erst mit der Realisierung des Milliardenprojekts Bypass Luzern gelingen. Ob und wann der Bypass aber realisiert ist, steht unter anderem wegen der hohen Kosten in den Sternen. Weil der Autoverkehr laut Prognosen aber auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird, könnte die erhoffte Unfallreduktion auf der A14 zwischen Emmen und Buchrain möglicherweise nur in der Theorie eintreffen.

Polizei rüstet mit Messgeräten auf

Da eine Ursache für die vielen Auffahrunfälle zu geringe Abstände zwischen den Fahrzeugen sind, wünscht die CVP diesbezüglich mehr Kontrollen. Und tatsächlich hat sich die Luzerner Polizei in diesem Bereich aufgerüstet. Bislang standen ihr keine entsprechenden Messgeräte zur Verfügung. «Jüngst ist ein mobiles Selektiv-Messgerät angeschafft worden», schreibt die Regierung in ihrer Antwort auf den Vorstoss. Das Gerät werde jetzt getestet. Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Polizei, ergänzt: «Mit dem Gerät können wir die Abstände zwischen den Fahrzeugen messen. Vermehrte Kontrollen führen zu einer Sensibilisierung. Das wiederum kann sich präventiv auf das Fahrverhalten und damit auf die Unfallzahlen auswirken.»

Die CVP wollte auch wissen, ob punktuelle Temporeduktionen Abhilfe schaffen würden. Doch das Astra will am bestehenden Temporegime nicht rütteln. Heute gilt zwischen Ostportal Tunnel Rathausen bis Verzweigung Rotsee und umgekehrt in die Gegenrichtung mal Tempo 120, mal 100, mal 80. Das habe sich bewährt.

Unfall auf der A14.

Unfall auf der A14.

Bessere Lüftung für Tunnel

Ein weiterer von der CVP angesprochener Punkt wurde zwischenzeitlich verbessert. So war das Lüftungssystem im Tunnel Buchrain bei starkem Verkehr oft überlastet. Dichter Abgasnebel erschwerte dann die Sicht. Der Kanton liess die Situation im Herbst 2015 überprüfen. Als konkrete Massnahme daraus wurden ab November die Ventilatoren früher eingeschaltet. Seither habe es keine Reklamationen mehr gegeben, schreibt die Regierung in ihrer Antwort. Trotzdem lässt sie die Sensoren und die Lüftungssteuerung noch auf Optimierungspotenzial prüfen. Bis im Sommer wisse man mehr.

Mall: Fünf Millionen Besucher sorgen für Hektik

Die auf Herbst 2017 geplante Eröffnung der Mall of Switzerland in Ebikon, des zweitgrössten Shopping- und Vergnügungscenters der Schweiz, sorgt bezüglich Verkehr für Ängste. Kein Wunder, schliesslich werden pro Jahr bis zu fünf Millionen (!) Besucher ewartet. Fünf Millionen, die an- und abreisen wollen. Das dürfte vorab auf den umliegenden Kantonsstrassen sowie auf der Autobahn A14 für eine spürbare Mehrbelastung sorgen. Deshalb hat die kantonale CVP in ihrem Vorstoss auch Fragen dazu gestellt.

Das Fazit der nun vorliegenden Antworten der Regierung: Der Mehrverkehr durch das Shoppingcenter sollte zu bewältigen sein. Dafür sorgen werde untere anderem der «Richtplan Entwicklungsschwerpunkt Rontal». Darin ist festgehalten: 75 Prozent des Autoverkehrs werden über den Zubringer Rontal und den Autobahnanschluss Buchrain erfolgen. Die restlichen 25 Prozent über die Kantonsstrasse. Täglich dürfen wegen des Shoppingcenters maximal 8280 Fahrten oder jährlich höchstens drei Millionen Autos gezählt werden.

Weiter sieht der Bebauungsplan Ebisquare ein Verkehrsmanagement vor: Es dürfen nur so viele Autos das Mall-Areal verlassen, wie das umliegende Strassennetz verarbeiten kann. Zur Not heisst es also Däumchendrehen. Das Verkehrsmanagement soll bis Mitte 2016 vorliegen.

Damit dies auch wirklich funktioniert, muss der Mall-Betreiber vor der Eröffnung ein detailliertes Betriebskonzept mit Staumanagement erarbeiten. Auch muss er aufzeigen, wie die Parkplatzbewirtschaftung geplant ist und wie die Kontrolle all dieser Auflagen sichergestellt werden kann.

 

 

 

 

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Steve Goldgap
    Steve Goldgap, 19.04.2016, 12:48 Uhr

    Meines Erachtens ist die aktuelle Verkehrsführung die Hauptursache für die vielen Unfälle. Mutmasslich dürften die grössten Verkehrsströme im normalen Verkehr aus Richtung Zug kommen. An besagter Verzweigung wird jedoch exakt dieser Verkehrsstrom in Richtung Luzern auf einspurige Fahrbahn gezwängt um dem einmündenden Verkehr aus Richtung Basel mehr Raum zu geben. Das mag im Urlaubsverkehr Sinn machen aber im täglichen Berufsverkehr kontraproduktiv.

    Zum Einen könnte man mit Lichtzeichen die beiden Verkehrsachsen je nach Bedarf steuern oder aber saisonal umstellen. Die Fahrspuren würden dies problemlos zulassen. Alternativ kann auch die Priorität gleich auf Fahrtrichtung Zug gelegt werden, was nach meiner Beobachtung erhebliche Erleichterungen und vor allem eine Reduktion der Unfallzahlen durch Engpassbeseitigung schaffen würde.

    Abstandsmessung ist müssig wenn durch Verkehrsüberlastung eine Verdichtung stattfindet die schlicht nicht vermieden werden kann.

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  • Profilfoto von Felix Kaufmann
    Felix Kaufmann, 19.04.2016, 09:27 Uhr

    Jedes Mal, wenn es kracht auf der A14, wird die Maihofstrasse zum Ventil und dann wälzt sich stundenlang eine Blechlawine durchs Quartier. Das kann schon einmal einen ganzen Vormittag oder länger dauern und der ÖV ist praktisch blockiert, da es keine Busspur gibt. Die versierten Automobilisten nutzen dann gekonnt Schleichwege im Quartier, was aber nur aufgeht, wenn man zügig durch die Quartierstrassen fegt.

    Was die Planer in der Pipeline haben ist schlicht der Tod des Quartiere Hochwacht und Maihof: die Spange Nord, die Teil des Projekts Bypass ist, und der damit verbundene neue Autobahnanschluss auf Stadtgebiet (beim Lochhof) werden massiv mehr Verkehr durch die Quartiere leiten. Konsequenterweise soll dafür die Spitalstrasse bis zum Schlossberg zu einer Hauptverkehrsachse ausgebaut werden. Die sogenannte Schlossbergschlaufe ist ebenfalls Bestandteil dieses Projekts. Hier soll die Vallasterstrasse bis zum Kreisel Rosenberg zweispurig ausgebaut werden, was eine bauliche Katastrophe fürs Quartier wäre.

    Gemäss dem Bericht zum Gesamtverkehrskonzept Agglomerationszentrum Luzern, der eben publiziert wurde, wird mit einem Mobilitätswachstum von 30% bis 2030 gerechnet. Wir im Maihofquartier werden einen grossen Teil dieses Mehrverkehrs zu spüren bekommen, weil eine wichtige Verkehrseinfallsachse durch unser Quartier geht.

    Wenn wir keine flankierenden Massnahmen zum Schutz des Quartiers und der Bevölkerung durchsetzen können, wird diese Entwicklung zu einer generellen Verschlechterung der Lebensqualität führen, zum Beispiel im Bereich Gesundheit durch zusätzliche Lärmbelastung, schlechtere Luft, im Bereich Sicherheit für Fussgänger – speziell auch beim Schulweg für Kinder oder bei älteren Bewohnern- und Velofahrern usw.

    Wenn man bedenkt, dass schon in der vom Stadtrat veröffentlichten Bevölkerungsbefragung von 2012 der Verkehr von 66% aller Befragten mit Abstand als grösstes Problem genannt wurde, ist es nicht nachvollziehbar, dass die Behörden hier nicht handeln.

    An Vorschlägen fehlt es nicht: Dosierung des Gesamtverkehrsaufkommens an der Stadtgrenze, Tempo 30 auf der Maihofstrasse brächte eine spürbare Lärmreduktion und mehr Sicherheit, flankiert durch konsequente Tempo 20-Zonen auf den Quartierstrassen. Eine Busspur von der Weggismatthaltestelle bis zum Schlossberg brächte eine Beschleunigung des ÖV, usw. Damit liesse sich vielleicht der programmierte Kollaps nach der Eröffnung des Mall of Switzerland vermeiden.

    Aber vordringlich ist natürlich die Organisation des Widerstands gegen die Spange Nord, den Bypass und die Schlossbergschlaufe.

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