Luzerner Orchester und Veranstalter im Knatsch

«21st Century» – der musikalische Rosenkrieg dauert an

Mit «The Lord of the Rings» gelang dem 21st Century Orchestra 2008 der Durchbruch mit dem einzigartigen Konzept von Live-Orchestermusik zum Film.

(Bild: zVg)

Der Knatsch ums 21st Century Orchestra ist nicht beigelegt. Obwohl Veranstalter Pirmin Zängerle nun verkündet, die Filmmusik-Konzerte im KKL künftig unter einem neuen Veranstaltungs-Namen zu promoten, ist man sich noch lange nicht einig.

«Es ist wie bei einer Scheidung – man sollte beide Seiten anhören, bevor man sich ein Urteil bildet.» Dies sagt der Vorstand des 21st Century Orchestra und bezieht sich auf den Streit um den Namen «21st Century», welcher offenbar noch nicht beendet ist (zentralplus berichtete).

Begonnen hatte dieser während der Zusammenarbeit des Orchesters mit dem Veranstalter Pirmin Zängerle. Doch dann wurde der Name «21st Century» von Veranstalter Zängerle auch genutzt, um mit anderen Orchestern und Dirigenten im KKL dasselbe Konzept zu präsentieren.

«Es fehlte dem Orchesterverein an Transparenz, Mitsprache und auf Grund von Vorkommnissen am Schluss auch am Vertrauen», so der Vorstand. Mit dazu beigetragen habe auch Zängerles Firmengründung der 21st Century Concerts GmbH, die bereits im Juni 2016 ohne Rücksprache mit dem Orchester oder dessen Vorstand erfolgt sei. Ein Streit entbrannte, Orchester und Veranstalter trennten sich, die Musiker, zum Teil seit 20 Jahren dabei, waren verunsichert (zentralplus berichtete).

Neuer Veranstalter

Erst zwei Wochen ist es nun her, dass das 21st Century Orchestra sich zurückmeldete. Man wolle sich nach vorne orientieren, neue Auftrittsmöglichkeiten seien gefunden. «Einige davon leider nicht mehr im KKL Luzern, was alle sehr schade finden. Das 21st Century Orchestra gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich dies mittelfristig ändern wird.»

«Es ist schade, dass damit das ausgezeichnete Renommee ramponiert wird, das sich das 21st Century Orchestra erarbeitet hat.»
Vorstand 21st Century Orchestra

Klar ist, dass beide Seiten nicht die Partei sein wollen, die den Kontakt abgebrochen hat. Die Gespräche hätten sich als sehr schwierig erwiesen und seien ins Stocken geraten. «Wir bleiben jedoch offen für weitere Gespräche», sagt Andy Weymann, Präsident des Orchestervereins. Pirmin Zängerle betont hingegen, das Orchester habe die Zusammenarbeit «einseitig aufgekündigt». Er würde sich darüber freuen, wenn in Zukunft auch wieder Projekte mit dem 21st Century Orchestra realisiert werden könnten.

Neuer Name?

Nun gibt es Neuigkeiten, die bei dem Zentralschweizer Orchester und dem Dirigenten Ludwig Wicki für Freude sorgen sollten. «Ab dem 1. Oktober 2018 heisst unsere Konzertreihe ‹City Light Concerts›», heisst es auf der Webseite von Pirmin Zängerle. Er hat sich dazu entschieden, den Namen «21st Century» aufzugeben. Zumindest für die Veranstaltungsreihe. Seine Firma heisst weiterhin 21st Century Concerts GmbH.

Es handle sich dabei aber nur noch um den im Handelsregister eingetragenen Namen, betont Zängerle. Die Firma stehe im Hintergrund, in der Öffentlichkeit trete man für die Konzerte mit dem Namen der Veranstaltungsreihe auf: «City Light Concerts».

Nicht so klar sieht das der Vorstand des 21st Century Orchestra. Zängerle suggeriere zwar öffentlich, dass er nun auf diesen Namen verzichte, doch das sei nicht der Fall: «Er wird nur seine Konzertreihe neu benennen, nicht jedoch seine Firma, mit welcher er weiterhin im In- und Ausland agiert», kritisiert der Vorstand.

«Es ist schade, dass damit das ausgezeichnete Renommee ramponiert wird, das sich das lokale 21st Century Orchestra unter der Leitung von Ludwig Wicki mit aussergewöhnlichen Filmmusik-Konzerten erarbeitet hat», so der Vorstand. Dadurch habe ein Grossteil der 80 Berufsmusikerinnen und Berufsmusiker aus der Zentralschweiz eine Auftrittsmöglichkeit verloren.

Aus «21st Century Concerts» wird «City Light Concerts».

Aus «21st Century Concerts» wird «City Light Concerts».

(Bild: Screenshot)

Neues Orchester?

Das KKL steht währenddessen zwischen Stuhl und Bank und will sich offensichtlich nicht entscheiden. Vor einem Jahr sagte KKL-CEO Philippe Keller zum Konflikt zwischen Concerts GmbH und Orchestra, beide seien wichtige Partner und man wünsche sich beide weiterhin im KKL. «Ich denke nicht, dass das Publikum getäuscht wird», so Keller damals zum Namenskonflikt. Es stehe ja im Programm, welches Orchester jeweils auftrete.

Kino, Filmmusik, Orchester

Ein Kino-Erlebnis gepaart mit dem Orchester-Konzert der Filmmusik. Eine Idee, die in Luzern entstand und zum Welt-Erfolg wurde. Es war Dirigent Ludwig Wicki, der das Konzept mit dem 21st Century Orchestra, einem Orchester mit Stammmusikern aus der Zentralschweiz, begann und bis heute international unterwegs ist.

Wenn man sich jedoch heute auf der KKL-Webseite die näheren Informationen zu den City-Light-Konzerten anschaut, dann ist dort lediglich der jeweilige Dirigent erkennbar. Es ist jedoch nicht klar, welches Orchester spielen wird. Ein Fakt, der bei anderen Konzerten im KKL nicht vorstellbar wäre.

Pirmin Zängerle verkündete jedoch auf Anfrage, es handle sich um mehrere Orchester. Neben einem neu auf Projektbasis zusammengestellten Orchester namens «City Light Symphony Orchestra» seien dies auch namhafte Gastorchester, «welche alle selber regelmässig Filmmusik-Projekte realisieren», so Zängerle. Je nach Konzertprojekt werde das «City Light Symphony Orchestra» in seiner Zusammensetzung variieren, so wie das bei allen Orchestern der Fall sei. Die Besetzung hänge dabei immer von den spezifischen Anforderungen eines Projekts ab.

Das KKL will sich zum Konflikt und zu den fehlenden Informationen auf der eigenen Seite nicht äussern und verweist an den Veranstalter. Man ergänze die Informationen auf der Webseite, sobald man sie habe. Der Vorstand des 21st Century Orchestra sagt dazu: «Den treuen Fans des 21st Century Orchestra empfehlen wir, genau auf das mitwirkende Orchester bei Filmmusik-Konzerten zu achten.»

Vereinspräsident Andy Weymann (links) und Dirigent Ludwig Wicki.

Vereinspräsident Andy Weymann (links) und Dirigent Ludwig Wicki.

(Bild: jav)

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