Grösstes Rockfestival in der Zentralschweiz

19’000 Zuschauer für ein rockiges Halleluja

Für einmal soll in der Swissporarena nicht gekickt, sondern gerockt werden. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Wie es in Zürich und Bern schon längst zur Tradition gehört, soll nun auch in Luzern das Fussballstadion Swissporarena für ein grosses Rockfestival geöffnet werden. Am 21. Juni 2014 organisiert ein Zusammenschluss von Luzerner Veranstaltern und Musikagenturen das Festival «Allmend Rockt». Erwartet werden 19’000 Zuschauer. Es wäre der grösste, jemals in der Zentralschweiz durchgeführte Event in der Sparte Pop/Rock.

«Es ist ein Bubentraum und natürlich eine grosse Herausforderung», sagt Rico Fischer, Mitgründer der «Allmend Rockt GmbH», auf die Anfrage von zentral+, woher die Motivation kommt, das bisher grösste Rockfestival der Zentralschweiz in Angriff zu nehmen. Für die Realisation des Festivals haben sich einige bekannte Veranstalter und Musikschaffende der Zentralschweiz zusammengeschlossen. Neben Rico Fischer und Sascha Ischi von der Künstler- und Eventagentur «Starfish GmbH» sind weiter Martin Koch von der Agentur «Fettes Haus», Gabi Camenzind von «Mix Max Music» und der ehemalige Schwinger Werner Vitali Mitglieder der eigens gegründeten GmbH.

Wer schlussendlich vor den 19’000 erwarteten Zuschauern die Bühne in der Swissporarena betritt, darf aufgrund von Kommunikationssperren noch nicht verraten werden. «Die Verträge der Headliner sind aber unterschrieben,» bestätigt Rico Fischer. Offen sei einzig noch der regionale Act. Dieser wird ergänzt mit einer nationalen Band und zwei internationalen Headlinern. Dabei dürfen beim Programm keine all zu grossen Sprünge erwartet werden: «Es wäre utopisch von aktuellen Verkaufsschlagern wie Muse oder Robbie Williams auszugehen. Zürich, Basel und Bern haben mit ihren Stadien ganz andere Kapazitäten, dort passen 30’000 bis 40’000 Besucher in die Stadien,» stellt Fischer klar. «Es werden Acts in der Grösse von Kid Rock oder ZZ Top sein. Schlussendlich bestimmt aber der Markt, was zahlbar ist und was nicht.»

«Wir wollen eine Nische besetzen»

Mit der Konzentration auf Acts, die im Moment fernab der Spitzenpositionen der Hitparade liegen und ihre besten Jahre bereits hinter sich haben, gehen die Veranstalter nicht nur einem Konkurrenzkampf mit den anderen Schweizer Grossstädten aus dem Weg. Viel mehr wollen sie damit eine noch nicht belegte Nische besetzen. Tatsächlich konzentriert sich der momentane Retro-Hype bisher eher auf Club- oder höchstens Konzerthallen-Grösse.

Ob mit einer zweiten Garde die angepeilten 19’000 Zuschauer erreicht werden können, hält Thomas Gisler, der künstlerische Leiter des Konzerthauses Schüür, durchaus für möglich: «Luzern hat mit seinem ländlichen Charakter durchaus das Potenzial, um einen solchen Event auch mit Acts durchführen zu können, die nicht nur top-attraktiv sind.» Für problematischer hält Gisler die Tatsache, dass «es immer schwierig ist, ein Festival ein erstes Mal durchzuführen. Festivals leben nun halt mal von ihrem Namen. Es gibt solche, die sind schon ausverkauft, bevor das Programm überhaupt feststeht. Diese Tradition fehlt bei einer erstmaligen Durchführung.»

Aufgrund der angestrebten Grösse des Festivals sind Vergleiche nur schwer zu finden. Im Juni 2012 fand in der Swissporarena die «Sommer-, Schlager- und Show- Nacht» statt, besucht von 11’000 Zuschauern. Die Veranstaltung fand jedoch unter strömendem Regen statt, was viele Kurzentschlossene von einem Besuch abhielt. Im Juni 2013 war ein nächstes Konzert mit dem Quartett «Il Divo» in der Swissporarena angedacht, wurde dann aber aufgrund tiefer Vorverkaufszahlen kurzfristig in die Swisslife-Arena verlegt.

Rico Fischer von «Allmend Rockt» hält aber auch hier einen Vergleich für schwierig: «Das Publikum von Il Divo ist sich andere Veranstaltungsorte gewohnt. Das ist für mich eher eine Band für bestuhlte Sääle.» Ein vergleichbarer Event wäre allenfalls das Open Air Ebikon. Dieses fand 2006 zum letzten Mal statt und musste aufgrund von nur 6500 Besuchern Konkurs anmelden. Vielleicht auch, weil man sich mit der Gage des Headliners Deep Purple übernommen hatte.

Depot für Rasen – 10 Prozent für die Billettsteuer

Jeden Sommer verwandelt sich die Schweiz zur europäischen Hochburg für Festivals und Open Airs. Verschiedenste, jedoch nicht repräsentative Erhebungen behaupten sogar, dass nirgends sonst die Dichte der Freiluftveranstaltungen höher sei als hier zu Lande. Dies macht es sicher nicht einfacher, sich neu in diesem Markt zu behaupten. Doch das ist bei Weitem nicht die einzige Herausforderung, der sich «Allmend Rockt» stellen muss: Da der Naturrasen in der Swissporarena schaden nehmen könnte, muss ein fünfstelliges Depot hinterlegt werden. Doch auch dies bringt die Veranstalter nicht aus der Ruhe: «Die Summe bewegt sich im vernünftigen Rahmen,» erklärt Fischer und fügt an, «dass dies einfach zur Abmachung dazugehört. Wir haben das im Budget einberechnet.»

Die Billettsteuer in der Stadt Zug

Die Billettsteuer in der Stadt Zug trat 1948 in Kraft und wurde per 1. Januar 1986 wieder aufgehoben. Gründe für deren Abschaffung waren unter anderem, dass sie neben der Einkommens- und Vermögenssteuer als Sondersteuer einzustufen war.

Ebenfalls entscheidend war, dass die Kultur und der Sport in der Gesellschaft zunehmend einen höheren Stellenwert einnahmen. So wurde die «Förderung des kulturellen Lebens und der Volksgesundheit» ausdrücklich als Gemeindeaufgabe verankert, was zur Folge hatte, dass die Förderung von kulturellen und sportlichen Tätigkeiten mit den allgemein erhobenen Steuern verfolgt werden kann. Das Erheben einer zusätzlichen Steuer wurde im Bericht und Antrag des Stadtrates vom 19. März 1985 daher als «nicht sinnvoll» eingestuft.

Heute werden also die Mittel zur Kultur- und Sportförderung über die Steuereinahmen bereitgestellt. Laut Mercedes Lämmler, Mitarbeiterin der Stelle Kultur Zug, ist jede Gemeinde im Kanton Zug selbstständig für die Förderung zuständig. Ausser bei grösseren Projekten «werden Zusammenarbeiten oder Beteiligungen besprochen.»

Jährlich investiert die Stadt Zug 3,8 Millionen Franken in die Kultur, wobei die Mehrheit der Mittel als fixe Beiträge zu den grossen und ständigen Institutionen fliessen. Für Veranstaltungsprojekte, wie sie die Stadt Luzern mit dem FUKA-Fonds fördert, stehen jährlich ungefähr 200'000 Franken (Erfahrungswert der letzten Jahre) zur Verfügung (FUKA-Fonds Luzern: 750'000 Franken).

Ähnliche Depotleistungen sind auch aus anderen Städten bekannt, in denen Konzerte in Fussballstadien durchgeführt werden. Im Gegensatz zu einem weiteren Budgetposten, der die hiesigen Veranstalter exklusiv belastet: Die in der Stadt Luzern immer noch erhobene Billettsteuer. Zehn Prozent pro verkauftes Ticket muss jeder Veranstalter abtreten. Mit den erhobenen Mitteln fördert die Stadt Luzern mit je 15 Prozent den Jugendsport und «FUKA-Fonds» (Fonds zur Förderung und Unterstützung kultureller Aktivitäten). Die restlichen 70 Prozent erhalten Institutionen mit einem langjährigen und qualitativ hohen Leistungsauftrag.

Billettsteuer: Der notwendige «alte Zopf»

In anderen Schweizer Städten ist die Billettsteuer längst abgeschafft, so zum Beispiel auch 2003 im Kanton Bern. Die parlamentarische Initiative verlangte, für Bern endlich gleich lange Spiesse wie für die Veranstalter in den Städten Zürich und Basel zu schaffen. Für Peter Schranz, Abteilung Kulturelles Bern, war die Sachlage damals klar: «Gegen die Abschaffung gab es keine grossen Proteste. Die Veranstalter hatten mit der Mehrwertsteuer, der Quellensteuer zusätzlich noch die Billettsteuer zu entrichten. Die Folge damals war, dass Bern keine grossen Konzerte veranstalten konnte.»

In der Berner Initiative war von einem «alten Zopf» die Rede und es wurde in Frage gestellt, «ob seit der Einführung der Mehrwertsteuer am 1. Januar 1995 verfassungsrechtlich überhaupt noch Raum für eine Billettsteuer besteht.» Dies, weil in der Bundesverfassung festgehalten ist, dass nebst der Mehrwertsteuer keine gleichgeartete Steuern erhoben werden dürfen.

Die Chefin Kultur und Sport der Stadt Luzern, Rosie Bitterli Mucha, verweist darauf, «dass man die Systeme der Kantone Bern und Luzern nicht miteinander vergleichen kann.» Tatsächlich ist es so, dass in Bern die Regionale Kultur Konferenz (RKK) die Beiträge der weggefallenen Billettsteuer mittels Zahlungen von über 80 regionalen Gemeinden an das kulturelle Zentrum – die Stadt Bern – bezahlt. «In Luzern übernimmt die RKK die Rolle des Kantons Luzern, welcher sich aus der regionalen Kulturförderung zurückgezogen hat. Wir sprechen hier von ungefähr 700’000 Franken. Demgegenüber stehen Einnahmen seitens der Billettsteuer von 5 Millionen Franken. Wir wüssten nicht, woher wir sonst dieses Geld nehmen sollten,» so Bitterli Mucha.

Abgaben von über 150’000 Franken

Fakt ist, dass bei einem Ticketpreis von beispielsweise 80 Franken und einer mit 19’000 Zuschauern gefüllten «Swissporarena» für die Veranstalter Abgaben für die Billettsteuer in der Höhe von 152’000 Franken anfallen. In der von der Stadt erhobenen Kulturagenda wird erwähnt, dass die Billettsteuer gelegentlich als «Wettbewerbsnachteil im nationalen Veranstaltermarkt angesehen wird.» Die Organisatoren von «Allmend Rockt» sind sich aber diesem Standortnachteil bewusst: «Zehn Prozent sind extrem viel. Aber wir wussten das und haben das im Budget kalkuliert. Man muss das in Kauf nehmen oder andernfalls eine solche Veranstaltung einfach bleiben lassen,» erkärt Rico Fischer.

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