Parlament sagt Ja zu Planung zentrale Verwaltung

1100 Kantonsangestellte sollen auf den Seetalplatz zügeln

Viel Platz zum Arbeiten: Der Kanton will seine Verwaltung am Seetalplatz in Emmenbrücke konzentrieren.

(Bild: Kanton Luzern/Vazquez Manuel)

Die Luzerner Kantonsräte lassen sich vom Monstersparpaket nicht einschüchtern. Sie sagen Ja zu einem 5-Millionen-Planungskredit für die Zentralisierung der Verwaltung auf dem Seetalplatz. 160 Millionen Franken kostet das Vorhaben – welches 2020 aber noch vor dem Volk bestehen muss. Nicht nur in der Stadt Luzern freut man sich darüber.

Der Kanton Luzern muss in den nächsten drei Jahren 520 Millionen Franken sparen. Über das grösste und wohl umstrittenste Sparpaket aller Zeiten wird der Kantonsrat an seiner Session im Dezember streiten. Doch trotz dieser finanzpolitisch äusserst schwierigen Lage will das Parlament nicht auf ein Riesenprojekt verzichten. Es sagt diesen Montagvormittag mit 91 zu 12 Stimmen klar Ja zu einen Planungskredit über 5 Millionen Franken für ein zentrales Verwaltungsgebäude am Seetalplatz. Gesamtkosten: rund 160 Millionen Franken.

36’000 Quadratmeter Bürofläche für die Stadt

Auf dem Seetalplatz sollen dereinst 30 Abteilungen der kantonalen Verwaltung zusammengeführt werden. 1100 Arbeitsplätze sind geplant. Viele Büros in der Stadt Luzern würden damit frei – insgesamt 36’000 Quadratmeter Fläche, was die Stadt freuen dürfte. Denn der Kanton zahlt bekanntlich keine Steuern – nun könnten steuerlich interessantere Nachmieter einziehen.

Auf dem roten Baufeld möchte der Kanton Luzern seine Verwaltung zentralisieren. Auf den grünen Baufeldern B1 bis B3 sollen auch Wohnungen entstehen.

Auf dem roten Baufeld möchte der Kanton Luzern seine Verwaltung zentralisieren. Auf den grünen Baufeldern B1 bis B3 sollen auch Wohnungen entstehen.

(Bild: Kanton Luzern)

Weiterhin in der Stadt sollen aber die Staatskanzlei, das Parlament, die Regierung und ihre Stäbe bleiben. «Die frei werdenden Büroflächen sind für die Stadt Luzern eine grosse Chance», sagte Christoph Nick, Stabschef der städtischen Finanzdirektion kürzlich gegenüber zentralplus. Arbeiten in der Stadt sei sehr gefragt, es herrsche ein konstanter Mangel an frei stehenden grossen Büroflächen. Die Zentralisierung schaffe diesem Problem Abhilfe. «Das ist für die Entwicklung der Stadt von grosser Wichtigkeit.»

Allerdings müsse man aufpassen, dass nicht die gesamte Bürofläche auf einen Schlag frei würde, gibt Nick zu bedenken. «Diese riesigen Flächen könnte der Markt wohl kaum absorbieren.» Man gehe bei der Stadt aber davon aus, dass der Umzug an den neuen Standort gestaffelt sei. «Die ganze Kantonsverwaltung zu zügeln ist nicht etwas, das sich in ein paar Wochen machen lässt. Das dürfte Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.»

Synergien von fast 8 Millionen Franken?

Der Kanton erhofft sich von dieser Zentralisierung unter dem Strich Einsparungen von jährlich 7,7 Millionen Franken. Unter anderem, weil effizienter gearbeitet werden könne. Und weil die Fläche pro Arbeitsplatz deutlich kleiner werde.

Die kantonale Verwaltung ist laut eigenen Aussagen «in kleinen, unwirtschaftlichen und zu Wohnzwecken gebauten Liegenschaften, vorwiegend in der Stadt Luzern» untergebracht. Die Immobilienstrategie des Kantons Luzern sehe die räumliche Zusammenführung der kantonalen Verwaltung zu organisatorischen Betriebseinheiten vor. «Der Regierungsrat will damit Kosten einsparen, Synergien besser nutzen und damit den Nutzen für den Bürger erhöhen sowie die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung einfacher und effizienter gestalten», heisst es auf der kantonalen Homepage zum Entwicklungsraum Luzern-Nord.

So könnte das Emme-Ufer dereinst aussehen: Ganz links die neue Überbauung, rechts hinten das bestehende Hochhaus am Reusszopf.

So könnte das Emme-Ufer dereinst aussehen: Ganz links die neue Überbauung, rechts hinten das bestehende Hochhaus am Reusszopf.

Umschwung bei der CVP

Diese Argumente haben bei den Kantonsräten diesen Montag verfangen. Selbst die noch bis vor kurzem sehr kritische CVP hat sich in der Schlussabstimmung fast geschlossen hinter den Kredit gestellt.

Konkret stimmten von der CVP 27 Kantonsräte dafür, nur 3 dagegen, einer enthielt sich der Stimme. Seitens FDP stimmten alle 23 Kantonsräte dafür, bei der GLP alle 5, bei der SVP waren 18 dafür und 9 dagegen, bei der SP waren alle 14 dafür und bei den Grünen waren 4 dafür und 2 dagegen (hier sehen Sie namentlich, wer wie abgestimmt hat).

Jedoch kamen etwa seitens der CVP auch kritische Stimmen: Yvonne Hunkeler etwa kritisierte, dass der Kanton das Gebäude selbst baue und dies nicht einem Investor übergebe. Er gehe damit ein unnötiges Risiko ein, vor allem, weil er auch Reserven einplane, berichtet das Regionaljournal Zentralschweiz. Finanzdirektor Marcel Schwerzmann konterte demnach: Der Kanton brauche Reserven, damit er später nicht wieder Räume dazumieten müsse. Auch hinterfragte die CVP, ob der versprochene Synergiegewinn dann auch wirklich eintreffen werde.

Volk kann 2020 darüber abstimmen

Mit dem Ja zum Planungskredit über 5 Millionen Franken ist es nun noch nicht getan. Jetzt kann zwar ein konkretes Projekt ausgearbeitet werden. Aber schlussendlich hat das Volk das letzte Wort. Die Abstimmung soll 2020 durchgeführt werden. Bezugsbereit wäre das Gebäude Ende 2023.

Freude in Emmen

In der zweitgrössten Gemeinde des Kantons, die im Zentrum der Entwicklung der Stadtregion Luzern-Nord steht, freut man sich derweil auf den grossen Zuzug. Auch aus steuerlicher Sicht biete die Zentralisierung der Verwaltung in Emmen Vorteile, sagte Gemeinderat Urs Dickerhof kürzlich. «Zwar zahlt der Kanton keine Steuern. Wir gehen aber davon aus, dass sich Angestellte in Emmen niederlassen werden.» Obwohl der neue Standort verkehrstechnisch optimal gelegen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos erreichbar sei, sei ein Wohnort in Arbeitsnähe immer noch attraktiver als tägliches Hin- und Herpendeln.

700 Mieter

Auf dem Seetalplatz entstehen aber nicht nur Büroarbeitsplätze. Vorne, zur Kleinen Emme hin, sind rund 350 neue Wohnungen geplant, in denen dereinst an die 700 Mieter leben könnten. Die meisten Wohnungen werden in der Mitte des Seetalplatzes entstehen, dort, wo bis vor Kurzem Occasionsautos verkauft wurden. Laut dem Emmer Gemeinderat soll das Wohnen inmitten dieses kantonal meistbefahrenen Verkehrsknotenpunkts durchaus attraktiv werden. «Mit den heutigen baulichen Massnahmen kriegt man das lärmtechnisch gut in den Griff. Speziell innen ergeben sich in einzelnen Baufeldern gute Möglichkeiten, attraktive Wohnsituationen zu schaffen.» Trotz geplantem Uferzugang zur Kleinen Emme werde es aber am Seetalplatz wohl kaum ein ausgeprägtes Familienquartier geben.

Vier Hochhäuser und ein viel grösseres Superkino

Auf dem Areal sind übrigens auch vier Hochhäuser geplant. Zudem will das Kino Maxx ausbauen. Konkret soll der Ausbau des Kinokomplexes von heute acht auf neu 14 Säle bereits ab 2017 starten. Wobei es laut Viscosuisse Immobilien AG auch mehr Säle werden könnten: «Wir erarbeiten mit der Credit Suisse, der das Maxx gehört, ein gemeinsames Projekt. Wo heute der Parkplatz ist, soll die Erweiterung der Kinos realisiert werden.»

So sieht die Maxx-Fassade heute aus. Neu wird der Bau in einen grösseren Gebäudekörper «eingepackt», der näher an die Hauptstrasse kommt.

So sieht die Maxx-Fassade heute aus. Neu wird der Bau in einen grösseren Gebäudekörper «eingepackt», der näher an die Hauptstrasse kommt.

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