Vom Gratis-Kaffee bis zum Gratis-Aquarium

10 Dinge, die man in Zug kostenlos geniessen kann

Geheimnisvoll und speziell: Die Gratis-Seesicht unter Wasser im Zugersee.

(Bild: woz)

Zug ist wahrlich ein teures Pflaster. Und doch gibt es in der Steueroase der Reichen überraschende Dinge, die keinen Rappen kosten. Ein kleiner Überblick über kuriose Gratis-Trouvaillen.

1. Der kostenlose Kafi

Wenn Sie morgens noch nicht richtig wach sind und eine Portion Koffein brauchen, gönnen Sie sich doch einen kostenlosen Milchkaffee. Nein, nein, Sie müssen nicht bei Tchibo oder in einem Kaffee als Zechpreller auftreten. Gehen Sie doch einfach in den Swisscom-Laden an der Baarerstrasse in Zug und stellen sich in die Warteschlange. Dort steht ein grosser Kaffeeautomat, an dem Sie sich bedienen können.

Da die Schlange der Handykunden und IT-Interessierten trotz grösster Servicebemühungen der Swisscom-Angestellten oftmals nicht kurz ist, haben Sie Zeit, in aller Ruhe Ihren Kaffee auszutrinken. Bevor Sie dann an die Reihe kommen, können Sie ja sagen, Sie hätten Ihre PIN zu Hause vergessen. Oder Ihr Sohn hätte per SMS gerade mitgeteilt, dass das Badezimmer unter Wasser steht.

2. Der Gratis-Liegestuhl

An Tagen wie diesen, wenn die Sonne vom Himmel brennt und die Temperaturen über 30 Grad steigen, ist man froh, wenn man ein kleines Nickerchen im Schatten machen kann. Und das auch noch auf einem bequemen Liegestuhl. Der steht zusammen mit anderen Stühlen auf der Rössliwiese in Zug. Gratis. Eigentlich gehört er zum Inventar der «Lesewiese». Bei diesem Projekt kann man in gratis bereitgestellten Büchern schmökern und sich dazu in den Liegestuhl fläzen.

Dietmar Püschel aus Berlin, der gerade seine private «Tour de Suisse» von Tübingen nach Zug hinter sich hat, ruht seine matten Glieder vom Strampeln auf einem freien Liegestuhl aus. «Ich fahre so um die 90 Kilometer Velo pro Tag und habe nun mein Ziel in Zug erreicht. Hier treffe ich eine alte Schulfreundin. Eine herrliche Gegend.»

Dietmar Püschel aus Berlin geniesst nach langer Velotour in Zug auf der Rössliwiese den Gratis-Liegestuhl.

Dietmar Püschel aus Berlin geniesst nach langer Velotour in Zug auf der Rössliwiese den Gratis-Liegestuhl.

(Bild: woz)

3. Lesen à discretion

Wer wirklich eine Leseratte ist und sich mit gutem Lesestoff versorgen will, ist richtig in der Halle 44 in Baar. In der Altgasse 44 befindet sich eine regelrechte Gratis-Bibliothek mit Tausenden von Büchern. Die meisten übrigens in sehr gutem Zustand.

Wer einen Krimi sucht oder einen Reiseführer nach Kalifornien, wer etwas lesen will über russische Kunst oder Günter Grass’ «Blechtrommel» in grafisch schöner Ausgabe mit nach Hause nehmen will: Es ist erstaunlich, welche unterschiedlichen bibliofilen Genüsse Anna Merz, Leiterin des Bücherservices des gemeinnützigen Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen, seit sieben Jahren dort aufgebaut hat.

Diesen Gratis-Service schätzen auch Karin Franzen und ihr Sohn Nils, die gerade zwischen den Regalen am Schmökern sind. «Wir kommen öfters her, zum Beispiel, wenn Nils in der Schule ein Referat vorbereiten muss.» Vorteil des Bücherservices: Man kann bis zu zehn Bände gratis mitnehmen und behalten. Cool! Das reicht unter Umständen für die Goethe-Gesamtausgabe. Oder für einen Teil der «Encyclopedia Britannica».

Karin Franzen und ihr Sohn Nils suchen sich Bücher aus in der Gratis-Bibliothek der Halle 44 in Baar. Bis zu zehn Bände darf man mit nach Hause nehmen.

Karin Franzen und ihr Sohn Nils suchen sich Bücher aus in der Gratis-Bibliothek der Halle 44 in Baar. Bis zu zehn Bände darf man mit nach Hause nehmen.

(Bild: woz)

 

4. Ein Tag Velofahren umsonst

In Baar, Cham und Zug gibt es den Veloverleih der GGZ, der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug. Man kann Velos kostenlos einen Tag ausleihen, man braucht nur seinen Personalausweis zu hinterlegen. Das reicht zum Beispiel für eine kleine Tour um den Zugersee. Inklusive Picknick am See. Ein schönes Erlebnis an der frischen Luft. Und viel sportliche Bewegung zum Nulltarif. Es spricht also nichts dagegen, es auszuprobieren.

5. Das Märchentelefon

In der neu umgebauten Filiale der Zuger Kantonalbank an der Bahnhofstrasse können Kinder – und natürlich Erwachsene, die das wollen – Märchen am Telefon im Foyer lauschen. Oder ein Puzzle am Touchscreen lösen. Man kann auch mit dem Rechenschieber ausrechnen, wie viel einem nach Abzug aller Rechnungen noch auf dem Konto übrig bleibt.

Allerdings war das Märchentelefon bei der jüngsten Inaugenscheinnahme «out of order». Schade. Schade ist übrigens auch, dass die Zuger Kantonalbank ihren Besuchern nicht mehr wie früher kostenlose Äpfel schenkt. «Das haben wir eingestellt», sagt die Dame am Empfang. Offensichtlich hat es früher Leute gegeben, die die Äpfel gleich tütenweise mitschleppten.

Statt Gratis-Äpfel, wie früher, kann man nun bei der Zuger Kantonalbank dem Märchentelefon lauschen – wenn es denn funktioniert.

Statt Gratis-Äpfel, wie früher, kann man nun bei der Zuger Kantonalbank dem Märchentelefon lauschen – wenn es denn funktioniert.

(Bild: woz)

6. Das Unterwasseraquarium ohne Eintritt

«Seesicht» lautet der ironisch gemeinte Titel der Kunstinstallation von Roman Signer, die am Zugerseeufer zu bestaunen ist. Wer den Gang über die Metallstufen in die Tiefe wagt, kann dort dann tatsächlich grün schimmernd eine Seesicht der ganz anderen Art geniessen. Eine, die nichts kostet – im Gegensatz zu solchen am Zugerhang, für die man Millionen veranschlagen muss. Auch im Vergleich zu den sündhaft teuren «Sea Life Centern», die es überall auf der Welt gibt, schneidet die Zuger Treppe gut ab. Es dauert aber manchmal lange, bis ein Fischlein vorbeischwimmt. Beeindruckend ist es auf alle Fälle, wenn man Fischen auf Augenhöhe hinter der Glasscheibe begegnen kann. Allerdings wäre es dringend nötig, die Glasscheibe im Zugersee häufiger von den Algen zu befreien. Sonst leidet die Ästhetik.

7. Entspannende Stille

Wer schätzt es nicht, im lauten Alltag mal komplett abzuschalten und die Stille zu geniessen. Und das ganz umsonst. Zu empfehlen ist in dieser Hinsicht die Kirche St. Oswald in Zug. In diesem bedeutendsten Sakralbau des Kantons Zug, der auch in der restlichen Schweiz ein grosses kulturhistorisches Renommee geniesst, kann man neben der wohltuenden Stille auch noch eine kultivierte Aura erleben – indem man etwa den faszinierenden spätgotischen Altar und das Netzrippengewölbe des Kirchenraums auf sich wirken lässt. Man kann auch ein Vaterunser beten oder meditieren. Spirituelle Entspannung pur.

Grandiose Gratis-Szenerie: Die St.Oswald-Kirche in Zug.

Grandiose Gratis-Szenerie: die Kirche St. Oswald in Zug.

(Bild: woz)

8. Umsonst planschen im See

Das ist natürlich der Klassiker. Welche Badi an einem so schönen Gewässer wie dem Zugersee ist schon gratis? Allein im Kanton Zug muss man in den meisten anderen Strandbädern seinen Eintritt berappen. Von Luzern ganz zu schweigen. Da bieten die Zuger Strandbäder vor allem für Familien den sehr zu schätzenden Vorteil, dass man den Preis für den Eintritt für fünf Personen sparen und stattdessen in erfrischende Glaces ummünzen kann. Danke, liebe Stadt Zug, für diese Gönnergeste!

9. Gratis güxeln

Sind Sie neugierig und interessieren Sie sich für zeitgenössische Architektur? Oder möchten Sie sich selbst inspirieren für den Abriss Ihrer in die Jahre gekommenen Immobilie zum Zwecke einer renditeträchtigen Arealbebauung? Kein Problem. Gehen Sie doch einfach aufs Baudepartement der Stadt Zug und lassen Sie sich die Pläne der verschiedensten Baugesuche zeigen. Entspannt können Sie die Projekte in einem Nebenzimmer studieren, architektonische Kreativität bestaunen und städtebauliche Konzeptionen mitverfolgen. Vielleicht entdecken Sie dabei auch Ihren neuen Lieblingsarchitekten. Oder, was Ihr Nachbar so vor hat.

10. Tiere zum Nulltarif

Waren Sie schon mal im Basler oder Zürcher Zoo? Beeindruckend, aber teuer. Und in vielen Fällen sieht man von den Tieren gar nicht viel, weil einem entweder andere Besucher die Sicht versperren oder die Tiere zu weit entfernt sind. Ganz anders verhält es sich da mit der Volière am Zugerseeufer. Bunte Vögel aus aller Herren Länder kann man da bestaunen. Und Sie ahnen es: ja, ganz ohne irgendeinen Eintritt bezahlen zu müssen. Wer lieber auf äsende Rehe steht, kann mit dem Tiergehege nicht weit entfernt im Hirschgarten Vorlieb nehmen. Ausgestopfte Löwen und furchterregende Schlangen finden Sie übrigens im Museum der Afrika-Mission im Haus der St.-Peter-Claver-Schwestern in der St.-Oswalds-Gasse in Zug. Auch das ist natürlich gratis.

Allerlei bunte Vögel lassen sich in der Zuger Volière bestaunen.

Allerlei bunte Vögel lassen sich in der Zuger Volière bestaunen.

(Bild: woz)

 

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Wolfgang Holz
    Wolfgang Holz, 04.08.2017, 23:41 Uhr

    Sehr geehrter Herr Freiermuth,

    vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Artikel. Ich kann Ihre Argumente gut nachvollziehen. In meinem Artikel ging es aber mehr um das Angebot von Gratis-Möglichkeiten im Kanton Zug als um deren Finanzierung. Auch glaube ich, dass es schon ein qualitativer Unterschied ist, kostenfrei über eine Strasse gehen zu können, um einen bestimmten Weg einzuschlagen, oder etwa Vögel kostenfrei in einer Volière bestaunen zu können. Das eine ist reine Infrastruktur, die selbstverständlich in jeder Kommune ist. Das andere ist ein echtes Angebot, das die Stadt Zug beispielsweise ihren Bewohnern und denen aus dem Kanton macht, um in ihrer Freizeit etwas zu erleben.

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    • Profilfoto von R.Freiermuth
      R.Freiermuth, 05.08.2017, 12:47 Uhr

      Sehr geehrter Herr Holz. Danke für Ihre Antwort. Sauer aufgestossen ist mir die Bezeichnung «kostenlos» das ist gemäss meiner Ausführung nicht ganz richtig. Auch der Punkt 9 suggeriert, dass man mal eben die Bauplanung des Nachbars und andere Pläne einfach so kostenfrei einsehen kann. Das ist nicht ganz richtig. Um die Pläne bestehender Bauten zu sichten, bedarf es einer Bewilligung des Hausbesitzers oder des Architekten. Es handelt sich dabei um das geistige Eigentum Dritter. Es ist nicht möglich einfach mal zu güxeln um seinen Gwunder zu befriedigen. Das wäre einfach zu recherchieren gewesen. Trotzdem Toll, dass sie für Zug Werbung gemacht haben.

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  • Profilfoto von R.Freiermuth
    R.Freiermuth, 04.08.2017, 16:29 Uhr

    Ich bevorzuge gut recherchierte Artikel, welche berücksichtigen, wie einzelne Leistungen finanziert werden. So einiges wird durch den Steuerzahler finanziert, anderes durch die Tourismus-Organisationen. Fehlt nur noch, dass mitgeteilt wird, dass man kostenfrei die Strasse queren darf. Auch so kann man das Sommerloch stopfen.

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