Viel Asphalt im neuen Krienser Quartier

Mattenhof: wenig Bäume – und die sterben bereits wieder

Absperrungen statt Bäume: Vor der Migros im Krienser Mattenhof sind vier Bäume abgestorben. (Bild: ewi)

Im Krienser Mattenhof sterben Bäume, die erst vor drei Jahren gepflanzt wurden. Ausgerechnet in einem Quartier, das für die spärlichen Grünflächen bereits in der Kritik stand.

Wer diese Tage im Mattenhof in Kriens in die Migros geht, passiert dabei jede Menge Absperr-Bretter. Diese umzäunen aber nicht etwa eine Baustelle, denn das Quartier ist seit 2019 fertig gebaut. Nein, hinter den Brettern klaffen vier tiefe Löcher im Boden. Zwischen Sportgeschäft Bächli und den Gleisen hat es drei weitere solcher Gruben.

Die Löcher sind die Spuren junger Bäume, die bis letzten Sommer hier standen. Doch von den Bäumen ist mittlerweile nichts mehr zu sehen. Wo sind sie hingekommen?

Bäume sind nach drei Jahren abgestorben

Sie sind tot, sagt Janos Kick. Er ist Mediensprecher der Wincasa AG, der dieser Teil des Mattenhof-Quartiers gehört. «Die ursprünglich gepflanzten Eichen sind vermutlich aufgrund des hohen Grundwasserspiegels abgestorben und mussten leider entfernt werden», erklärt Kick.

Im Gegensatz zu einem jüngst wegen Pilzbefall umgestürzten Baum beim Schweizerhofquai (zentralplus berichtete) erlagen die Mattenhof-Bäume nicht einem Pilz, der Hitze oder der Trockenheit. Es war ihnen zu nass.

Die Bäume waren 2019 mit der Fertigstellung des Quartiers eingepflanzt worden und sind somit innerhalb von drei Jahren abgestorben. Dass dies so schnell passierte, ist für die Wincasa ärgerlich, weil das Pflanzen eines Baums dieser Grösse viel Geld kostet. Anderseits kommt es immer wieder vor, dass frisch gepflanzte Jungbäume extremen Bedingungen wie Hitze, Nässe oder Trockenheit nicht gewachsen sind. Auch beim ABL-Neubau Himmelrich 3 sind einige der neu gepflanzten Bäume innert zwei Jahren gestorben (zentralplus berichtete).

Mattenhof: viel Asphalt und wenig Grünflächen

Dass ausgerechnet im Mattenhof-Quartier Jungbäume sterben, enthält eine gewisse Ironie. Denn das neu gebaute Quartier ist nicht eben bekannt für seine vielen Grünräume. Asphalt und Beton sind die Materialien, welche die Gegend prägen. Dass sieben der ohnehin wenigen Bäume nach kurzer Zeit wieder starben, ist bezeichnend.

«Der Mattenhof ist sehr bewusst als urbaner Ort in einer ländlichen Umgebung entworfen und gebaut worden.»

Anthony Welbergen, Mediensprecher Mobimo AG

Janos Kick versichert zwar, dass in diesem Frühling neue Bäume gepflanzt werden: «Damit diese dem hohen Grundwasserspiegel standhalten können, werden wir die Baumwurzeln höher ansetzen und einen anderen Eichentyp verwenden.» Weitere Massnahmen zur Attraktivierung des Aussenraums seien jedoch nicht vorgesehen. Nebst den Bäumen auf der Aussenseite seien die Wincasa-Gebäude auch im Innenhof «ansprechend» begrünt.

Der öffentliche Raum im Mattenhof wurde bereits zum Politikum. So hat der Krienser Einwohnerrat Raoul Niederberger (Grüne) in einem Postulat gefragt, ob bei den neu gebauten Arealen beim Mattenhof, Schweighof und beim Stadthaus genügend Spielflächen realisiert wurden. Die etwas überraschende Antwort des Stadtrats lautete Ja, wobei diese Flächen nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind. Zwei Brunnen würden zum Spielen einladen, auf der Kiesfläche vor der Migros könne man Boule spielen (zentralplus berichtete).

Im urbanen Quartier hat es für Bäume wenig Platz

Ausführlich zum öffentlichen Raum im Mattenhof äussert sich die Mobimo AG, der die Mehrheit der neu gebauten Gebäude gehört. Mediensprecher Anthony Welbergen anerkennt, dass es im Quartier selbst vergleichsweise wenig Grünflächen gibt. Dies wurde absichtlich so geplant: «Der Mattenhof ist sehr bewusst als urbaner Ort in einer ländlichen Umgebung entworfen und gebaut worden.» Der allergrösste Teil des Innenhofs bestehe darum – wie in einer Innenstadt typisch – aus Wegen und Plätzen.

Es habe aber auch in den Innenhöfen Bäume und Spielflächen wie eben den Brunnen oder zwei Sprechrohre an den Ecken des Hofs, die miteinander verbunden seien. «Diese Bewegungsflächen erachten wir als ebenso wertvoll wie ein klassischer Spielplatz, den wir im urban geprägten Mattenhof für weniger passend halten», erklärt Welbergen.

«Unsere Dachterrassen auf den Häusern 6 und 14 bieten wunderbare Grünflächen und laden alle Bewohner zum Verweilen ein.»

Hans Amstutz, Präsident Quartierverein «d'Matthöfler»

Und er argumentiert, dass in der Umgebung des Quartiers genügend Grünflächen bestehen. «Der Mattenhof liegt aber bekanntlich direkt neben der Allmend – einer Grünzone mit grosszügigen Flächen, zum Beispiel auch für Ballspiele.» So würden sich der urbane Mattenhof und die grüne Allmend gut ergänzen.

Quartierverein sieht keinen Handlungsbedarf

Doch wie lebt es sich in diesem Quartier, das für Aussenstehende zuweilen steril wirken kann? Seit 2020 gibt es hier einen eigenen Quartierverein, der das Quartierleben in den neuen Überbauungen Mattenhof und Schweighof sowie künftig Nidfeld und Pilatus Arena fördern will.

Hans Amstutz, der Präsident des Vereins, stört sich nicht an der spärlichen Begrünung: «Gefallen oder nicht gefallen liegt immer im Blickwinkel des Betrachters», antwortet er neutral auf die Anfrage von zentralplus. Und er hebt hervor: «Unsere Dachterrassen auf den Häusern 6 und 14 bieten wunderbare Grünflächen und laden alle Bewohner zum Verweilen ein.» Auch Welbergen von Mobimo erwähnt die Qualität der öffentlichen Dachterrassen.

Klimakarten zeigen: Es braucht mehr Schatten im Mattenhof

Die Grünflächen innerhalb des Quartiers befinden sich also in höheren Sphären. Wer hingegen am Boden bleibt, muss hoffen, dass die neuen Bäume länger überleben als die alten. Denn Schatten wird im Mattenhof im Sommer wichtig.

Die rote Farbe auf der Klimakarte zeigt, dass die Wärmebelastung im Mattenhof-Quartier hoch ist – an vielen Orten in der Nähe aber auch. (Bild: Kanton Luzern)

Die Klimakarte des Kantons weist das Quartier als Fläche mit hoher bis sehr hoher Wärmebelastung aus. Das bedeutet, dass Massnahmen zur Verbesserung der thermischen Situation notwendig sind. Demnach besteht ein hoher Bedarf für eine zusätzliche Begrünung und mehr Schatten. Zum Vergleich: Die Mehrheit der Flächen in der Luzerner Innenstadt weist eine tiefere Wärmebelastung auf als das Mattenhof-Quartier.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Anthony Welbergen
  • Klimakarte des Kantons Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Janos Kick
  • Website des Quartiervereins «d'Matthöfler»
  • Schriftlicher Austausch mit Hans Amstutz

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12 Kommentare
  • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
    Samuel Kneubuehler, 27.01.2023, 15:37 Uhr

    Der Artikel hat leider zwei inhaltliche Fehler:
    Die Himmelrich 3-Siedlung der ABL ist nicht in Kriens, sondern in Luzern. Und wenn Fragen gestellt werden in einem Parlament, handelt es sich nicht um ein Postulat, sondern um eine Interpellation. Ich würde der einfach den Oberbegriff «Vorstoss» verwenden.

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    • Profilfoto von Elio Wildisen
      Elio Wildisen, 27.01.2023, 16:00 Uhr

      Danke für den Hinweis, wir haben die fehlerhafte Stelle angepasst.

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  • Profilfoto von Boris Macek
    Boris Macek, 27.01.2023, 12:13 Uhr

    Man stelle sich vor, man hätte dieses Quartier entwickelt wie z.B. die Hamburger Hafencity. Stattdessen wird es der neue Vorstadtschandfleck sein in 30 Jahren. Was für eine verpasste Chance.

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    • Profilfoto von Christian Scherrer
      Christian Scherrer, 27.01.2023, 15:35 Uhr

      Einverstanden. Die Problematik liegt wohl aber auch darin, dass man sich in Stadt und Agglomeration tendenziell an Bestehendem festhält. Modernes und Innovatives fällt schlussendlich beim Stimmbürger durch. Das ist zu bedauern, ist aber ein demokratischer Prozess, welchen es zu akzeptieren gilt. Es gibt unzählige Beispiele – auch in der Stadt – wo fehlende Weitsicht, aber auch fehlender Mut, einen weiteren Schandfleck produziert haben oder eben Chancen verpasst worden sind.

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      • Profilfoto von Melanie
        Melanie, 29.01.2023, 09:12 Uhr

        Das würde mich jetzt interessieren. Von welchen Beispielen reden Sie hier?

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  • Profilfoto von M. Schmidig
    M. Schmidig, 27.01.2023, 11:45 Uhr

    Ich versteh nicht, weshalb man Eichen pflanzt, die 15-35 Meter gross werden.
    Diese Baumart passt so überhaupt nicht in dieses Quartier.
    Eichen brauchen viel Platz: «Die Eiche bevorzugt einen sonnigen und warmen Standort. Sie sollte viel Licht bekommen, besonders von Osten und Westen. Im Schatten anderer Gehölze gedeiht sie als Lichtbaumart nicht. Am besten sollten sich im Umkreis von 15 Metern keine anderen hohen Bäume oder schattenwerfende Häuser befinden.»
    Wen wundert es da, dass die Bäume wieder eingehen?
    Bei viel Grundwasser würden sich Weiden anbieten.

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  • Profilfoto von Peter Hablützel
    Peter Hablützel, 27.01.2023, 10:40 Uhr

    Es geht hier eben um Geld. Und wenn es um Geld geht, wird ein gewisser Typus Mensch eben sehr erfinderisch, um Paragraphen etc. zu umgehen oder nach den eigenen Wünschen zu interpretieren.
    Man könnte aus dem Quartier definitiv viel mehr herausholen, als dies gemacht wurde. Ausserhalb von Schema X zu denken ist nicht jedermanns und jederfraus Sache.

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 27.01.2023, 19:27 Uhr

      Es gibt einen „gewissen Typus Mensch“, der „ausserhalb von Schema X“ denkt, deswegen „sehr erfinderisch“ ist und „Paragraphen“ keineswegs „umgeht“ oder „nach den eigenen Wünschen interpretiert“, was ein Ding der Unmöglichkeit wäre, aber doch ausnutzt, was vom Gesetz gedeckt wird. Dieser Typus Mensch arbeitet mit seinen evolutionären Vorteilen.
      Es gibt auch den Typus Mensch, der im Schema X denkt, nicht erfinderisch ist, Rechtslagen nicht kreativ nutzt und kaum eigene Wünsche hat. Bei diesem Typus „geht es nicht ums Geld“, weil er nie in dessen Nähe gelangen wird. Deswegen wird er auch nie etwas Bauen oder gar „viel aus einem Quartier herausholen“.
      Ich verstehe jetzt nicht recht, welchen Typus Sie bevorzugen.

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  • Profilfoto von Max Unbill
    Max Unbill, 27.01.2023, 10:34 Uhr

    Lebensfeindliche Umgebung…
    Architektur für Rendite, nicht für die Notwendigkeiten von Menschen.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 27.01.2023, 07:42 Uhr

    Natur ist im Mattenhof nur in Form von Blumentöpfen mit Alibi-Pflanzen erwünscht. Diese dämlichen Bäume verlieren nämlich Laub, und das muss man von den Strassen wischen. Was das wieder kostet! Ausserdem stören diese unschönen Naturelemente das herrlich kalte Ensemble von Asphalt, Beton und Stein. Es handelt sich sozusagen um eine Verunreinigung des genialen architektonischen Ausdrucks. Iiiih!! Na gut, zum Glück sterben die Bäume schnell, denn nach der zweiten Ersatzpflanzung kann man dann endlich alles betonieren und grün anstreichen.

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  • Profilfoto von Ruedi
    Ruedi, 27.01.2023, 06:59 Uhr

    Grundwasserspiegel ist sehr hoch = jedem bekannt und nichts neues.
    Boden lehmig = wasser in baumgruben versickert fast nicht
    … es gibt baumarten die viel wasser gut ertragen ob da die eiche dazugehört ?

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 27.01.2023, 05:57 Uhr

    Ein optisch langweiliges Quartier. Es erinnert ein wenig an Zug.

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