Neues Parkhaus und zwei Tunnel

So will die Stadt Luzern das Car-Chaos bekämpfen

Vor der Pandemie ein gewohntes Bild am Schwanenplatz: Der Verkehrsdient muss die Car-Situation regeln. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Thematik der Car-Parkplätze beschäftigt die Stadt Luzern seit Jahren. Jetzt scheint ein Durchbruch in Griffnähe. Die sogenannte «Stadtpassage» soll das Car-Problem langfristig lösen.

Schwanenplatz, Inseli, Löwenplatz, Alpenquai – heute befinden sich quer über die Stadt Luzern verteilt Car-Anhalteplätze und -Parkplätze. In Luzern hat das in den letzten Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Ein Grossteil der Bevölkerung hat die Nase voll vom Car-Chaos in der Innenstadt. Eine Lösung muss her.

Nachdem das Projekt während langer Zeit zu stagnieren schien, kommt jetzt Bewegung in die Sache. Im letzten Herbst hat die Stadt informiert, dass die wegfallenden Car-Parkplätze beim Inseli vorübergehend bis 2033 auf der Rösslimatt in Kriens kompensiert werden (zentralplus berichtete). Und nun präsentiert der Stadtrat eine langfristige Lösung, über den Zeithorizont 2033 hinaus. Ab dann soll nämlich die «Stadtpassage» das Car-Problem in Luzern endgültig lösen. Worum geht es?

Viertes Untergeschoss im Parkhaus des Luzerner Kantonsspitals

Künftig soll ein Grossteil der Cars in Luzern im Untergeschoss des Luzerner Kantonsspitals (Luks) Platz finden. Dort entsteht im Rahmen des Luks-Umbaus in den nächsten Jahren ein neues, unterirdisches Parkhaus (zentralplus berichtete). In einem zusätzlichen vierten Untergeschoss sollen künftig rund 30 bis 50 Cars parkieren können.

Hinter der Idee steckt die IG Stadtpassage rund um Mitte-Grossstadtrat Roger Sonderegger. Der Vorschlag ist erstmals im Frühling 2021 publik geworden (zentralplus berichtete).

So würde das Parkhaus erschlossen

Das neue Parkhaus soll über zwei Zugänge erschlossen werden. Touristinnen und weitere Passanten würden über einen 800 Meter langen Tunnel vom Parkhaus in die Luzerner Innenstadt gelangen. Das Tunnelportal wäre in der Hertensteinstrasse, voraussichtlich an der Ecke Ochsner Sport / C&A. Mit der neuen Passage erhielte auch die Quartier-Bevölkerung auf der stadtauswärts gelegenen Seite des Musegg-Hügels eine schnelle und direkte Verbindung ins Stadtzentrum.

Die Lösung sieht je einen Tunnel für Fussgängerinnen und einen für Cars vor. (Bild: IG Stadtpassage)

Die Stadt sieht vor, den Tunnel mit Rollbändern auszustatten, wie man es von Flughäfen kennt. So soll den Passantinnen der doch etwas lange Fussweg ins Stadtzentrum hin und zurück erleichtert werden. Je nach Dimensionierung könnte es im neuen Tunnel auch eine Velospur und zusätzliche Zugänge entlang der Passage geben.

Eine zweite Erschliessung des Parkhauses soll über einen neuen 200 Meter langen Strassentunnel zwischen Sedel und dem Parkhaus erfolgen. Durch diesen Tunnel würden die Cars ins Parkhaus, respektive daraus hinausfahren. Dieses Tunnelportal befände sich auf der Höhe der Riedstrasse. Damit würde sich der Car-Verkehr in der Luzerner Innenstadt deutlich reduzieren, weil die Cars direkt von der Autobahn zum Parkhaus fahren könnten.

Welche weiteren Standorte wurden geprüft?

Die Stadtpassage ist bei Weitem nicht der einzige Vorschlag für eine langfristige Lösung der Car-Situation in der Stadt Luzern. Ein externes Planungsbüro hat insgesamt 59 Vorschläge auf 18 verschiedene Kriterien hin geprüft.

Nach einer ersten Selektion standen nebst der Stadtpassage vier weitere Alternativen im Raum: der Weiterbetrieb des bestehenden Car-Regimes, eine Lösung im Raum Allmend, ein Parkplatz auf dem Autobahn-Anschluss Lochhof sowie das in der Stadt bestens bekannte Car-Parking Musegg. Nach einer Abwägung von Kosten/Nutzen, Chancen/Risiken und möglichen Synergien der verschiedenen Vorschläge fiel der Entscheid letztlich zugunsten der Stadtpassage.

Was passiert mit den heutigen Parkplätzen?

Gemäss Einschätzung des Stadtrats könnten beim Luks mit der Stadtpassage 30 bis 50 neue Car-Parkplätze entstehen. Auf diese Weise würden in der Stadt bisher als Car-Parkplätze genutzte Flächen frei. Demnach würden der Löwen- und der Schwanenplatz künftig car-frei und in öffentliche Plätze umgenutzt.

Langfristig soll der Löwenplatz zu einem attraktiven Ort in der Stadt werden. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Bereits 2023 wird auch der Car-Parkplatz im Inseli car-frei. Somit werden ab 2030 voraussichtlich nur noch die Car-Parkplätze beim Kasernenplatz, beim Brüelmoos, im Lido sowie beim Landenberg in der Nähe des Güterbahnhofs bestehen bleiben. Zusätzlich zur Stadtpassage sind das rund 30 Parkplätze.

Wie geht es weiter?

Die Stadtpassage steckt erst in den Kinderschuhen. Es handelt sich bloss um eine Idee, welche die Stadt nun weiterverfolgen will. Allerdings steht der Stadtrat unter Zeitdruck, denn die Bauarbeiten beim Luks haben bereits begonnen. Die Stadt muss darum bis Ende Jahr dem Luks ein erstes Signal geben, ob sie überzeugt hinter dem Projekt steht. Der Grosse Stadtrat wird den entsprechenden Bericht und Antrag diesen Herbst diskutieren.

Die Bagger beim Luks sind bereits aufgefahren. In einer ersten Etappe wird das Kinderspital/Frauenklinik gebaut. Später dann das neue Parkhaus. (Bild: zvg)

Nimmt das Parlament den Bericht und Antrag positiv zur Kenntnis, erhält der Stadtrat grünes Licht, um ein konkretes Projekt «Stadtpassage» auszuarbeiten. In diesem Zusammenhang werden die technische Machbarkeit, die Auswirkungen auf den Verkehr und vor allem auch die geschätzten Kosten geprüft. Stand heute betragen die Projektkosten rund 100 Millionen Franken, wobei dies nur eine sehr grobe Schätzung ist. Stimmen Parlament und Bevölkerung dem Projekt zu, wird die Stadtpassage voraussichtlich 2030 eröffnet.

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8 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 18.08.2022, 18:51 Uhr

    Komisch. Da wurde lauthals der Vorschlag vom Shutlebuss abgewiesen,mit der Begründungen mit einer Bohrung des Tunnels die Stadt Mauern zu gefährden.Und jetzt ist der Laufband Tunnel,der vom Spital 800m (Die Kinder dürfen nicht so weit Laufen nur mit ÖV)zum Falkenplatz führt nicht mehr relevant.Die Stadtmauer ist also plötzlich nicht mehr gefährtet,was für eine
    «lingi» Aktion.

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  • Profilfoto von Otto
    Otto, 17.08.2022, 18:46 Uhr

    Idee von Marcel Siegrist.Nur seine Idee war ausgereifter und hätte den ÖV ganz neue Wege aufgezeigt.
    Mit seiner Lösung und Weiterentwicklung würde es den DGB gar nicht brauchen.
    Schade

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  • Profilfoto von Altstadtkind
    Altstadtkind, 17.08.2022, 13:03 Uhr

    Echt? Ein 800 Meter langer Tunnel für Fussgänger:innen? Die Tiefgarage Musegg wollte ja auch schon so was Ähnliches? Würden die Förderbänder für den Aushub dann gleich weiterverwendet als Stollenbahn für die weniger mobilen Touristen? Geht der Stollen überhaupt geradeaus oder ist eine Neigung zu bewältigen bzw. auf dem Rückweg eine Steigung zu überwinden? Und entlang der Stollenwände gäb’s schön leuchtende Reklamewände für die Bijouterien, in die sich die Touristen nach dem Stollen stürzen dürfen? Oder wow: gleich die Bijouterien entlang der Tunnelwände Läden in den Fels meisseln lassen. Diese neue Bunkerattraktion läuft dem Grendel sicher schnell den Rang ab.

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 17.08.2022, 07:02 Uhr

    Ich finde es „de hammer“. Wird sicher auch von vielen zentralschweizern genutzt……wird so cool wie das schöne neue inseli
    Bin immer noch für das parkieren auf der slmend und sb in den zug oder bus

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  • Profilfoto von Laurin Villiger
    Laurin Villiger, 16.08.2022, 21:30 Uhr

    Eine Velostation für 20 Millionen war dem Stimmvolk «zu teuer». Aber eine Tunnelanlage für fahrende Sardinenbüchsen, womit asiatische Touristen für zwei Stunden Sightseeing nach Luzern gekarrt werden, darf da locker 100 Millionen kosten.
    Dass dem lokalen Gewerbe die velofahrenden Einheimischen wohl mehr bringen, als die nur kurz angebundenen Touristen, muss wohl nicht erwähnt werden. Mal abgesehen von den Uhrenläden, welche dann wieder die Kasse klingen lassen können, nachdem sie während der Pandemie fleissig Ersatzzahlungen eingestrichen und Kurzarbeit angemeldet haben.

    So funktioniert Luzern. Aber wollen wir das wirklich?

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    • Profilfoto von Ingenieur
      Ingenieur, 17.08.2022, 08:31 Uhr

      Ein sehr «ausgewogener» Beitrag, momol.
      Die 20 Millionen waren tendenziell zu tief veranschlagt. Der CO2-Ausstoss allein für den Bau der Velostation hätte rund 3000 Tonnen betragen für eine Lösung, die gar nicht mal einen sooo grossen Mehrwert gehabt hätte. Zudem im schlechtestmöglichen Baugrund, was das Vorhaben wohl nochmals verteuert hätte.
      Mit einer Lösung für die Cars (welche auch immer) kann man ein Problem beheben, welches da ist und da sein wird. Man kann neue Stadtplätze / Parks erstellen und die Anfahrtswege von Cars auf Stadtgebiet verkürzen. Auch die Touriläden haben ihre Daseinsberechtigung, ob es Ihnen nun passt oder nicht. Die Frage ist halt, wie man das Ganze steuern will.
      Die Idee mit der Erschliessung des Spitals leuchtet mir zumindest ein. Da sind noch einige Synergiepotentiale vorhanden, u.a. für Werkleitungen (Fernwärme z.B.), Fussgänger- und Veloerschliessung des Spitals, etc. etc.
      Auch bei einem PH Musegg (ohne PW-Parkhaus) sähe ich einiges an Synergiepotential, z.B. für Serveranlagen und/oder Wärmespeicher für Fernheizungen. Dies in einer Stadt mit mehr als 50% Gasanteil bei den Heizungen.

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  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 16.08.2022, 17:44 Uhr

    So geht Politik heute! Kommt eine Idee von Privaten (welche wirtschaftlich denken), wird diese von den Partei-Populisten bekämpft und zur Seite geschoben. So passiert mit der Metro! Wenig später, meist im Wahljahr, präsentiert man dann die bekämpfte Idee, leicht abgeändert, als eigenen intellektuellen Erguss und lässt sich am liebsten von allen Seiten dafür feiern. Schliesslich soll das Ticket für die Cüpli-Party bei der Eröffnung frühzeitig gebucht sein! Politik ist einfach nur noch lächerlich……

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  • Profilfoto von Albus
    Albus, 16.08.2022, 12:24 Uhr

    Wie wärs mit einem Altstadtnachbau an an einem anderen Ort. Z.B.Weggis – ist eh viel schöner, und man kann sogar direkt danach auf d’Rigi.

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