Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee

Rekordjahr: SGV ist ob des eigenen Erfolgs überrascht

Der Traumsommer beschert der SGV 2022 ein gutes Geschäftsjahr. (Bild: SGV)

Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) hat im Jahr 2022 einen Rekordgewinn erzielt. Die SGV ist überrascht, denn noch während der Pandemie stellte man sich ganz grundsätzliche Fragen.

Grau und kühl ist es am Dienstagmorgen, als die SGV zur Präsentation ihrer Jahreszahlen einlädt. Schlecht gelaunt sind die Vertreter der Schifffahrtsgesellschaft deshalb nicht. Im Gegenteil. Sichtlich erfreut eröffnet SGV-Direktor Stefan Schulthess die Präsentation. Er lässt durchblicken: Die SGV hat zwei Jahre Coronakrise schneller überwunden als erwartet.

Damit klingen mehrere turbulente Jahre der Schifffahrtsgesellschaft aus (zentralplus berichtete). Einen nachdenklichen Rückblick gewährt Verwaltungsratspräsident Josef Felder, der dieses Amt seit einem Jahr innehat. Er stand während der Pandemie auf dem Bürgenstock, blickte auf den Vierwaldstättersee herab und sah weit und breit kein Kursschiff. «Wird die Schifffahrt überleben, wird sie wie einmal vor der Pandemie?», fragte sich Felder.

Schönes Wetter lockte Fahrgäste an

Jetzt steht der Verwaltungsratspräsident vor Medienschaffenden und erklärt, wie die SGV, die während der Pandemie noch einen Rekordverlust einfuhr, im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn erzielt hat. Das Betriebsergebnis beträgt knapp 13 Millionen Franken – Rekord. Daraus resultiert ein operativer Gewinn von 4,9 Millionen Franken, im Jahr davor war es noch ein Verlust von 5,5 Millionen Franken. Auch der erzielte Umsatz von 95 Millionen Franken ist ein Rekord.

Insgesamt sind die Erträge im Jahr 2022 im Vergleich zu den Kosten stärker angestiegen. Die Diversifizierung der SGV-Gruppe trug dazu bei, dass man Synergien nutzen konnte, erklärt Felder. Neben der Schiffsfahrt ist die SGV-Gruppe über ihre Tochtergesellschaften auch im Schiffsbau und mit Tavolago in der Gastronomie tätig.

Weiter trug auch das gute Wetter zum erfreulichen Jahresergebnis bei. Über 50 Prozent mehr Passagiere verzeichnete die SGV im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr – ein Jahr, das von der Coronakrise und Hochwasser geprägt war.

Die SGV will nachhaltiger werden. Das Motorschiff Rütli soll im kommenden Winter einen Elektroantrieb erhalten. (Bild: SGV)

Kurzarbeitsentschädigung wichtig für Aufschwung

Am wichtigsten für das Betriebsergebnis sei jedoch das Mittel der Kurzarbeitsentschädigung gewesen. Mit diesem habe man Arbeitsplätze halten und diese für den Aufschwung nutzen können. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben Verwaltungsratspräsident Felder gelehrt: «Krisen können auch eine Chance sein.»

In den nächsten Jahren fokussiert die SGV etwa darauf, den Anteil an fossilen Brennstoffen in der Schifffahrt zu reduzieren. Unter anderem soll dies gelingen, indem das älteste Schiff der Flotte, die legendäre «Rütli», im kommenden Winter auf einen Elektroantrieb umgerüstet wird. «Immer vorausgesetzt, dass die Batterien geliefert werden», erklärt SGV-Direktor Stefan Schulthess. Womit man bei einer der Herausforderungen angelangt wäre, mit denen die SGV kämpft: Lieferengpässe. Noch immer gebe es keine Auftragsbestätigung für die Batterien, die in der «Rütli» verbaut werden sollen.

«Dramatisch» sei weiter auch der Fachkräftemangel, so SGV-Direktor Schulthess. Auch die kritischen Stimmen gegenüber dem Tourismus seien eine Herausforderung. «Dass man keine Carhalteplätze mehr auf dem Inseli hat, hilft dem Tourismus sicher auch nicht», sagt Schulthess unmissverständlich.

SGV rechnet nicht damit, Rekordjahr zu wiederholen

Die SGV rechnet aufgrund der Herausforderungen auch nicht damit, das Rekordergebnis reproduzieren zu können. Optimistisch ist die SGV dennoch. Ein Resultat wie jenes der Jahre 2018 oder 2019 zu wiederholen, sei realistisch. Das derzeitige Regenwetter habe aber noch keinen negativen Einfluss auf die Geschäftszahlen. Grund dafür seien Touristen, die im Gegensatz zu hiesigen Kunden auch bei schlechtem Wetter zu den Fahrgästen zählen, wie Finanzchef Pascal Koch im Nachgang an die Pressekonferenz erklärt.

Auf dieses Jahr hin hat die SGV den Fahrplan wieder ausgebaut – etwa im Küssnachter Arm oder auf dem Alpnachersee. Längerfristig wolle man in der Schweiz und im nahen Ausland wachsen, etwa im Schiffsbau. Konkrete Projekte gebe es aber noch nicht. Das Kerngeschäft der SGV-Gruppe bleibe aber: die Schifffahrt, der Schiffbau und die Gastronomie.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an der Pressekonferenz der SGV
  • Geschäftsbericht 2022 der SGV
  • Medienmitteilung der SGV
  • Website von Josef Felder
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hans Hafen
    Hans Hafen, 16.05.2023, 14:45 Uhr

    Freue mich schon auf die E-Dampfschiffe.
    Die Dampferfreunde des Vierwaldstättersees werden dafür freilich gerne und in gewohnter Manier Millionenbeiträge zur Verfügung stellen und sich gar heftig für die Umrüstung mit Haut und Haar einsetzen.

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    • Profilfoto von Strahlen Kind
      Strahlen Kind, 17.05.2023, 08:51 Uhr

      Ein Nuklear-Antrieb wäre übrigens auch CO2-neutral.

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