Regierungsratswahl Luzern 2023

Sieben Verdiente, drei Junge und ein Wilder stehen zur Wahl

Eine Verjüngungskur tut Not: 58,2 Jahre beträgt das Durchschnittsalter des aktuellen Regierungsrats: Reto Wyss (57), Fabian Peter (46), Guido Graf (64), Marcel Schwerzmann (58) und Paul Winiker (66) (v.l.). (Bild: Philipp Schmidli)

Für den 2. April stellen sich elf Kandidierende für den Regierungsrat zur Wahl. Neben den Bisherigen Reto Wyss (Die Mitte) und Fabian Peter (FDP) kämpfen sieben Frauen und zwei Männer um Sitze.

Für die Regierungsratswahl in Luzern vom 2. April setzen die Parteien ein klares Zeichen. Es soll endlich eine Frau in den Regierungsrat des Kantons Luzern. Rein rechnerisch ist das schon mal garantiert: Weil nämlich sieben Kandidatinnen vier männlichen Kandidaten gegenüberstehen. Es könnte sogar noch besser kommen: Denn der vierte Mann, der in die Regierung will, ist parteilos und unbekannt. Ob der Immobilienunternehmer Jürgen Peter (61) die Frauenkandidaturen ernsthaft gefährden kann, ist mehr als zweifelhaft.

Regierungsratswahl Luzern: Favoritinnen sind gesetzt

Doch zuerst zum Wichtigsten: Wie angekündigt, kandidieren Reto Wyss (Die Mitte) und Fabian Peter (FDP). Sie haben sich bewährt, alles andere als eine Wiederwahl wäre eine Überraschung (zentralplus berichtete). Michaela Tschuor (Die Mitte) ist die Favoritin für den dritten Sitz (zentralplus berichtete).

Armin Hartmann (SVP) dürfte den SVP-Sitz von Paul Winiker erben. Sowohl Tschuor (zentralplus berichtete) als auch Hartmann (zentralplus berichtete) sind qualifiziert. Sie haben die nicht zu unterschätzenden Nominationsausmarchungen ihrer Parteien erfolgreich überstanden und dürfen nun entsprechend auf deren vollen Rückhalt zählen.

Der fünfte Sitz ist ein offenes Rennen zwischen Ylfete Fanaj (SP) (zentralplus berichtete) und Claudia Huser (GLP) (zentralplus berichtete), zuzüglich der möglichen Sprengkandidatin Christa Wenger (Grüne) (zentralplus berichtete). Der Wahlkampf der kommenden Wochen dürfte hier das Zünglein an der Waage spielen. Spannung ist garantiert.

Junge machen auf überalterte Regierung aufmerksam

Aber auch die Jungen drängen in die Regierung. Völlig zu Recht. Denn der aktuelle Regierungsrat des Kantons Luzern hat mehrere Mankos: Er ist nicht nur ausschliesslich männlich und bürgerlich, sondern auch überaltert. Fabian Peter ist in diesem Gremium mit seinen 46 Jahren der Jungspund. Was nicht sein darf.

Wer Fabian Peters Alter mit denen von Reto Wyss (57), Paul Winiker (SVP, 66), Marcel Schwerzmann (parteilos, 58) und Guido Graf (Die Mitte, 64) addiert und dann das Durchschnittsalter ausrechnet, kommt auf satte 58,2 Jahre.

Damit ist die Frage berechtigt: Will die Luzerner Bevölkerung, die im Durchschnitt knapp 42 Jahre alt ist, nur Personen in den Regierungsrat wählen, die im Amt pensioniert werden? Respektive: Wäre es nicht in aller Interesse, eine jüngere Regierungsrätin zu haben, die glaubhaft die Interessen der 25–40-Jährigen vertreten kann? Zumal in die Zukunft gerichtete Themen wie die Klima- oder die Energiefrage die jüngeren Generationen nicht nur besonders betrifft, sondern auch sehr betroffen macht.

Eine jüngere Magistratin wie zum Beispiel Laura Dittli (Die Mitte), die mit ihren 31 Jahren soeben ihr Amt im Zuger Regierungsrat aufgenommen hat, würde auch Luzern gut anstehen.

Junge Kandidatinnen unterstützen Frauenanliegen

Gar noch jünger sind Chiara Peyer (Junge Grüne, 22) (zentralplus berichtete), Andrea Kaufmann (Junge Mitte, 23) (zentralplus berichtete) und Zoé Stehlin (JUSOplus, 25) (zentralplus berichtete), die zur Regierungsratswahl in Luzern antreten. Die selbstbewussten jungen Frauen setzen aus Sicht der Jungparteien in zweifacher Hinsicht ein Zeichen: Die Stimmen der Jungen sollen im Kanton Luzern mehr Gehör finden.

Zudem unterstreichen sie mit ihrem reinen Frauenticket die Forderung nach einer gebührenden Frauenvertretung in der Luzerner Regierung. Ein Kanton, in dem, wenn auch ganz knapp im Kommabereich, über 50 Prozent der Bevölkerung weiblichen Geschlechts ist. Dass dieses Frauenbekenntnis auch den Mutterparteien und deren Kandidatinnen zugute kommt, liegt auf der Hand.

Zusammensetzung der Listen lässt tief blicken

Neben den elf Kandidaturen sind 23 Listen eingereicht worden. An diesen Listen lässt sich ablesen, wer sich von den Kandidierenden wozu bekennt. Wobei auch Widersprüchliches herauszulesen ist. Allerdings: Es ist nicht verboten, dass sich die Kandidatinnen aus wahltaktischen Gründen mit mehreren, nicht unbedingt kongruenten Inhalten solidarisieren. Zunächst: Armin Hartmann (SVP), Claudia Huser (GLP), Fabian Peter (FDP) sowie der wilde Kandidat Jürgen Peter (parteilos) treten mit einer Einzelliste an. Die übrigen tun es nicht.

Indem Fabian Peter zusätzlich als Einzelner auf einer Liste «Junge FDP» firmiert, nutzt er den Steilpass, den er als Küken des aktuellen Regierungsrates hat. Mehr schlecht als recht kann er damit allerdings verbergen, dass der Junge Freisinn keine Kandidatin ins Rennen schickt.

Bemerkenswert ist die Liste «Für Konkordanz»: Darauf stehen Ylfete Fanaj, Armin Hartmann, Fabian Peter, Michaela Tschuor und Reto Wyss. Was hat das zu bedeuten? Dass sich die aufgeführten Männer nach acht Jahren wieder die SP im Regierungsrat zurückwünschen? Eine spannende Frage.

Im Widerspruch dazu steht die «‹KMU-geprüft›-Wirtschaftsliste», die selbstredend ohne die SP-Vertreterin Fanaj auskommt. Wie auch immer: Die insgesamt 23 Listen sind in gewisser Weise ein Bekenntnis. In diesen Feldern sehen die Parteien und Kandidierenden die politischen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahlen.

Die Widersprüchlichkeiten in der Zusammensetzung der Listen sind mehr als nur taktisches Geplänkel: Es wird spekuliert, es wird über sie geredet – das mobilisiert.

Das ist der wilde Kandidat Jürgen Peter

Damit bleibt die Frage übrig: Wer ist dieser wilde Kandidat Jürgen Peter (parteilos), der sich ebenfalls bei der Regierungsratswahl Luzern aufstellt? Der geborene Deutsche lebt seit zwölf Jahren in der Schweiz und ist in der Stadt Luzern wohnhaft. Seit Oktober letzten Jahres sind er und seine Frau eingebürgert und besitzen den Schweizer Pass.

«Ich habe realisiert, dass Soziales und Familie in der SVP kein vordringliches Thema sind – das war mir viel zu eng.»

Jürgen Peter, parteiloser Regierungsratskandidat

Politisch war er bisher in bescheidenem Masse aktiv: Von 2011 bis 2018 war er Mitglied der SVP der Stadt Luzern, die letzten beiden Jahre davon amtete er als Kassier. Für seinen Austritt aus der SVP nennt er einen klaren Grund: «Ich habe realisiert, dass Soziales und Familie in der SVP kein vordringliches Thema sind – das war mir viel zu eng», sagt er.

Jürgen Peter hat ein eigenes Programm mit durchaus originellen Ideen erstellt. Doch ist dieses nirgends publik. Eine Website zu seiner Person und seinen Zielen fehlt bis anhin. Dieses Must für Kandidaturen müsste er noch dringend nachholen. Eine ernsthafte Konkurrenz für die übrigen Kandidierenden, die alle über einen politischen Leistungsausweis wie auch breite Unterstützung verfügen, wird er nicht sein.

Verwendete Quellen
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