Verantwortliche tragen es mit Fassung

Kein WEF auf dem Bürgenstock – das sind die Reaktionen aus Luzern

Traum geplatzt: Das WEF findet 2021 nicht auf dem Bürgenstock statt. (Bild: (Bild: Emanuel Ammon/AURA))

Für die einen bleibt das WEF auf dem Bürgenstock ein Traum – für andere ist die Verschiebung nach Singapur eher ein verhinderter Albtraum. Klar ist: Das WEF lässt kaum jemanden kalt, auch wenn es nun nicht in der Region stattfindet.

«Der Traum vom WEF 2021 Bürgenstock findet coronabedingt ein jähes Ende», bedauern die Kantone Nidwalden, Luzern, die Stadt Luzern, die Gemeinde Stansstad und das World Economic Forum in einer gemeinsamen Mitteilung.

Man habe sich stets bemüht, das Treffen in der Schweiz durchführen zu können. Doch die Corona-Situation lasse das nun nicht zu. «Leider ist die Situation allgemein in Europa sehr kompliziert und schwierig und daher wurde Singapur als Ort für das nächste physische Treffen ausgewählt.»

Enttäuscht, aber verständnisvoll zeigen sich die an der Organisation beteiligten Behörden. Stellvertretend der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli: «Es fanden in den letzten Wochen intensive und vertrauensbildende Gespräche mit Vertretern des WEF statt. Der Entscheid ist zwar bedauerlich, aber nachvollziehbar.» Reto Wyss, Präsident der Kantonsregierung, bestätigt auf Anfrage, dass der Austausch mit den Vertretern des WEF gut war, und er betont, dass der finanzielle Aufwand für getätigte Abklärungen «sehr überschaubar» geblieben sei. «Es wurden vor allem Arbeitsstunden, hauptsächlich bei der Polizei, zur Klärung von Sicherheitsfragen geleistet», so Wyss.

Zentralschweizer werden nach Singapur eingeladen

Die krisengeschüttelte Hotellerie in der Stadt Luzern hatte sich besonders auf die zusätzlichen Übernachtungen gefreut. Das wissen auch die Organisatoren des Events. «Es ist dem Weltwirtschaftsforum bewusst, dass viele Zentralschweizer Unternehmen – und Schweizer Unternehmen allgemein – sich momentan in einer sehr schwierigen Situation befinden», lässt sich Alois Zwinggi, Managing Director des Weltwirtschaftsforums zitieren. Die nun getroffene Entscheidung sei für sie deshalb «von grosser Bedeutung».

Ein Trostpflaster lässt Zwinggi den Zentralschweizern doch noch: So habe sich der Bürgenstock als idealer Austragungsort für internationale Treffen erwiesen. «Basierend auf der sehr positiven Zusammenarbeit, werden wir den Standort Luzern-Bürgenstock für Anlässe in naher Zukunft in Betracht ziehen», verspricht er. Auch würde man sich beim WEF freuen, eine Delegation aus der Zentralschweiz in Singapur begrüssen zu dürfen.

Hotels trauern um den «Boom», das KKL nimmt's sportlich

Beim KKL, wo verschiedene Workshops in der Stadt Luzern hätten stattfinden sollen, nimmt man es sportlich: «Das WEF auf dem Bürgenstock stand immer auf wackeligen Beinen. Deshalb haben wir bei der Planung auch nicht fix darauf gesetzt», sagt die Medienverantwortliche Corinne Schneebeli. Folglich seien bisher auch keine übermässigen Ressourcen dafür eingesetzt worden. Zudem habe man keine Absagen für bestehende Buchungen in diesem Zeitraum hinnehmen müssen.

Auch bei den Luzerner Hotels versucht man den Ball flach zu halten: «Überrascht sind wir nicht von der Absage. Wir sind aber natürlich enttäuscht», schreibt Conrad Meier, Präsident von Luzern Hotels auf Anfrage. Denn wirtschaftlich wie auch touristisch hätte der Anlass der Branche einen «unheimlichen Boom» gegeben und man hätte endlich wieder einen «Planungslichtblick» während der Corona-Krise gehabt.

«Der bisher geleistete Aufwand war für den Grossteil der Hotels überschaubar», hält auch Meier fest. Der finanzielle Schaden könne aber noch nicht abgeschätzt werden, da man noch nicht wisse, was bis Ende Mai alles passiere. «Wäre das WEF kurz vor dem Anlass abgesagt worden, wäre der Schaden viel grösser. Wir hoffen weiterhin, dass bald eine weltweite Covid19-Lösung gefunden wird und die Mit-Covid19-Normalität einkehrt und wir damit leben können», blickt Meier in die Zukunft.

SP: «Geld hätte effektiver eingesetzt werden können»

Für die SP der Stadt Luzern, die dem WEF schon vom Parteiheft her eher kritisch gegenüber steht, kommt die Absage nicht unerwartet. Simone Brunner, Co-Präsidentin der SP Stadt Luzern: «Wir haben bereits bei der Ankündigung die Frage gestellt, ob es sinnvoll ist, das WEF, vor dem Hintergrund der steigenden Fallzahlen, in Luzern durchzuführen. Die Kritik am Anlass selbst bleibt, ob dieser nun in Luzern oder in Singapur stattfindet.»

Dass bereits die Vorbereitung des Anlasses Ressourcen verschlungen hat, die nun verpuffen, zeugt laut Brunner von wenig Weitsicht. «Es wurde hier voreilig Geld ausgegeben, obwohl klar war, dass eine Absage oder Verschiebung ein sehr realistisches Szenario war. Geld und Arbeitsstunden würden nun wirkungslos versanden und hätten in Zeiten der Krise weit effektiver eingesetzt werden können: nämlich für unsere Luzerner Bevölkerung.»

Brunners Parteikollege David Roth ergänzt: «Den Hotels und der Gastronomie hätte ich die Umsätze sehr gegönnt. Für uns andere bedeutet es wohl aber, dass wir nun einen Mai mit deutlich weniger Einschränkungen erleben werden.» Der Sicherheitsapparat für das WEF wäre riesig gewesen und hätte die Luzernerinnen und Luzerner stark eingeschränkt.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von M.M.
    M.M., 07.12.2020, 21:31 Uhr

    Ja dass das KKL so reagiert ist nicht verwunderlich, schliesslich simd sind sie auch am Mitarbeitende entlassen.. Und die SP soll mir mal erklären wie sie, ausser politischen Gründen, gegen eim WEF während Corona sein kann. Die Hotellerie ist schliesslich eine Niedriglohnbranche und ihre Zielgruppe… Argumente wie Sicherheitskosten zählen da nichts, somal mehr Einkommen = mehr Steuern…

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 07.12.2020, 19:33 Uhr

    Eine sehr gute Nachricht für die Luzerner SteuerzahlerInnen! Das stinkreiche WEF wird seine Sicherheitskosten nicht auf uns überwälzen.

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