Neue Studie zeigt Wertschöpfung

Der Tourismus soll in Luzern wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen

Hoben die Wichtigkeit des Tourismus für die Region hervor: Stadträtin Franziska Bitzi, Luzern-Tourismus-Präsident Martin Bütikofer und Regierungsrat Fabian Peter. (Bild: bic)

In der Stadt Luzern hängt jeder achte Arbeitsplatz vom Tourismus ab. Dies zeigt eine am Freitag veröffentlichte Studie. Für die Verantwortlichen ist deshalb klar, dass die Wertschöpfung des Topjahres 2019 rasch wieder erreicht werden soll. Inwiefern das mit neuen Ideen gelingt, ob die Bevölkerung mitmacht und ob es dereinst vielleicht doch zu Anpassungen kommt, muss sich aber zeigen.

Dass der Tourismus für die Stadt und Region seit Jahrzehnten fundamental zur wirtschaftlichen Wertschöpfung beiträgt, ist mehr oder weniger unbestritten. Darum erscheint er für verschiedene Kreise schon fast sakrosankt, sorgt mittlerweile aber in der Öffentlichkeit für einige Diskussionen.

Dass man nach dem Corona-Schock folglich gerne wieder auf das Niveau des Topjahres 2019 zurückkehren möchte, liessen die Verantwortlichen aus Politik und Tourismus am Montagnachmittag an einer Medienorientierung durchblicken. Anlass war die Präsentation einer Studie der Firma BAK Economics, welche die Wichtigkeit des Tourismus für die Wirtschaft in unserer Region aufzeigt und darlegt, welche Auswirkungen die Pandemie hatte.

Jeder achte Arbeitsplatz im Tourismus

Laut der Untersuchung betrug die direkte Wertschöpfung des Tourismus im Kanton Luzern im Jahr vor Corona 1,03 Milliarden Franken und die Branche generierte 12'500 Arbeitsplätze. Rechnet man auch die indirekte Wertschöpfung dazu, betrug sie 2019 sogar rund 1,32 Milliarden Franken.

Auf die Stadt Luzern entfielen dabei 722 Millionen, was 7,1 Prozent der Wirtschaftsleistung der Stadt entspricht, wie Stadträtin und Finanzdirektorin Franziska Bitzi (CVP) erläuterte. Gemäss Studie ist der Tourismus indirekt für jeden achten Arbeitsplatz in der Leuchtenstadt verantwortlich. Indirekte Arbeitsplätze entstehen zum Beispiel bei einer Sicherheitsfirma, die ein Museum bewacht oder beim Energieversorger, der ein Hotel mit Strom beliefert. Weiter geben die Mitarbeiter touristischer Betriebe einen Teil ihres Lohns wieder in der Region aus. Dies alles wird in die Gesamtwertschöpfung eingerechnet.

Und Michael Grass von BAK Economics und somit mitverantwortlich für die Studie betonte, dass der Tourismus als Branche vielen Menschen eine Arbeit bieten könne, für die es andernorts allenfalls schwierig werden könnte. Zum Beispiel, weil sie Teilzeit arbeiten müssen oder geringe Qualifikationen mitbringen.

Anteil der touristischen Teilbereiche an der Wertschöpfung und Anteil direkter mit dem Tourismus verbundener Arbeitsplätze im Jahr 2019. (Quelle: BAK Economics)

Grösster «Arbeitgeber» des Kantons

«Würde man die Tourismusbranche als einzelne Firma betrachten, wäre sie die grösste Arbeitgeberin im Kanton Luzern», hob Martin Bütikofer, Präsident von Luzern Tourismus, deshalb hervor. Und Regierungsrat und Wirtschaftsdirektor Fabian Peter (FDP) betonte, dass die Ergebnisse der Wertschöpfungsstudie in den Prozess zur Weiterentwicklung des hiesigen Tourismus einfliessen würden.

Dabei gehe es darum, den Tourismus neu zu denken sowie widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen, zumal sich 34 Prozent der Tourismusarbeitsplätze in den ländlichen Gebieten befänden. «Corona hat nämlich gezeigt, wo die Schwachpunkte der Destination Luzern liegen. Gerade bei den fernen Märkten, die in einer Krise am wenigsten funktionieren», so Peter.

Kommt die Erholung bereits 2023?

«Die Pandemie war die grösste Krise des Luzerner Tourismus seit dem 2. Weltkrieg», sagte Tourismuspräsident Bütikofer mit Blick auf das vergangene Jahr. Oder in Zahlen ausgedrückt: Die Logiernächte brachen um 65 Prozent ein. Während die Tagesausgaben der Gäste in der Stadt 2019 noch insgesamt 280 Millionen betrugen, gingen sie während Corona auf 73 Millionen zurück.

«Der Anreiz, die Zahlen von 2019 wieder zu erreichen, ist sicher richtig.»

Fabian Peter, Regierungsrat

Bütikofer rechnet allerdings damit, dass in Luzern bereits 2023 eine Erholung des Tourismus zwischen 80 und 90 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2019 eintritt. Damit wagte er eine vergleichsweise optimistische Prognose. Denn Experten sprachen bereits von Szenarien, in welchen die Erholung bis 2026 auf sich warten lassen könnte (zentralplus berichtete). Bütikofer ergänzte, dass man beim Restart zuerst auf das umliegende Ausland setzen will. Auch, weil gerade China langfristig versucht sei, seine ferienhungrigen Bürgerinnen mit eigenen Angeboten im Land zu behalten.

Auch die Politik setzt auf eine Erholung

Was bedeutet es also, sollte der Tourismus nicht in dem Mass zurückkehren, wie man sich das momentan erhofft, und welche Alternativen gibt es, sollte zum Beispiel das Volk betreffend eine Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau nicht mitmachen?

Sowohl Fabian Peter als auch Franziska Bitzi zeigten sich, zumindest was die mittelfristige Entwicklung angeht, optimistisch. «Solche Prozesse sind schleichend und die Absolventinnen und Absolventen der Hotelfachschule sind beispielsweise sehr vielseitig und somit bei verschiedenen KMU auf dem Markt tätig. Es sind Leute, die vom Naturell her innovativ sind. Sie können also generell im Dienstleistungssektor tätig sein», so Bitzis Antwort.

Dennoch bestehe natürlich die Hoffnung auf eine Erholung. Jedoch immer vor dem Hintergrund der Diskussion, ob die Gruppen, die bei vielen Leuten ein Gefühl der Enge verursacht hätten, noch das Richtige sind und wie viel Wachstum im Vergleich zum Topjahr 2019 überhaupt noch anzustreben sei.

Was sind die Alternativen zum Tourismus?

Und aus Sicht des Kantons erklärte Wirtschaftsdirektor Fabian Peter, dass er davon ausgehe, dass sich der Tourismus nur schon dahingehend verändern werde, dass der Flugverkehr in naher Zukunft nicht mehr die ganz die gleichen Dimensionen erreichen wird wie vor Corona. «Der Anreiz, die Zahlen von 2019 wieder zu erreichen, ist sicher richtig. Doch die Art, wie wir das schaffen, wird sich verändern. Sprich Individual-, Kongress- oder Erlebnistourismus», so Peter.

Wie es weitergeht, sollte die bisherige Wertschöpfung hingegen nicht erreicht werden, wisse er aktuell aber noch nicht. «Dies würde in die politische Gesamtwirtschaftsstrategie einfliessen und bedeuten, dass wir wohl verstärkt auf Start-ups und Innovation setzen müssten», analysierte Peter. Oder anders gesagt: Luzern müsste Schritte dahingehend unternehmen, dass die regionale Wirtschaft breiter aufgestellt wird. Etwas, das in den vergangenen Jahrzehnten sowohl lokalpolitisch wie auch aufgrund globaler Entwicklungen nur bedingt nötig war.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 05.05.2021, 09:57 Uhr

    Es kann gut sein, dass der Tourismus der grösste Arbeitgeber der Stadt wäre, wie dies Herr Bütikofer sagt. Was Herr Bütikofer aber wissentlich nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass dieser «Arbeitgeber» alles andere als innovativ ist und aus der aktuellen Situation rein gar nichts gelernt hat. Sehe ich mir die Dok auf dem Schweizer Fernsehen an, sehe ich einen Luzerner Unternehmer, welcher komplett überfordert und dem «Heulen» nah, durch seine Läden streift. Das hat mit modernen Unternehmertum rein gar nichts mehr zu tun und steht für exemplarisch dafür, dass die Tourismusbranche überfordert und ideenlos ist. Wie es @Stadt Luzerner richtig schreibt, braucht es jetzt eine dauerhafte Veränderung. Es kann und darf nicht sein, dass nach der Pandemie weiterhin der Billigtourismus carweise durch Luzern geschleust wird, damit der oben erwähnte Unternehmer seinen in Asien produzierten Kitsch verkaufen kann. Dieser Tourismus hat in Luzern gerade mal vier Personen steinreich gemacht. Auch diese Tatsache wird von Luzern Tourimus und Herr Bütikofer nicht erwähnt.

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  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 03.05.2021, 21:49 Uhr

    Es wäre der grösste Fehler, den die Stadt Luzern machen kann, wenn ihr Ziel im Bereich Tourismus wieder das Vor-Corona-Niveau ist. Ausser die paar Touristen-Läden am Grendel, auf welche die Luzerner sehr gut verzichten können, vermisst wohl niemand die Bustouristen in Luzern! Nutzt die Chance «Corona» für eine dauerhafte Veränderung. Im Jahr 2021 kann es wirklich nicht mehr das Ziel sein, Carweise Asiaten nach Luzern zu schleusen, nur um denen billigen Kitsch zu verkaufen, welcher eh in Fernost hergestellt wird und nur paar einzelne Ladenbesitzer unfassbar reich machen. Sowas darf nicht mehr in die heutige Zeit passen.

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    • Profilfoto von Indi Vidu Altourismus
      Indi Vidu Altourismus, 04.05.2021, 08:22 Uhr

      In der Tat, Luzern ist einfach viel zu klein für Hordentourismus

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 04.05.2021, 11:27 Uhr

      Bravo, Ihrem Kommentar ist nichts mehr hinzuzufügen.

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