Unsicherheit bei der Wirtschaft nach Abstimmung

Ziehen die Zuger Firmen nun wirklich weg?

Kaum wird die USR III vom Volk abgeschmettert, macht sich Unsicherheit breit bei den hiesigen Unternehmen. Ist sie so gross, dass man den Sitz gleich ins Ausland verlegen wird?

(Bild: fotolia.de)

Viel war im Vorfeld der Abstimmung zur USR III die Rede, dass bei einem Nein mit dem Wegzug global tätiger Unternehmen zu rechnen sei. Wie ist denn nun die Stimmung bei Glencore und Co.? Zwar sind die Tickets für die Cayman Islands noch nicht gebucht. Doch die Spannung ist in Zug zu spüren.

Die USR III ist am Sonntag vom Stimmvolk klar abgelehnt worden. Eine Niederlage für die Wirtschaft, insbesondere in Zug. Finanzdirektor Heinz Tännler zeigte sich am Sonntag konsterniert: «Dieser Tag hinterlässt ganz viele Fragezeichen.»

Roche äussert sich bedeckt

Nun, da nimmt es uns schon wunder, wie denn die Stimmung bei den Zuger Firmen am Tag danach ist. Sind sie verunsichert? Total entspannt? Oder haben Johnson & Johnson und Co. bereits die Koffer gepackt und warten am Flughafen auf den Flieger auf die Cayman Islands?

Roche speist die Medien mit einer vorgefertigten, knappen Meldung ab: «Das Abstimmungsergebnis hat keine unmittelbaren Auswirkungen für Roche. Allerdings ist eine international wettbewerbsfähige Steuersituation mit hoher Planungssicherheit ein wesentlicher Faktor zur Wahrung eines attraktiven Wirtschaftsstandortes Schweiz.»

«Kein Kommentar» seitens der Glencore

Zur Frage, ob Roche demnach verunsichert sei aufgrund des Abstimmungsresultats, will die Mediensprecherin nichts sagen.

Ebenfalls sehr vage äussert man sich bei der Mars Schweiz AG. «Mit Interesse haben wir den gestrigen Entscheid zur USR III zur Kenntnis genommen und werden die weiteren Entwicklungen in diesem Bereich beobachten.» Noch knapper fällt die Antwort des Rohstoff-Multis Glencore aus: «Kein Kommentar», erklärt man uns dort. Der Mediensprecher scheint etwas überrumpelt zu sein von der Anfrage.

«Das Resultat schürt Unsicherheiten, und das ist Gift für alle Investoren und Unternehmer.»

Daniel Keist, Finanzchef der Metall Zug Gruppe

Auskunftsfreudiger ist man bei der Metall Zug Gruppe. Finanzchef Daniel Keist erklärt, dass dieses Resultat zwar vorerst keine direkten Auswirkungen auf das Unternehmen habe. Dennoch gibt er zu bedenken: «Politisch und wirtschaftlich gesehen ist das Resultat unglücklich für alle Unternehmen. Es schürt Unsicherheiten, und das ist Gift für alle Investoren und Unternehmer.» Seines Erachtens ist dies die gravierendste Folge des Abstimmungsresultats. «Denn wir wissen nun nicht, ob und wann eine neue Revision kommt und was die Reaktionen vom Ausland sein werden. Das schadet den Unternehmen in Zug», so Keist weiter.

Unsicherheiten sind entstanden

Für die Metall Zug Gruppe stelle sich die Frage nach einem möglichen Wegzug jedoch nicht. Die Firma hat in den letzten Jahren grosse Investitionen getätigt um den Standort Zug zu stärken (zentralplus berichtete). Keist sagt: «Viel eher sehe ich die Problematik bei ausländischen Finanzgesellschaften, die sich überlegen, hierherzukommen.»

Bedauernd nimmt auch die Siemens das Resultat vom Sonntag zur Kenntnis. Wie auch der Metall Zug Gruppe bereite der Siemens vor allem die nun bestehende Unsicherheit bezüglich der künftigen Ausgestaltung der Unternehmenssteuern Sorgen. Benno Estermann, Kommunikationsleiter der Siemens Schweiz AG erklärt: «Es ist ja nach wie vor unbestritten, dass die international nicht mehr akzeptierten Privilegien für sonderbesteuerte Unternehmen abgeschafft werden müssen.» Deshalb sei die Reform dringend nötig, damit der Standort Schweiz gestärkt werde und wettbewerbsfähig bleibe. Die Siemens hofft deshalb auf eine schnelle Anpassung.

Packt Johnson&Johnson nun ihre Siebensachen?

Auch der Konzern Johnson&Johnson ist nicht entzückt über das Resultat vom Sonntag. «Wir haben keine Freude daran. Denn für uns hat das Resultat durchaus eine Bedeutung, zwar nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig», erklärt Mediensprecher Thomas Moser. «Die Unternehmenssteuerreform wäre wichtig gewesen für unsere Planungssicherheit, und diese haben wir nun nicht.»

Ja, läuft der Kanton Zug denn nun Gefahr, dass der internationale Konzern seine Siebensachen packt und in steuergünstigere Gefilde abwandert? «Nein, das haben wir nie zum Ausdruck gebracht. Natürlich sind Steuern ein Faktor, und es ist schwierig, dass wir keine Planungssicherheit haben. Dennoch möchte ich betonen, dass wir nicht gleich unser Business abziehen aus der Schweiz. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir hierzulande verschiedene Standorte haben, an denen wir unter anderem auch produzieren», so Johnson&Johnson-Sprecher Moser.

«Wenn der Schweizer Souverän das anders sieht, ist das auch ein Statement.»

Dominik Slappnig, Sika-Sprecher

Sika-Sprecher Dominik Slappnig denkt nicht, dass Sika durch das Nein des Stimmvolkes Schwierigkeiten drohen. «Das ist ein demokratischer Prozess und den gilt es zu akzeptieren. Nun ist es an Bern, eine neue, tragbare Lösung zu finden», so Slappnig. «Für einen internationalen Konzern wie Sika, der in rund 100 Ländern aktiv ist, bedeutet der Umstand, dass die Schweiz die internationalen Regeln eventuell zu spät befolgen kann, dass es punktuell zu Nachteilen kommen könnte.»

Abschliessend lässt sich sagen: Eine gewisse Verunsicherung ist bei den meisten Unternehmen spürbar. Dennoch scheint die grosse Panik, jedenfalls bei den befragten Firmen, vorerst auszubleiben. Womöglich auch deshalb, weil sich das bedeutungsvolle Nein der Bevölkerung bereits seit einigen Wochen abzeichnete und sich die Unternehmen bereits mit dem Gedanken an eine vorläufig unsichere Zukunft arrangieren konnten.

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