Einwanderung bleibt hoch – auch aus der Schweiz

Gehören auch Sie dazu? Zuger Einkommen wuchsen in 10 Jahren um 21 Prozent

Crypto-Valley Zug: Bahnt sich von hier eine Revolution auf dem globalen Finanzmarkt an?

(Bild: zvg)

Die Credit Suisse räumt Zug die höchste Standortqualität aller Schweizer Kantone ein und rechnet damit, dass das so bleibt. Sie hat auch untersucht, wo sich schlaue Zuger mit Vorteil niederlassen. Und wie sich der Lohn der Durchschnittszuger entwickelt hat.

Das Beste gleich zum Anfang: «Im Zugerland lässt sich weiterhin privilegiert leben», sagt Roger Suter von der Credit Suisse. Die Bank hat eine Studie zum Wirtschaftsraum Zug verfasst, in der sie Chancen und Gefahren untersucht, die Qualität des Standorts bewertet und die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform III beleuchtet, über die praktischerweise gleich am 12. Februar an der Urne abgestimmt wird.

Es ist Mittwoch, der Morgen ist grau und auch Roger Suter, der Leiter der CS-Marktregion Zentralschweiz, sieht erste «Nebelschwaden» über Zug heraufziehen. Im Fall einer Annahme der Unternehmenssteuerreform III schwinde der «komfortable Steuervorsprung», warnt er, «Konkurrenzkantone lauern bereits». Es klingt nach einem Wettrennen, Suter wie ein Sportreporter oder ein Kriegsberichterstatter.

(Bild: Credit Suisse Economic Research)

Das stetige Senken von Unternehmenssteuern ist kein Spiel, sondern ein Trend und zudem ein internationaler, macht Jan Schüpbach von Credit Suisse Economic Research klar. Und Steuern sind ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Standortfaktor, wie zentralplus berichtete.

Nur die Zürcher City ist noch besser

Glücklicherweise liegt der Kanton Zug in diesen Wettbewerben mit an der Spitze und wird von der Credit Suisse auch als Kanton mit der besten Standortqualität ausgezeichnet. Aufgeteilt nach Mikroregionen sieht’s ebenfalls sehr annehmbar aus: Die Region Lorzenebene-Ennetsee belegt im schweizweiten Vergleich nach der Stadt Zürich den zweiten Platz, die Zuger Berggemeinden sind auf Platz 9 gelandet.

(Bild: Credit Suisse Economic Research)

Auch im Jahr 2020 wird der Kanton Zug der Schweizer Top-Standort sein, glaubt die Credit Suisse. Noch ein Blick auf die angestrebten Gewinnsteuersätze nach Annahme der USR III geworfen: Aha, wir liegen gleichauf mit Irland – sind also international weiter ganz hervorragend im Rennen.

20 Prozent mehr Einkommen

Die Studie enthält zahlreiche interessante Details. Zum Beispiel: «Das durchschnittliche Reineinkommen pro Steuerpflichtigen im Kanton Zug wuchs von 2003 bis 2013 um gut 21 Prozent.» Nun, falls Ihr Reineinkommen in dieser Periode nicht um ein Fünftel gestiegen ist, liebe Leserin, lieber Leser, dann können Sie sich zumindest darüber freuen, dass der Kanton Zug in den letzten Jahren viele neue wohlhabende Steuerzahler angezogen hat, die zu dieser Zahl geführt haben.

(Bild: Credit Suisse Economic Research)

Überhaupt Migration: Während Jahren schrumpfte die Schweizer Bevölkerung im Kanton Zug, während Ausländer die wegziehenden Schweizer ersetzten und sogar zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg beitrugen. Dieser Trend ist nun gebrochen, wie die CS-Studie zeigt: Seit zwei Jahren ist auch der Wanderungssaldo aus anderen Kantonen wieder positiv, die Einwanderung aus dem Ausland bleibt aber auf hohem Niveau.

Schlaue wohnen in Menzingen oder Neuheim

Viele dieser Neuzuzüger seien eher wohlhabend oder gut verdienend, vermutet Jan Schüpbach mit Blick auf die gestiegenen Steuereinnahmen. Klar, die Immobilienpreise im Kanton sind ja auch hoch. In der Medienmitteilung schreibt die Bank, die sorgsam eine politische Stellungnahme zu vermeiden sucht: «Eine stärkere Durchmischung der Bevölkerung bleibt eine Herausforderung.»

(Bild: Credit Suisse Economic Research)

Wo man sich als Otto Normalverdiener am gescheitesten im Kanton Zug ansiedelt, kann man ebenfalls aus der Studie ablesen: Die CS-Wissenschafter haben untersucht, wie viel Kinderbetreuung, Steuern, Pendeln, das Haus, die Miete und das Leben allgemein kosten, und daraus einen Indikator für das frei verfügbare Einkommen geformt. Nach ihrer Rechnung bleibt jenen Leuten das meiste Geld im Sack, die sich in den Gemeinden Menzingen und Neuheim ansiedeln. Cham, Steinhausen und Risch sind auch noch gut. Zug und Walchwil definitiv nicht, das sind kostspielige Pflaster.

Branchenmix taugt für die Zukunft

Viel von der positiven Wertung des Wirtschaftsstandorts Zug und seiner Zukunftsaussichten hat auch mit dem Branchenmix zu tun, den die Credit Suisse im Kanton Zug vorfindet.

Strukturelle Risiken ortet die Studie beim Detailhandel, der Gastronomie und den Banken. Nun ist der Kanton Zug weder für seine übergrosse Beizenvielfalt noch für übermässige Dichte an Supermärkten bekannt und auch bei den Banken ist die Anzahl der Automaten um ein Vielfaches höher als die der bedienten Filialen. Glück gehabt.

Das Zukunftspotenzial der verwandten und spezialisierten Bereiche der Finanzindustrie, in denen Zug stark ist – bei Wirtschaftsprüfern, Wirtschaftsanwälten, Unternehmensberatern, Brokern und Maklern –, wird von den CS-Forschern als gut beurteilt. Knapp mehr Chancen als Risiken gesteht man der wichtigen Elektronikindustrie und dem dominanten Grosshandel zu – Pharma, Rohwaren und anderes.

Technologiebranche beflügelt die Fantasie

Am meisten zu entzücken vermögen die Forscher um Jan Schüpbach die «Impulse aus dem Crypto Valley». «Die IT-Arbeitsplatzdichte ist im Kanton Zug am höchsten schweizweit», sagt er und erwähnt als Beispiel eines Unternehmens mit grossen Chancen den Finanzdienstleister Monetas, der auf Bitcoin-Technologie setzt. Wegen der Rolle von Zug als Vorreiter für digitale Währungen und Verschlüsselungstechnik fragen die CS-Forscher in ihrer Präsentation sogar: «Zug: Das Finanzzentrum der Zukunft?»

«Im Kanton Zug werden überdurchschnittlich viele Patente für Erfindungen angemeldet.»

Jan Schüpbach, Credit Suisse Economic Research

Auch die neuen Steuerbegünstigungen, welche die Unternehmenssteuerreform III vorsieht und die der Kanton Zug im grösstmöglichen Umfang gewähren will, kommen der Technologiebranche – aber natürlich auch der Elektronikindustrie oder der Pharmabranche – zugute. «Im Kanton Zug werden verhältnismässig viele Patente für Erfindungen angemeldet», weiss Studienleiter Jan Schüpbach. Weswegen er und Roger Suter insgesamt weitere Firmenzuzüge für möglich halten. Der Wintermorgen ist immer noch grau, aber im Sitzungszimmer der Credit Suisse an der Bahnhofstrasse in Zug herrschen mittlerweile beste Aussichten für eine strahlende Zukunft.

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