Verkehrsbetriebe Luzern stecken fest

VBL sagt: öV ist zu teuer

War 2015 etwas weniger gefragt: ein Doppelgelenk-Trolleybus der VBL auf der Seebrücke.

(Bild: PD)

2015 war ein durchzogenes Jahr für die VBL: Obwohl immer mehr Leute hier wohnen, stagniert die Passagierzahl, in der Innenstadt nimmt sie sogar ab. Schuld seien zu hohe Billettpreise, glaubt die VBL, für kurze Strecken sei die Schmerzgrenze erreicht. Was tun? Der VBL sind die Hände gebunden.

Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) haben eigentlich ein ganz ordentliches Jahr hinter sich: Gewinn gehalten und leicht mehr Passagiere verbucht (zentralplus berichtete). 46,3 Millionen Fahrgäste fuhren 2015 mit der VBL (2014: 46,2 Millionen) – der Gewinn beträgt unverändert 1,1 Millionen Franken.

Aber: Die VBL schreibt im Geschäftsbericht von einer «stagnierenden Entwicklung». Man merkt, dass sich die zur Stadt Luzern gehörende AG mehr erhofft hat. Enttäuschung schwingt mit. So würde das zwar VBL-Mediensprecher Christian Bertschi nicht unterschreiben, aber er sagt: «Aufgrund der Prognose der kantonalen Planungsstellen hatten wir mehr erwartet.»

«Der Markt akzeptiert Preiserhöhungen im ÖV offenbar nicht mehr.»

René Peter, VBL-Finanzchef

Mehr also als die mickrige Zunahme um 0,2 Prozent Fahrgäste. Bei den Trolleybussen – also auf den innerstädtischen Linien – gab es sogar eine Abnahme um 0,7 Prozent. Dies in einer Zeit, in der Stadt und Kanton wachsen. Bertschi sagt: «Der Kanton Luzern rechnet in den nächsten 15 Jahren mit einer Zunahme im öffentlichen Verkehr um 40 Prozent. Davon merken wir noch nichts.»

Konkurrenz durch Velos?

Mögliche Gründe für die stagnierende Entwicklung liefert die VBL gleich mit:

  • 2015 gab es einen überdurchschnittlich schönen und langen Sommer, die Bevölkerung war in der Stadt mehr zu Fuss und mit dem Velo unterwegs.
  • Der öV verliert an Attraktivität, weil er oft im Stau stecken bleibt. Auf kurzen Strecken spürt die VBL die Konkurrenz durch Velos und E-Bikes.
  • Steigende Fahrpreise: 2.50 Franken für eine Kurzstrecke, 3 Franken mit Halbtax, 4 Franken ohne für eine normale Fahrt – das ist für viele Leute zu viel.

René Peter, Leiter VBL-Finanzen, findet im Geschäftsbericht deutliche Worte: «Es stellt sich neben der schlechten Zuverlässigkeit auf vielen Linien aufgrund der Verkehrssituation in den Spitzenzeiten die Frage, ob die Preisobergrenze für die Nutzung des öV im Nahverkehr erreicht ist (zu teure Kurzstrecken und 1-Zonen-Billette).»

«In einer Zeit, in der die Teuerung null oder sogar negativ ist, akzeptiert der Markt Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr offenbar nicht mehr», so René Peter weiter. Im Dezember 2014 gab es letztmals eine Preiserhöhung (im Schnitt um 2,6 Prozent) – einen höheren Gewinn verbuchte die VBL deswegen aber nicht: Dieser liegt unverändert bei 1,1 Millionen Franken, auch hier hätte die VBL mehr erwartet.

Christian Bertschi ergänzt: «Auf Kurzstrecken gibt es viel mehr Alternativen zum öV als auf Langstrecken, wir spüren die steigenden Preise viel stärker als etwa die Bahn.» Zugleich gehen die Lebenskosten zurück und sinken die Benzinpreise – eine schwierige Situation für die VBL. «ÖV und Krankenkassen sind die einzigen Bereiche, in denen die Preise stetig steigen», sagt Bertschi – nicht gerade förderlich fürs Image.

Angewiesen auf Politik und Verkehrsverbund

Doch was kann die VBL tun? Leider nicht viel. Der schöne Sommer liegt in den Händen von Petrus, die Busspuren bei der Politik und die Ticketpreise ergeben sich aufgrund komplizierter Tarifverhandlungen. Denn die öV-Preise sind abhängig von den Trasseepreisen, die sich aufgrund des Ausbaus beim Angebot stetig erhöhen. Diese werden national festgelegt und da muss die VBL wohl oder übel mitziehen. Man schätzt, dass die öV-Preise national erneut um 3 Prozent ansteigen – was das für die VBL heisst, ist aber noch offen.

Bei der städtischen Politik kann die VBL immer wieder intervenieren und darauf drängen, dass die Busse freie Fahrt kriegen. Das geht aber letztlich wohl nur auf Kosten der Autos, mehr Platz gibt es bekanntlich nicht. «Die Stadt muss sich bewusst sein, welchen Verkehr sie will. Aus unserer Sicht funktionieren Bus und Velos gut nebeneinander», sagt Bertschi.

Am direktesten kann sich die VBL im Tarifverbund Luzern, Ob- und Nidwalden einbringen und sich dafür starkmachen, dass die Preise nicht zu stark steigen. Die Preisverhandlungen laufen momentan. «Wir werden sehen, ob man sich findet, aber wir werden darauf hinweisen, dass die Preise für uns an der oberen Grenze sind.» Dass die Billettpreise indes wieder sinken, das sei so gut wie ausgeschlossen, sagt Bertschi.

Es nimmt Sie wunder, was man beim Verkehrsverbund Luzern (der Geschäftsstelle des Tarifverbundes) zu den Forderungen der VBL sagt? Uns auch! Auf Anfrage konnte dort am Freitag niemand mehr Stellung nehmen zu unseren Fragen.

So entwickelte sich die Zahl der Fahrgäste in den letzten 10 Jahren (in Millionen):

Anzahl Fahrgäste der VBL über die Jahre

Anzahl Fahrgäste der VBL über die Jahre

(Bild: PD)

Die Zahlen der VBL im Vergleich zum Vorjahr:

Die wichtigsten Zahlern der VBL 2015.

Die wichtigsten Zahlern der VBL 2015.

(Bild: PD)

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