Zuger Firmen in den Panama Papers

«Es haben nicht automatisch alle Dreck am Stecken»

Panama ist nicht weit von Zug. Auf zu den Schatzinseln. (Bild: zvg, Montage zentralplus )

Nach Panama ist es nicht weit – zumindest für Zuger Anwaltskanzleien. Am Montag wurde eine Datenbank veröffentlicht, in der zum ersten Mal konkrete Firmen, Adressen und Privatpersonen veröffentlicht wurden, die in den Panama Papers aufgetaucht sind. Was bedeutet das für die Zuger Firmen? Ein Experte für Geldwäscherei sagt: Richtig unangenehm könnte es erst noch werden.

Man hat es gemunkelt, man hat es geahnt, hat es eigentlich auch gewusst. Aber jetzt ist es schwarz auf weiss. Zug ist ganz vorne mit dabei, wenn es um das Gründen von Offshore–Firmen geht. Am Montag hat die Organisation «The International Consortium of Investigative Journalists» (TICIJ) eine Datenbank veröffentlicht, in der die Namen von Firmen, Privatpersonen und Adressen gefunden werden können, die in den Panama Papers aufgetaucht sind.

Das sind schlechte Nachrichten für die geheimhaltungsliebende Zuger Finanzbranche. Denn darunter befindet sich eine ganze Reihe von Zuger Firmen – und noch mehr Adressen. 122 Zuger Adressen sind es, die in den Panama Papers aufgetaucht sind. Die Datenbank zeigt dabei auch die Verknüpfungen der Privatpersonen mit Firmenkonstrukten auf. Weshalb diese Veröffentlichung für die Betreffenden unangenehm werden könnte, sagt Geldwäscherei–Experte Daniel Thelesklaf im Interview mit zentralplus weiter unten im Artikel.

Bekannte Namen unter Zuger «Intermediaries»

In Zug floriert offenbar das Geschäft mit der Gründung von Offshore-Firmen-Konstrukten. Das ist zwar wenig überraschend, so konkret allerdings wurde es bislang nie: 15 Zuger Firmen tauchen in den Panama Papers als sogenannte «Intermediaries» namentlich auf – also als Firmen, die für ihre Kunden Firmenkonstrukte erschaffen, um Steueroptimierung zu betreiben. Das ist nicht illegal. Aber möglicherweise imageschädigend.

«Obwohl man noch nicht weiss, wer die Kunden der genannten Intermediaries sind, werden sich die diese Sorgen machen.»

Daniel Thelesklaf, Vorsitzender des Geldwäscherei-Ausschusses des Europarats

Denn unter diesen Firmen befinden sich auf bekannte Namen: Die «Schweiger Advokatur» etwa, die dem ehemaligen FDP–Ständerat Rolf Schweiger gehört, und die sich neben einer Reihe von anderen Rechtsgebieten offenbar erfolgreich auch auf Offshore–Gesellschaften spezialisiert hat. 23 Firmen tauchen in den Panama Papers auf, die von der Zuger Advokatur für ihre Kunden vermittelt worden sind: 16 auf den Seychellen, sechs auf den British Virgin Islands, eine auf den Bahamas. Damit steht die Schweiger Advokatur nicht alleine da: Mit Patrick Nützi von der Zuger Kanzlei «Nützi Eisenring & Partner» werden gleich 42 Konstrukte in Verbindung gebracht – bis auf zwei in Samoa alle auf den Seychellen.

Kanzleien, Firmen, Adressen

Auch die Zuger Advokatur «Zwicky Windlin & Partner» wird in der Datenbank als Intermediary erfasst: 17 von ihr für ihre Kunden gegründete Firmenkonstrukte tauchen in den Panama Papers auf, darunter 4 in Panama selber, die anderen auf den British Virgin Islands. Weder von Schweiger Advokatur noch von Nützi Eisenring & Partner oder von Zwicky Windlin & Partner war bis Erscheinen dieses Textes jemand für eine Stellungnahme erreichbar. Neben diesen drei Firmen sind folgende Kanzleien, Unternehmen und Personen als Intermediaries aufgelistet: Albert Beerli, Josef Bollag & Cie, Zug Invest SA, Fischer & Partner, Trustco Services, Intercon Trade, T&T International, Kerdos Asset Management, EBM HQ. Diese 15 Firmen sind aber wohl bei weitem nicht alle Zuger Intermediaries – andere Firmen lassen sich in der Datenbank bloss nicht so eindeutig dem Kanton zuordnen.

Die Datenbank lässt neben diesen Intermediaries auch Verknüpfungen von Offshore-Firmen mit Adressen in Zug und anderen Konstrukten auf der ganzen Welt nachverfolgen. 122 Adressen stehen im Kanton in einer Verbindung zu den Panama Papers. Was die Qualität der Verbindung zwischen Adresse und Personen betrifft, bleibt die Datenbank allerdings sehr vage.

«Eine Briefkastenfirma in Zug zu führen, ist für einen «einfachen» Geldwäscher zu teuer.»

Daniel Thelesklaf

Wie ist diese Veröffentlichung einzuordnen? Daniel Thelesklaf ist Vorsitzender des Geldwäscherei-Ausschusses des Europarats und Leiter der Financial Intelligence Unit, der Geldwäscherei-Meldestelle in Liechtenstein. Er erklärt im Interview, weshalb es nun für die Anwaltskanzleien ungemütlich wird.

zentralplus: Wie muss man es einschätzen, wenn eine Zuger Firma in den gestern veröffentlichten Databases auftaucht?

Daniel Thelesklaf: Es würde mich erstaunen, wenn Zuger Firmen nicht auftauchen würden. Zug ist ein wichtiger Finanzplatz. Deshalb hat es keine besondere Bedeutung, wenn eine Zuger Firma eine Panamagesellschaft errichtet. Problematisch wird es erst, wenn nicht abgeklärt wurde, ob die Vermögenswerte der Gesellschaft aus sauberer Quelle sind.

zentralplus: Ist es denn nicht per se unangenehm, seinen Namen unter den Betroffenen zu finden?

Thelesklaf: Es haben nicht automatisch alle «Dreck am Stecken», aber der Einsatz von komplexen Firmenstrukturen bietet ein erhöhtes Risiko für Geldwäscherei. Und es gibt Graubereiche: Zum Beispiel wenn jemand sein Vermögen für eine bevorstehende Scheidung versteckt. Das ist nicht zwingend illegal, aber ethisch fragwürdig.

zentralplus: In Zug sind 15 Intermediaries in den Panama Papers aufgetaucht. Was bedeutet das für sie?

Thelesklaf: Es ist nicht sehr angenehm für diese Anwälte. Insbesondere deren Kunden werden keine Freude haben, dass die Namen ihrer Anwälte nun in der Öffentlichkeit auftauchen. Obwohl man noch nicht weiss, wer die Kunden der genannten Intermediaries sind, werden sich die diese Sorgen machen. Nicht zuletzt, weil sie je nach Ort, wo sie wohnen, auch an Leib und Leben bedroht sein könnten, wenn auskommt, dass sie Geld versteckt haben. Zum Bespiel, weil es für Entführer lukrativ sein kann, wenn diese wissen, dass eine bestimmte Person viel Geld hat.

zentralplus: Wenn man Zug international einordnet: Wie wichtig ist der Standort Zug für die Panama Papers?

Thelesklaf: Wenn man international vergleicht, ist Zug ein teurer Standort für Sitzgesellschaften; die Steuern sind tief, aber immer noch höher als zum Beispiel in Panama. Auch die Gründungs- und Betreuungskosten sind höher. Eine Briefkastenfirma in Zug zu führen, ist für einen «einfachen» Geldwäscher zu teuer. Denkbar ist die Kombination einer Zuger Holdinggesellschaft mit Panama-Gesellschaften. Solche Konstellationen sah man schon bei schweren Fällen von Wirtschaftskriminalität. Aber es ist wichtig zu unterscheiden, dass das alleinige Besitzen solcher Panama-Gesellschaften nichts aussagt. Man muss erst überprüfen können, was genau dahinter steckt. Ob rechtlich alles richtig abläuft, oder ob es sich um Geldwäscherei oder Steuerhinterziehung handelt. Und da wird wohl noch mehr ans Tageslicht kommen. Die federführenden Journalisten haben ja auch angekündigt, noch mehr Daten zu veröffentlichen.

Auf der Karte sind rot markiert die Adressen in und um Zug zu sehen, die im Zusammenhang mit den Panama Papers aufgetaucht sind.

Auf der Karte sind rot markiert die Adressen in und um Zug zu sehen, die im Zusammenhang mit den Panama Papers aufgetaucht sind.

(Bild: ICIJ)

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