Luzerner erfindet die Zitruspresse neu

Jetzt gibt’s Saures!

Eine saftige Idee: Die neuartige Zitruspresse made in Lucerne revolutioniert die Küche. (Bild: vive-citrus.ch)

Nicht nur im Sommer schmecken Zitronen und Orangen gesund und erfrischend. Seit jeher werden die süss-sauren Früchte auch gepresst als Saft genossen. Nun revolutioniert ein Luzerner das Werkzeug dazu – aus einem ganz besonderen Grund.

Eine gute Idee macht noch lange keinen Erfinder – das weiss der Luzerner Designer David Bächtold aus eigener Erfahrung. Neugierig, ehrgeizig, hartnäckig – das alles und noch mehr muss ein Tüftler sein, damit aus seiner Vorstellung das wird, was es sein soll: Ein einfaches aber zuverlässiges Werkzeug.

Eine kleine Revolution

In mühevoller Arbeit hat Bächtold, seines Zeichens «leidenschaftlicher Verbesserer und Hinterfrager», eine Zitruspresse mit neuartigem Ringpresskopf entwickelt. Entstanden ist ein schlichter wie funktionaler Küchenhelfer, der in Anlehnung an eine kleine Küchenrevolution den Namen «Vive le citron!» respektive «Vive l’orange!» trägt.

Bächtold realisiert derzeit mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne auf Wemakeit die Lancierung seiner vielversprechenden Erfindung. Und das mit Erfolg: Schon sind über 160 Zitruspressen vorbestellt. Damit wurde das Finanzierungsziel bereits nach etwas mehr als der Hälfte der Laufzeit erreicht.

«Angefangen hat alles mit einer Reise nach Sizilien», erzählt der frischgebackene Erfinder zentral+ auf Anfrage. «Wegen dem heissen Klima hats Zitronen und Orangen im Überfluss.» Oft habe er frisch gepresste Säfte getrunken. «Mit der alten italienischen Handpresse war der Verschleiss an Zitrusfrüchten allerdings sehr hoch», erklärt der 39-jährige Luzerner. Damit sei die Idee geboren gewesen. «Ich sagte mir: Jetzt muss eine Zitruspresse her, die durch ihre Funktionsweise überzeugt und mit einem Design aufwartet, das auf das Wesentliche reduziert ist.»

Viele Opfer gebracht

Schlaues Design

Die neuartige Zitruspresse des Luzerner Designers David Bächtold geht schon bald in die Produktion. Auf der Crowdfunding-Plattform Wemakeit hat das Projekt schon über hundert Unterstützter – und es werden immer mehr. Obwohl die Sammelfrist noch gut zwei Wochen dauert, wurde das Finanzierungsziel nicht nur erreicht, sondern gar übertroffen. 

Der 39-Jährige lebt und arbeitet als selbstständiger Grafiker in Luzern. Parallel dazu sucht er nach kreativen Ansätzen, um alltägliche Tätigkeiten mit innovativen Produktlösungen zu verbessern. Mit «Vive Products» macht er genau das: «vereinfachen, optimieren und verschönern».

Gesagt, getan. In enger Zusammenarbeit mit seinem Vater, einem Kunstkeramiker, produzierte Bächtold einen Ringpresskopf aus Porzellan. Das Innovative daran: Die Ringform mit den speziellen Lamellen orientieren sich – im Gegensatz zu den herkömmlichen spitzförmigen Pressen – an der Anatomie der Zitrusfrucht. «Der Presskopf ist das Herzstück der ganzen Arbeit», betont Bächtold.

Die Analyse sei sehr aufwendig gewesen. «Auf verschiedensten Märkten habe ich unterschiedliche Sorten von Zitronen und Orangen gekauft, halbiert und die Fruchthälften ausgegossen, fotografiert und vermessen.» Die eingelesenen Fotos hat er anschliessend übereinandergelegt und eine Modellfrucht erschaffen. «Auf diese Weise fand ich für meinen Presskopf die perfekte Form.» Die zehn Lamellen entsprächen der durchschnittlichen Anzahl Fruchtkammern, hält Bächtold fest. «Und mit ihrer geschwungenen Form wie bei einer Schraube wird das Fruchtfleisch nicht vorzeitig verdrängt, sondern vollständig ausgepresst», freut sich Bächtold. 

Beim Bau der unzähligen Prototypen ist Bächtold vor allem ein Handwerk zugute gekommen. «Ich bin gelernter Zahntechniker», erklärt der selbstständige Grafiker und Produktedesigner, der in der Stadt lebt und arbeitet. Hunderte von Zitronen und Orangen seien in den vergangenen drei Jahren geopfert worden, um die Funktionalität und damit letztlich das Design zu optimieren, sagt er. Deswegen bezeichne er sich auch nicht als Erfinder, schiebt Bächtold nach. «Ich habe nichts Neues geschaffen – aber Bestehendes verbessert.» Designer und Tüftler gefalle ihm darum besser.

Eine persönliche Angelegenheit

Bei der Entwicklung und Herstellung des Produkts setzt der Luzerner auf Nachhaltigkeit – in Bezug auf die Natur wie auch auf die Wertschöpfungskette. «Meine Zitruspressen werden alle in Handarbeit in der Schweiz hergestellt. Der Presskopf in der Keramikwerkstatt meines Vaters im Entlebuch, die Holzgriffe in einer Drechslerei im Kanton Solothurn», sagt Bächtold. Er kennt alle Partner persönlich, auch den griechischen Plantagenbesitzer, der ihm das Olivenholz liefert.

Eine saftige Idee: Die neuartige Zitruspresse made in Lucerne revolutioniert die Küche.

Eine saftige Idee: Die neuartige Zitruspresse made in Lucerne revolutioniert die Küche.

(Bild: vive-citrus.ch)

«Die Menschen hinter dem Produkt und ihre Umwelt sind mir wichtig», sagt der Tüftler. Das gebe dem Produkt eine Geschichte und damit eine Identität. «Ich will einen echten Mehrwert, und zwar für alle.» Zusammengesetzt und verpackt werden die Pressen vom Chef persönlich – in dessen Atelier in der Luzerner Neustadt.

Mehr Wert als sein Preis

Die «werthaltige Arbeit», wie Bächtold es nennt, hat denn auch ihren Preis. Stolze 150 Franken kostet die spezielle Orangenpresse made in Lucerne, 130 Franken die etwas kleinere Zitronenpresse. Selbstbewusst tritt man gegen die Konkurrenz aus China an, die in der herkömmlichen Variante beim Grossverteiler für fünf Franken im Regal steht.

«Klar, so was braucht schon etwas Mut», räumt Unternehmer Bächtold ein. «Aber wo braucht es das nicht?» Bisher habe er die ganze Tüftlerei nebenbei gemacht. Bis jetzt sei das in erster Linie eine Herzensangelegenheit gewesen. Er hoffe, dass mit der Zeit und mit dem Erfolg die Produktionskosten gesenkt werden könnten und der Stückpreis unter 100 Franken zu liegen komme.

Er wolle jetzt aber nicht euphorisch werden, hält sich der Designer zurück. Es handle sich immer noch um ein Nischenprodukt. «Ich würde mich freuen, wenn meine Zitruspresse ihre Platz auf dem Markt und ihre Abnehmer findet», so Bächtold. Und: Reich werde er damit letztlich sicher nicht. «Falls die Markteinführung gelingt, möchte ich die Produktion zu einer kleinen Manufaktur ausbauen und für deren Betrieb soziale Projekte im Behinderten- und Asylbereich berücksichtigen.»

Bereits interessieren sich zwei Fachhändler für seine Küchenhilfe. «Wir sind im Gespräch, konkret ist noch nichts.» Sollte Bächtolds Zitruspresse zum Verkaufsschlager werden, will er dennoch «natürlich wachsen». Neue Ideen habe er bereits im Kopf.

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