Firmen sollen Hochschul-Departement mitzahlen

Eine Million Franken von Sponsoren

Könnten in Rotkreuz mit gesponserten Computern arbeiten: Studenten der Luzerner Hochschule

(Bild: Hochschule Luzern)

Für den Aufbau des Informatik-Departements in Rotkreuz werden zusätzliche Mittel benötigt. Einen Teil dafür sollen private Sponsoren aufbringen. Die Bandbreite der möglichen Gegenleistungen ist gross. Werden die angehenden Informatiker also bald im Novartis-Hörsaal unterrichtet?

Auf drei Millionen Franken werden die Aufbaukosten des Informatik-Departements in Rotkreuz veranschlagt (zentral+ berichtete). Eine davon will die Hochschule Luzern aus Eigenmitteln stemmen, eine weitere Million will der Kanton Zug als Anschubfinanzierung beitragen. Das letzte Drittel sollen Sponsoren beitragen.

Sponsoring auch beim Musik-Departement

«Wir erachten die Million Franken als realistische Zielgrösse», sagt dazu der Rektor der Hochschule Luzern, Markus Hodel. Und ergänzt: «Ich habe aber durchaus Respekt vor dieser Zahl.» Bekannt ist vor allem, dass Emmi am Wirtschafts-Departement für einen Betrag, der in etwa einem Kleinwagen entspricht, ein Jahrgangs-Sponsoring eingegangen ist oder, dass die Centralschweizer Kraftwerke CKW am Departement Technik und Architektur eine Assistenzstelle finanzieren. Doch diese Engagements bewegen sich auf einem ganz anderen finanziellen Niveau als die nun kalkulierten Einnahmen.

«Beim Informatik-Departement handelt es sich um eine Anschubfinanzierung, wie wir sie beim Departement Musik haben werden», sagt Hodel. Auch für den rund 78 Millionen Franken teuren Neubau des Departements beim Südpol hätte man Zusagen für Mittel in dieser Grössenordnung bekommen können.

Gegen 100 Firmen als potentielle Sponsoren

Laut dem Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel kommen für das Fundraising vor allem grössere Unternehmen aus der Region in Betracht. Dabei dürfte es sich vor allem um IT-Unternehmen oder eng vernetzte Firmen handeln. Tatsächlich bietet der Kanton Zug doppelt so viele IT-Arbeitsplätze wie der Schweizer Durchschnitt (zentral+ berichtete). Nicht weniger als 1’067 Zuger Firmen sind in der ICT-Branche (Information and Communication Technology) tätig. Aber auch die Chemie ist mit der IT eng vernetzt. Nur schon Roche beschäftigt in Rotkreuz in der IT rund 400 Mitarbeiter.

Neue Verträge für Mitarbeitende

Im Rotkreuzer Neubau werden ab 2019 das neue Departement Informatik, aber auch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ untergebracht. Der Umzug des IFZ nach Rotkreuz stösst nun aber bei der Stadt auf Kritik. «Damit setzt man eine bewährte Weiterbildungsmarke aufs Spiel», sagte Stadtpräsident Dolfi Müller in der «Neuen Zuger Zeitung». Und weiter: «Dafür habe ich keinerlei Verständnis».

Ganz andere Sorgen hat René Hüsler. Der in der Nachbargemeinde Hünenberg wohnhafte Direktor des Departements Informatik muss auf Studienbeginn im Herbst 2016 sein Team zusammenstellen. Alle heutigen Informatik-Mitarbeitenden der Departemente Technik & Architektur sowie Wirtschaft erhalten auf diesen Zeitpunkt hin einen neuen Arbeitsvertrag vom Departement Informatik. «Aufgrund der neuen Angebote und möglichen neuen Schwerpunkten werden bis 2020 gut 20 zusätzliche Dozierende und weitere Mitarbeitende rekrutiert», erklärt Hüsler.

Aktuell erstellt die Hochschule eine Liste mit möglichen Kooperationspartnern. Konkrete Namen oder die Anzahl möglicher Sponsoren will Rektor Hodel nicht nennen, denn: «Fundraising ist ein diskretes Geschäft.» Es soll sich jedoch um «eine Zahl unter 100» handeln. Diese Unternehmen will man vor allem persönlich angehen.

Mögliche Gegenleistungen sind im «Reglement zum Fundraising» definiert, das der Fachhochschulrat letzten April verabschiedete. Der Rahmen ist breit und reicht von der Finanzierung von Ausstattungsgegenständen bis hin zur Finanzierung von Lehraufträgen oder von Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten. Im Gegenzug werden beispielsweise Namensnennungen auf Ehrentafeln, Verdankungen oder Namenspatenschaften für Forschungseinheiten angeboten.

Keine Produktenennungen

Es wäre also denkbar, dass Studenten in Rotkreuz auf Ricardo.ch-Stühlen sitzen oder im Roche-Hörsaal unterrichtet werden. Ein Salat-Büffet «powered by Viagra» hingegen sei nicht möglich. «Die Sponsoring-Richtlinien schliessen eine Markennennung aus», zieht Rektor Markus Hodel die Grenze. Die Hochschule mache keine Werbung für Produkte oder Dienstleistungen von Partnern. Auch müsse die Freiheit von Lehre und Forschung gewährleistet bleiben. Laut Reglement schliesst dies aber nicht aus, dass Spender im Rahmen eines Gremiums, beispielsweise eines Beirates, mitwirken können.

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