Technologie Forum Zug

Labor zu vergeben

Sie konkurrieren mit der ganzen Welt, aber zuhause halten sie zusammen: Zuger Technologie-Firmen. (Bild: zvg: TRUMPF)

Hochtechnisierte Wirtschaftszweige geben sich nach aussen schweigsam. Von innen sieht das ganz anders aus: Da wird untereinander reger Austausch gepflegt. Mit Starthilfe von aussen: Das Technologie Forum Zug vernetzt seit zehn Jahren die Zuger Wirschaftscluster, öffnet Betriebe für einander und bietet sogar eine Tauschbörse für Laboratorien.

Von Clustern spricht man gerne, wenn es um die Zuger Wirtschaft geht: Vom Pharma-Cluster etwa, oder vom Rohstoff-Cluster, und darunter stellt man sich dann schweigsame Konglomerate vor, von brodelnden Wirtschaftszweigen, aus denen keine Neuigkeit je nach aussen dringt. Die sich untereinander harten Wettbewerb bieten. Und sich bestimmt nicht freundlich über ihre Methoden austauschen.

Von innen sieht das ganz anders aus: Dass diese Cluster wie Gärten gepflegt werden, dass sich die Firmen rege treffen und sich offen über ihre Technologien und Arbeitsabläufe austauschen, darum kümmert sich schon seit zehn Jahren das Technologie Forum Zug. «Unser Ziel ist es, die verschiedenen technologieorientierten Wirtschaftszweige in der Wirtschaftsregion Zug zu vernetzen», sagt Martina Böhm. Sie ist seit knapp einem Jahr die Geschäftsleiterin des Forums, hat vorher bei Nord Stream gearbeitet, ist entlang der geplanten Gas-Pipeline durch alle Länder rund um die Ostsee gejettet. Jetzt sitzt sie im Büro an der Baarerstrasse und macht sich Gedanken darüber, wie sie ihren Mitgliedern, den Zuger Technologiefirmen, etwas bieten kann.

Wer sagt wieviel?

«Wir sind ein Verein, und unsere Mitglieder sind in die verschiedenen Dialoggruppen aufgeteilt, die wir Cluster nennen», sagt Böhm. Jeder Cluster hat einen Chef, und mit ihm definiert sie jeweils das Jahresprogramm: «Der Clusterchef weiss, was in der Branche gerade ansteht, wo die Knackpunkte sind. Wir organisieren dann dazu Inputreferate und Diskussionsrunden. So können sich die Zuger Firmen austauschen.»

Gibt das keine Streitereien um Patente? Firmen sind wohl vorsichtig darin, welche Informationen sie teilen wollen. «Nein, das ist kein Problem. Da geht es nicht um die sensiblen Bereiche, und die Firmen sind meistens nicht von geistigem Eigentum abhängig. Sie tauschen sich über Arbeitsabläufe oder Erfahrungen mit Methoden aus. Und wenn eine Firma eine Grenze hat, wo es ihr zu sensibel wird, dann wird die auch respektiert.»

Dinge, die alle benötigen

Das erlebt auch Dieter Vischer so, er ist Entwicklungsleiter bei Bucher Hydraulics AG. Vischer leitet in seiner Freizeit den Cluster Mess- und Regeltechnik. «Heute ist die Wirtschaft so spezialisiert, dass wir vielleicht drei Konkurrenten haben auf dieser Welt, die genau dasselbe herstellen wie wir.» Beim Austausch im Cluster gehe es deshalb vor allem um Dinge, die alle benötigen: «Zum Beispiel um den Umgang mit Elektromotoren, jeder in der Branche braucht sie.» Es gibt also Bereiche, die für alle Firmen einer Branche interessant sind, aber nicht sensibel. «Diese gemeinsamen Bereiche sind sogar viel grösser als der sensible Bereich», sagt Vischer.

Ob das für die Firmen aber überhaupt interessant ist, sich in einem so kleinen Wirtschaftsraum wie Zug zu vernetzen? «Ich denke es braucht ein wenig von allem: Die Vernetzung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Und das Technologieforum hat etwas geschafft, was nicht alle solchen Verbände geschafft haben: Es stellt etwas dar, es läuft etwas, Firmen wollen sich darin vernetzen.» Aber das Angebot sei so gross, dass man auch zu viele solcher Vernetzungsveranstaltungen besuchen könne: «Nur schon beim Technologie Forum könnte ich jede Woche eine Veranstaltung besuchen. Nur fehlt dafür schlicht die Zeit.»

Labor zu vermieten

Beim Technologie Forum Zug gibt es neun Cluster: Fertigungstechnologie, Medical Devices und Pharma, Mess- und Regeltechnik und Automation, Supply Chain Management, Software, Elektronik, Cleantech, Mikrotechnologie. Jeder Cluster hat seine Veranstaltungen, finanziert wird das Ganze durch Mitgliederbeiträge der beteiligten Firmen. «Wir sorgen dafür, dass es neben den Referaten auch immer einen offenen Teil gibt, in dem vernetzt werden kann.»

Vernetzung ist aber nicht alles, das Technologie Forum will noch mehr Synergien schaffen. Deshalb wurde etwa das Labor-Austauschprogramm ins Leben gerufen. «Viele technologie-orientierte Firmen haben Labore, können sie aber gar nicht auslasten.» Die Idee dabei: Auf der Plattform des Technologie Forums sollen solche Firmen ihre Maschinen oder Dienstleistungen anbieten können. «Wenn eine Firma mal einen Prototypen auf etwas testen muss, kann sie da nachschauen, welche andere Firma in Zug so einen Test durchführen kann. Oder sie kann sich das Labor mieten. Die Firmen sind froh, wenn sie ihre Labors bestmöglich nutzen können.»

«Erst Jahre später entsteht Synergie

Ob sich der Erfolg dieser ganzen Vernetzungsarbeit messen lasse? «Nein, das ist schwierig», sagt Martina Böhm vom tfz, «manchmal entsteht da erst Jahre später eine Synergie, die aus einer unserer Veranstaltungen gewachsen ist. Aber das Feedback aus den Clustern ist sehr gut, und ich denke, die wachsenden Mitgliederzahlen sprechen für sich.»

Zuger Innovationspreis

Das Forum organisiert den Zuger Innovations- und Technologie-Tag mit Workshops und Vorträgen. Dabei verleiht der Zuger Regierungsrat jährlich den Innovationspreis des Kantons Zug über 20’000 Franken an eine Zuger Firma. 2012 gewann die Cham Paper Group den Innovationspreis für die umweltfreundliche Verpackungslösung «Barnamic». Das stiess auf Irritation, da die Cham Paper Group just davor 200 Mitarbeiter entlassen hatte (zentral+ berichtete).

Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel musste für die Preisverleihung im Kantonsrat eine Begründung nachliefern, da der Preis eigentlich für eine besondere Innovation ausgerichtet werde, die dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen dienen soll. Er begründete die Verleihung laut Neuen Zuger Zeitung mit der Innovationskraft der Unternehmung, die es schaffe, zumindest einen Teil der Arbeitsplätzeim Hochpreisland Schweiz zu erhalten.

2013 erhielt die Baarer Firma Rittmeyer AG den Preis für die Entwicklung einer Software, die in Kläranlagen zur Energieersparung eingesetzt wird. Dieses Jahr findet der Zuger Innovations- und Technologie-Tag am 12. November statt. Thema: «Was macht ein Unternehmen sexy?»

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